Zuerst einmal solltest Du Dir bewusst machen, daß der Markt wirklich überfüllt ist mit Mediengestaltern und dergleichen, die wahrscheinlich niemals einen Job bekommen werden, da die Auswahl das Jobangebot um ein Vielfaches übersteigt.
Einzige Hoffnung: Man muß einfach gut sein und auch eine Portion Glück haben.
Wichtig ist vor allem, daß man diesen Job mit Leib und Seele machen will. Wie man dann seine Laufbahn einschlägt ist fast egal. Ich kannte mal einen Bäcker, der mit 30 seine Leidenschaft für Grafik entdeckt hat, sich selbständig machte und wirklich gute Sachen abgeliefert hat.
Ich selbst wollte ab meinem 15 Lebensjahr unbedingt was in Sachen Grafik machen. Mangels Geld für einen Computer habe ich damals viel mit Klebelayout und Fotokopierer layoutet. Habe damals auch ständig einen Rüffel von meinen Lehrern bekommen, da ich im Unterricht mehr gezeichnet habe, als am Unterricht teilzunehmen. Deshalb habe ich dann auch (was ich definitiv eher hätte machen sollen) in der 13. Klasse das Gymnasium mit Fachabitur verlassen und meine Ausbildung zum Gestaltungstechnischen Assistenten gemacht. Ein Studium war damals für mich leider absolut nicht finanzierbar und die Ausbildung zum GTA konnte ich mir durch Nachtschicht an der Tankstelle finanzieren.
Nach der Ausbildung war es, wie erwartet sehr schwer eine Stelle zu finden, vor allem, da den meisten Agenturen die Ausbildung GTA völlig fremd war. Zu meinem Glück (Ja, das gehört dazu) ließ sich eine Agentur nicht davon abschrecken, da diese gerade mit studierten Grafikern am Mac sehr schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Somit bekam ich meinen ersten Job als Grafiker …
In der Agentur habe ich dann gelernt, wie weit die Ausbildung von der Realität entfernt ist. Wie meine Vorredner schon sagten, muß man hier ein ziemlich dickes Fell haben. Oft genug haben wir bewußt schlecht gearbeitet und wenn das Ergebnis in unseren Augen so richtig schlecht war, wußten wir, daß es genau das war, was der Kunde haben wollte. Schöne Entwürfe wurden recht selten gewürdigt. Im Grunde hatten wir vier Kunden, für die es wirklich Spaß gemacht hat zu arbeiten.
Überstunden waren die Regel. Sonntags Nachts um 3:00 Uhr den MAc auszuschalten und Montags um 8:00 Uhr wieder anzufangen war nichts ungewöhnliches.
Mittlerweile bin ich Leiter der Grafikabteilung in einem Industriebetrieb und sehr zufrieden. Zwar mache ich mehr Überstunden, als zu Agenturzeiten (habe sogar ein komplettes Jahr auf Urlaub verzichtet), aber dafür kann ich mich hier verwirklichen. Selten passiert es, daß ich meinen Chef etwas nicht ausreden kann, was mir nicht gefällt. Außerdem hat man nicht den extremen Zeitdruck, wie in einer Agentur, da man ja für sich selbst arbeitet. Außerdem verdiene ich weit mehr, als in der Agentur, wo nicht gerade gut bezahlt wurde und der Job generell von der Auftragslage abhing.
Ich habe mal gelesen, daß man bis zu seinem 30. Lebensjahr in dem Job Entweder Art Director in einer Agentur, selbständig oder in einem Industrieunternehmen untergekommen sein muß. Das kann ich aus eigener Erfahrung nur unterschreiben.
Ich wollte immer Grafikdesign studieren, was zum Teil aus finanziellen und familiären Gründen nicht geklappt hat. Heute bin ich froh darüber, da ich zum Großteil Diplom Designer kenne, die keinen Job finden. Den meisten Unternehmen und Agenturen sind die zu teuer. Mediengestalter oder GTA haben da schon bessere Chancen, müssen sich aber schon bei der Bewerbung mehr beweisen. Auch ist ein Studium keine Garantie, daß man die Materie nachher besser beherrscht, als nach einer Lehre etc. Ich kenne in diesem Job mehr schlechte Diplom Designer, als schlechte Mediengestalter, da die Designer oft den Wandel von der Theorie zur Praxis nicht schaffen und sich oft selbst überschätzen.
Wichtig ist für diesen Job (egal welchen Weg man geht), daß man unbedingt etwas in der Richtung machen will und sich gar kein anderes Leben vorstellen will. Man muß aufgeschlossen und neugierig sein, da sich wohl kaum eine Branche schneller technisch weiterentwickelt als in der Grafik. Man muß stets sein Umfeld neugierig beobachten, um der Kreativität Futter zu geben und sich für alles, was noch so langweilig wirkt interessieren können. Denn Du wirst Dir deine Kunden nicht aussuchen können für Maschinenhersteller, Juweliere, Handwerker etc. den gleichen Elan aufbringen müssen. Und dazu muß man die Bedürfnisse des Kunden verstehen können.
Dein Entwurf des Plakates zeigt auch mir, daß Du Dich noch ganz am Anfang befindest und noch viel lernen mußt. Auch ich finde, daß am guten alten Bleistift kein Weg vorbei geht. Ich habe damals auch viel Comics gezeichnet, was ich immer noch für eine gute Grundübung in jungen Jahren halte. Hier lernst Du nebenbei noch Deine Umgebung zu beobachten, wenn Du anfängst bestimmte Gestiken, Handhaltungen etc. zeichnen zu wollen.
Es ist ein steiniger Weg, den Du da in's Auge gefasst hast. Aber wenn man es wirklich will, kann man diesen auch heute noch meistern, wenn man bereit ist, den Rest seines Lebens an sich zu arbeiten. Wer dazu nicht in der Lage ist, sollte lieber Beamter werden!