Na dann hier mein deutlich positiverer und sehr subjektiver Erfahrungsbericht nach fast zwei Wochen:
1. Die persönliche Abstimmung
Nach wenigen Tagen war für mich klar, dass die Konzepte der z.Zt. verfügbaren Apps - aus verständlichen Gründen - nicht überzeugend sind. Deshalb hab ich bis auf zwei Ausnahmen alle Apps wieder von der Watch gelöscht und mich ausschließlich auf die native Apps und Funktionen konzentriert.
Im nächsten Schritt ging es darum, die Fülle der Notifications in den Griff zu bekommen und mich auf die zu konzentrieren, die auch wirklich einen Mehrwert in meiner persönlichen Interaktion zwischen Watch und iPhone generieren. Das hat eine Zeit lang gedauert, aber mittlerweile habe ich eine Abstimmung gefunden, die mich gut im Alltag unterstützt.
Ähnliches galt für die "Glances", deren Angebot ebenfalls sehr vielfältig ist. Hier hat mich die Wahl meines Zifferblattes entscheidend getrieben, denn alle Funktionen, die ich als Komplikationen ausgewählt hatte, brauchte ich natürlich nicht mehr in den Glances. Auch hier muss man sein persönliches Setup finden, aber mein persönliches Credo lautet auch hier: weniger ist mehr!
Nun noch die persönlichen Präferenzen für Töne, Helligkeit, Taps und andere Sachen einstellen und die Watch hatte ein für mich beständiges Setup, welches sich nun eine Woche bewähren durfte.
2. Die Nutzung im Alltag
Hier kann ich gut zwischen den Erfahrungen in der beruflichen und privaten Nutzung unterscheiden. Der Kalender definiert meinen Arbeitstag, von einem Termin geht es zu dem nächsten. Hier sind die dezenten, aber für mich deutlich wahrnehmbaren Notifications eine Erleichterung. Erinnerungen an den nächsten Termin habe ich wegen des iPhones in der Hosentasche schon mehrmals überhört, aber auf der Watch noch nie. Eine Termineinladung schnell lesen und zu- oder absagen geht innerhalb von wenigen Sekunden, ohne erneut das iPhone aus der Tasche ziehen zu müssen.
Außerdem kommunizieren wir im Geschäft sehr viel über SMS und ich kann schon nicht mehr zählen wie viel Nachrichten ich schon schnell und unauffällig gelesen und dann entweder über vorformulierte Antworten, oder über sehr leise, aber akkurat transkribierte Texte beantwortet habe. "Hey Siri" - "vielen Dank!".
Seit ich die Watch nutze, bin ich der schnellen Erstellung von Erinnerungen verfallen. Einfach über Siri schnell diktieren, „neue Erinnerung um 14:00 Uhr, Mail an Frau ABC“, oder „Erinnerung am Dienstag wenn ich das Büro verlasse, Herrn XYZ zurückrufen“ gehören mittlerweile schon zum Arbeitsalltag.
Eingehende Telefonate über einen lautlosen Tap zu bekommen (Klingelton für das Telefon ist auf der Watch und dem iPhone abgeschaltet) und über einen flüchtigen Blick zu entscheiden ob das Gespräch wichtig ist, ist ein Segen und erhöht die Konzentration währen der Meetings ungemein.
Privat liegt der Nutzen sehr stark in der Activity App. Ich bin kein Sport-Freak, der fünfmal die Woche trainiert und sekundengenaue Zeiten und präzise Entfernungen braucht, aber die tägliche Bewegung und die regelmäßigen Workouts zu messen und zu verfolgen macht einfach Spaß.
Da der Freundeskreis (leider) zu 95% WhatsApp benutzt und wir alle wissen wie häufig unnützes Zeug auf diesem Kanal gepostet wird, ist es auch sehr nützlich mit einem kurzen Blick zu sehen, was da gerade ankommt.
Eine Wegstrecke mit den Taptic Engine Hinweisen durch Maps habe ich auch schon hinter mich gebracht. Ist schon was anderes entspannt die Wegstrecke zurück zu legen und dann die Hinweise zum Abbiegen zu bekommen, als dauernd mit dem iPhone in der Hand rumzulaufen.
Und dann noch die wichtigste App von allen: OneFootball! Endlich werde ich nicht mehr von der Frau tadelnd angeschaut, weil der Blick nur auf dem iPhone hängt….
Und das Letzte zum Schluss (hätte ich fast vergessen
die Uhrzeit lese ich auch ab und zu ab.
3. Warum mich das Konzept der Watch also wirklich überzeugt
Nach zehn Tagen intensiver Nutzung ist mir die Nutzung der Watch bereits in Fleisch und Blut übergegangen. Es ist zwar sehr subjektiv, aber ich habe mit dem UI und der Bedienung mittlerweile überhaupt keine Probleme mehr.
Die Watch unterstützt mich dabei, die vielen kleine Dinge, die sich jeden Tag wiederholen, einfach und mit wenig Aufwand (und noch weniger Aufsehen) zu erledigen. Da Siri das einzig vernünftige Eingabe-interface ist, habe ich mich spielend schnell an die Nutzung gewöhnt. Auf dem iPhone habe ich immer das konventionelle Tippen bevorzugt, aber auch hier bemerke ich erste Veränderungen.
Das iPhone sieht deutlich weniger das Tageslicht, was übrigens den positiven Nebeneffekt einer längeren Batterielaufzeit hat. War ich bis vor kurzem noch berüchtigt, permanent an dem Ding rumzufummeln, fallen die kurzen, schnellen Blicke und Interaktionen mit der Watch bei weiten nicht so auf. Natürlich stehe ich auch nicht prominent im Raum und führe lautstarke Telefonate.
4. Zusammenfassung
Natürlich gibt es berechtigte Kritik an der Watch, und zwar an allen Fronten. Einiges ist Geschmackssache, andere Dinge sind objektive Fehlfunktionen.
Mir gefällt das Design der Watch, die Hardware und die Verarbeitung sind Apple-typisch hochklassig – egal was da manche wieder herbeireden wollen (ablösende Displays, etc.). Dass das Watch OS noch viel Luft nach oben hat, ist vollkommen klar, aber das war beim ersten iPhone auch so.
Die o.g. Funktionen der Watch überzeugen mich alle zu 100%. Da wird sicherlich noch einiges an Verbesserungen in den nächsten Jahren kommen, aber ich habe jetzt schon meinen täglichen Nutzen.
Ich bin gespannt auf die ersten Apps, die wirklich an die Watch angepasste UIs auf die Watch bringen. Da die HW ja nun verfügbar ist, werden bestimmt bald die ersten Apps auftauchen, die nicht nur sehr eingeschränkte Funktionen spiegeln.
Hat die Watch mein Leben verändert?
Nicht wirklich, aber sie macht verdammt viel Spaß!