Wenn Haie sterben - stirbt das Meer

bahnrolli

Aktives Mitglied
Thread Starter
Dabei seit
21.02.2004
Beiträge
491
Reaktionspunkte
3
Angeregt wurde ich für dieses Posting durch den Fred - Was macht Ihr zu Weihnachten - wo u.a. das Essen genannt wurde. Achtet Ihr eigentlich auch drauf, was Ihr u.a. in Restaurants eßt?

Ich stecke gerade im Kommentar zu einem Film mit Unterwasseraufnahmen, wo auch schlafende Haie zu sehen sind, die eigentlich dorthin gehören und nicht die Suppenschüsseln überspannter Europäer oder Taiwanesen.

Die Tiere haben nun absolut gar nichts mit den Bildern zu tun, die man z.b. von Steven Spielberg in seinem weißen Hai präsentiert bekommt - menschenfressende Monster, die irgendwelche überbezahlten Hollywoodstars fressen oder altersschwache Kutter zum Kentern bringen. In freier Wildbahn geht der weiße Hai im übrigen nur alle 2 Monate auf Jagd.

Als Raubtier am oberen Ende der Nahrungskette im Meer hat Mutter Natur es in ca. 400 Mill. Jahren Evolution nahezu perfekt ausgestattet. Aus eigener Anschauung kann ich sagen, daß sie mit ihrem stromlinienoptimerten Körperbau sehr elegante Schwimmer sind. So sind Strecken mit mehreren tausend Kilometern kein Thema - ein Blauhai - in den USA registriert und vor der Küste Westafrikas gefangen - hatte damit sage und schreibe 5500 km zurückgelegt.
Er verfügt über die dem Menschen vertrauten Sinne wie Geschmack, Tasten, Geruch, Gehör oder Sehen, aber in auf das Medium Wasser optimal abgestimmter Weise. So kann kann ein grauer Riffhai kleinste Barschextrakte noch in einer Konzentration von eins zu zehn Milliarden Teilen riechen. Das ist ein Tropfen Wein auf die Wassermenge eines mittelgroßen Schwimmbades! Auf bestimmte Stoffe wie z.B. menschliches Blut reagiert er gar nicht, auch wenn Großbuchstaben-Zeitungen und -sender da gerne was anderes erzählen. Darüberhinaus verfügt er noch über Sinnesorgane, deren Funktion wir bis heute nicht kennen - die Savischen Blasen oder das Sauglochorgan. :confused:

Trotz seiner exponierten Stellung innerhalb der Nahrungskette hat er einen schlimmen Feind - den Menschen, obwohl der eigentlich gar nicht zu seinem Futterspektrum gehört. Er attackiert einen Menschen erst dann, wenn dieser unter Verletzung von Vorsichtsmaßregeln in sein Revier eindringt oder wenn z.b. Blut harpunierter oder nach dem Angeln Reste ausgenommener Fische im Wasser ist/sind - eine weitverbreitete Unsitte von Anglern. Oder würdet Ihr im Ernst einen wütend kläffenden Dobermann den Kopf tätscheln wollen, nachdem Ihr gerade in der Küche Gulasch geschnitten habt?
So tragisch das im Einzelfall auch ist, sind die 5 - 15 Unfälle mit Todesfolge pro Jahr absolut singuläre Ereignissse, gemessen an der Zahl der Menschen, die zum Baden oder Tauchen weltweit ins Wasser gehen; genauso vereinzelt wie eine fallende Kokosnuss. In einer Studie wurde festgestellt, daß jährlich zehnmal mehr Menschen durch herabfallende Kokosnüsse erschlagen werden. Holzen wir deshalb alle Palmen ab? kopfkratz

Haie werden aber wahllos getötet. Unfälle mit Haien haben selten ein negativeres Image über ein Tier geschaffen oder mit anderen Worten, wer schützt schon etwas, wovor er Angst hat. Diese Hysterie geht inzwischen soweit, daß etwa 70 bekannte Arten auf der roten Liste der von der Ausrottung bedrohten Tierarten stehen. Eine lernresistente Fischereilobby mit mafiösen Strukturen sorgt dafür, dass der Hai auf verabscheuungswürdige Weisen gejagt und ausgeschlachtet wird. Das berüchtigte Finning - dem Tier werden bei lebendigem Leibe die Flossen abgeschnitten und wird dann ins Wasser zurückgeworfen, wo es grausam verendet - dient einzig und allein dem Zweck, daß man eine nur aus Knorpel bestehende geschmacklose, dafür aber prestigeträchtige Haiflossensuppe essen kann. Oder Läden wie die Metro AG bzw. das berühmte KaDeWe in Berlin, die sich beharrlich weigern, Hai-"Delikatessen" aus dem Angebot zu nehmen, weil sie so gefragt sind - die Speise als Statussymbol. :motz
Da ist die Pharma- oder Kosmetikindustrie fast harmlos zu nennen - naja - abgetakelte menschliche Fregatten sollen als Statussymbole ja auch wieder flott gemacht werden können *räusper* :D Aber die landen dann über kurz oder lang im Sondermüll :p , weil sich bedingt durch die allgemeine Meeresverschmutzung Schadstoffe wie Methylquecksilber verstärkt im Fettgewebe des Hais anreichern.
Da der Hai als Raubtier in kurzer Zeit nur wenige Nachkommen zeugt - ein Dornhai, aus dessen Bauchlappen die bekannten Schiller-Locken gemacht werden, ist erst nach ca. 25 Jahren geschlechtsreif - werden hier geradezu Generationen vernichtet. :mad:

Einige Menschen wie Gerhard Wegener, Dr. Erich K. Ritter oder kein geringerer als Prof Dr. Hans Hass, der zur Unterstützung in Ebay Facsimiles seiner Doktorarbeit versteigern liess, wehren sich gegen diese Vernichtung aus reiner Unkenntnis bzw. Dummheit mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit unter www.sharkproject.org. Diese Arbeit finde ich aller Ehren wert, die ich mit diesem Posting hier bekanntmachen und unterstützen möchte. clap

Was passiert eigentlich, wenn der Hai geht?

Was auf den ersten Blick ein verführerischer Gedanke sein mag - keine tödlichen Unfälle mehr - wäre die verhängnisvoll umfangreiche Vermehrung der Tierarten, die bisher Beute der Haie waren. Ein aktuelles Beispiel ist Neuseeland, wo die Austernzucht seit Jahren in der Krise steckt, weil sich die Kraken überproportional vermehrt haben. In einer Art Dominoprinzip würde das Zusammenbrechen der Nahrungsketten zu einer Reduzierung des Phytoplankton, was ca. 75 % des Weltsauerstoffs produziert, führen. Auch wenn ihr jetzt sagt, was geht mich Neuseeland an - ist doch schön weit weg, sollten wir uns Menschen langsam mal Gedanken machen, wie es ist, deshalb dauerhaft ohne Sauerstoff auszukommen - denn mit dem Regenwald sieht es ja auch nicht mehr so gut aus. Und was das teuflische ist - dieser Prozeß kommt nicht irgendwann in ferner Zukunft zum Tragen, sondern in einer überschaubaren Zeitspanne von 5 - 10 Jahren! :(

Was könnt Ihr tun?

Eigentlich ganz einfach - paßt auf, was Ihr im Fischrestaurant eßt oder welchen Fisch Ihr kauft - am besten meiden, was

- Seeaal,
- Schillerlocken,
- Kalbsfisch,
- Speckfisch,
- Karbonadenfisch,
- Königsaal,
- Steinlachs oder
- Seestör ist (tja - die Fischindustrie ist erfinderisch, wenn es ums Vermarkten geht )

und laßt die Haie in Frieden (auch im Fernsehen), ich denke, daß wir sie mal noch sehr dringend brauchen werden. ;)

Wer sich weiter dazu einlesen möchte, sei auf folgende Seiten verwiesen:

SHARKPROJECT International e.V.
http://www.sharkproject.org/phpBB2/index.php (das Forum dazu)
SHARKPROJECT International e.V.
SHARKPROJECT International e.V. (auch hier das Forum dazu - besonders empfehlenswert die Hall of Fame/Shame!)
Bali Reiseberichte Indonesien Tauchgebiete Deutsche Tauchschule
Deutsche Elasmobranchier-Gesellschaft e.V.

Vielleicht noch einen kurzfristigen Tipp für den Wunschzettel: Mit Haien sprechen , Kosmos-Verlag 2004

Oder per Podcast :) : Titel - Saving a Species: A Shark Story 28:03 - Interpret - SeaWorld Adventure Parks

Ansonsten wünsche ich allen einen besinnlichen 4. Advent ;)

abendliche Grüße aus Waldau

bahnrolli
 
Ich esse sowieso keinen Fisch....und auch fast kein Fleisch....
 
Ich schon aber von denen hab ich noch keinen gegessen:
- Seeaal,
- Schillerlocken,
- Kalbsfisch,
- Speckfisch,
- Karbonadenfisch,
- Königsaal,
- Steinlachs oder
- Seestör

Aber ich denke die Menschheit vernichtet so und so den kompletten Planeten noch bevor die Haie ausgestorben sind. Und Besserung ist offensichtlich keine in Sicht. :rolleyes:

MfG, juniorclub.
 
Ich esse liebend gern Fisch. Jedoch nur Makrele, Lachs, Seelachs, Scholle, Seezunge und frischen Aal aus der Nordsee. ;) Ich hoffe damit ess ich den lieben Haien nix wech. ;)
 
...glaubst du wirklich, wenn sich alle in diesem einen punkt einen auf "gut" machen, das sich auf diesem planet etwas ändert ?

...was ist mit den anderen fischen? ...was ist mit der überfischung der meere für hühnerfutter ?
...was ist mit korallen ?
...was ist 1000 anderen dingen ?

...wir menschen sind ein masseneffekt, der über kurz oder lang seine lebenswerte umwelt vernichten wird.....das machen alle arten, die in ihrem system eine solch überlegene dominanz haben....es kommt zu einem population-climax...dann bricht die population auf ein minimum zusammen und weiter geht es.
...das ist natur....und keine noch so tolle technik und auch nicht unser so toller intellekt wird uns davor bewahren.

...und nur am rande.....der natur ist es völlig egal ob es hai gibt oder nicht...wenn die haie weg sind, kommt eine neue art, die die lücke besetzt.
...99,9% aller arten die es auf der erde insgesamt gegeben hat sind ausgestorben.
...das alles will nicht gut heissen, das hai getötet werden, sei es direkt vom menschen oder indirekt durch unser dasein.....allerdings finde ich diesen "rettet die irgendwas" - aktionismus etwas befremdlich......sag es doch einfacher: "bewahrt das meer".

...mal abgesehen davon, das niemand das meer gefragt hat ob es gerettet werden möchte :)
...und wenn wir ehrlich sind, dann machen wir das ja auch nicht für das meer, sondern für uns (ob aus romantischen gründen oder aus wirtschtlichen)....aber das sollte man dann auch ehrlich sagen.

ciao
stefan
 
Zuletzt bearbeitet:
ich fand bahnrollis beitrag sehr interessant - bis jetzt kannte ich haie nur als hauptdarsteller in irgendwelchen zweit- bis drittklassigen thrillerklamotten. eine motivation, mehr über das thema zu erfahren...

gruss
ollo
 
Moin,

@ intuitiv Sicher - Deine Meinung. Allerdings nichts verwertbares für mich, da weder recherchiert noch bewiesen. Spontaner Gedanke beim Lesen dieses Postings: Solche Nullen muss es geben, wie kämen die Zahlen sonst zu ihrem Wert? :p
Ergo: Es tangiert mich peripher (die andere Ausdrucksweise verbietet mir die Forumsettikette :D )
/EOD

@ ollo danke :) Tatsache ist, daß sehr viel Halbwissen darüber existiert vor allem, wenn man sich den Murks anschaut, den Vox gestern abend zur Prime Time wieder ins Programm geklatscht hat (Weißer Hai Teil 2 & 3). Daß diese Herrschaften auch anders können, beweist der Buchlink.
Schlußfolgerung für mich: Die Voxfritzen machen zwar Fernsehen, schauen es sich offensichtlich selbst aber nicht an :D :D

regnerische Grüße aus Waldau

bahnrolli
 
Zuletzt bearbeitet:
Als ich in Japan war wurde mir jeden 2. Tag Haifischsuppe aufgetischt.. Da ich aber zu dem Zeitpunkt sowieso überhaupt keinen Fisch gegessen habe, und ich Fischsuppe noch viel ekelhafter fand/finde, war das dann auch egal.. ;)
 
Unterschreib.

Es gibt kaum was Schöneres und Eleganteres unter Wasser zu beobachten als eine schwimmenden Hai. Bin bisher unter Wasser Riffhaien und Leopardenhaien begegnet und das waren unglaublich schöne Erlebnisse.

Das lustige daran ist, daß Haifischflossen zur Potenzsteigerung gegessen werden (war ja klar oder). Dadurch daß der Hai jedoch am Ende der (natürlichen) Nahrungskette steht, sammeln sich in seinem Körpergewebe sämtliche Schadstoffe wie Schwermetalle und chemische Gifte an. Die Quecksilberkonzentration in Haifischflossen ist gigantisch hoch. Dadurch wird man eher impotent als daß es einen positiven Effekt hat (außer natürlich ein gewisser Placebo-Effekt).
 
Ich glaube mal eines, die Haie sind uns dank der Evolution einige Jahre (Millionen?!?) voraus, und wenn wir ihm die Nahrung wegessen sollten, dann wird er sich auf andere Nahrung umstellen.
Dieses Tier wird eher uns überleben als umgekehrt.
 
Daß die sich im Notfall andere Nahrung suchen könnte vielleicht sein.
Wenn aber weiter 100 Millionen Haie pro Jahr getötet werden, sehen die Cancen für sie eher schlecht.
Da der Hai nunmal kein Beutetier ist dürfte er es auch recht schwer haben, die Verluste mit ausreichend Nachwuchs zu kompensieren.

Es freut mich aber, daß hier noch andere diese Tiere mögen.
smixx15x18.gif
 
ollo schrieb:
… bis jetzt kannte ich haie nur als hauptdarsteller in irgendwelchen zweit- bis drittklassigen thrillerklamotten. …
gruss
ollo
Das ist das Hauptproblem.

Selbst in Dokumentationen sieht man Haie fast immer nur beim fressen irgendwelcher Köder. Hintergrund: Um die Tiere vor die Kamera zu bekommen werden sie mit Ködern angelockt. Und wenn sie dann da sind, fressen sie natürlich die Köder. Das gibt dann jene allseits bekannten Bilder von Haien mit weit offenem Maul in dem viele Zähne sind und das bekannte Blutbad im Meer hinterher.

Schade, dass diese eleganten Tier immer so blutrünstig dargestellt werden. :(

ww
 
Rauti schrieb:
Da der Hai nunmal kein Beutetier ist dürfte er es auch recht schwer haben, die Verluste mit ausreichend Nachwuchs zu kompensieren.
Wobei einige Arten sogar schon soweit dezimiert sind dass die Chance z.B. eines Weissen Hais einen paarungswilligen oder auch nur geschlechtsfähigen Partner zu finden mittlerweile gegen Null tendieren. Weisse Haie gelten mittlerweile als Biologisch ausgestorben was bedeutet es sind zu wenig vorhanden um durch Fortpflanzung den Tod älterer Artgenossen auszugleichen.
Klasse Post übrigens bahnrolli. ;)
 
yepp, als Taucher gibt es kaum schöneres als Haie zu sehen. Auf die Japaner habe ich diesbezüglich einen dicken Hals, da sie nebst Haifische auch sonst alles essen, was vor dem Aussterben ist (ich denke da an Wale). Restaurants, die Haie anbieten, würde ich aus prinzip Boykottieren, und den Chef darauf aufmerksam machen.
 
Die Menschheit weiß sowieso viel zu wenig über das Meer. Wenn man darüber nachdenkt, dass wir Menschen das Weltall weiter erforscht haben als das Meer...schon kurios. Erstaunlich auch wie sehr eine vermeintlich kleine Änderung im Ökosystem das ganze System erschüttern kann.

Wirklich interessant fand ich das Buch "Der Schwarm" von Frank Schätzing
 
schöner beitrag ...

ich fange alle fische selber, die ich esse :cool:
das wär auch ein anfang für die menschheit. so einfach ist das aber leider nicht, was ?

ich seh das wohl ähnlich wie "in2itiv". das ist evolution, wenn der hai weg ist, gibts halt ein anderes viech. ich denke schon, das es eine wirkung hat aber ich glaube nicht, das wir in 10 jahren keine luft mehr kriegen, nur weil wir die haie alle machen ...das ist schwarzmalerei.

gruss
m.
 
Leider sind es nicht nur die Haie, die wir dezimieren.
Die Fischereiindustrie ist völlig hemmungslos, die Staaten, in denen Fischerei ein Wirtschaftsfaktor ist, widersetzen sich jeder Regulierung der Fangquoten auf ein Maß, das den Fortbestand der Arten sichern würde - allen voran Russland, Spanien und Großbritannien.
Wir dürften eigentlich viele Fischarten nicht mehr fangen.

Aber auch unsere Konsumgewohnheiten spielen dabei ein Rolle: Der schwer in Mode gekommene Lachs z.B. wird in Zuchtfarmen produziert, die für jedes Kilo Lachs ein Mehrfaches an gefangenen Fisch verfüttern. Und um den zu fangen, werden die Meere durchgekämmt und auch die kleinen und kleinsten Exemplare zu Pellets verarbeitet.

Von der Verschmutzung der Meere will ich gar nicht erst reden. Auch da leisten die Verschmutzer erbitterten Widerstand gegen jeden Versuch, die Schmutzfrachten einzudämmen.

Wenn man das alles liest, wird man sehr melancholisch.
 
"Mit der weltweiten Einleitung von Abfällen, Giften und Öl sowie der aus dem Treibhauseffekt resultierenden globalen Erwärmung setzt der Mensch die Balance dieses sensiblen Ökosystems aufs Spiel.
Wir kippen nicht nur Gift hinein - wir nehmen auch zuviel Leben heraus. 90 Prozent des gesamten Fischbestandes sind überfischt.
Eine Fischereiflotte, die auf Tintenfisch aus war, fing 1989 in ihren Treibnetzen ungewollt 58.100 Blauhaie, 914 Delphine, 141 Schweinswale, 52 Pelzrobben, 25 Papageitaucher und 22 Seeschildkröten. Der Tintenfisch- und Thunfischfang mit Schleppnetzen kostet jährlich 800.000 Seevögeln und bis zu 120.000 Delphinen, Walen und Robben das Leben."

Quelle: Geo, Ozeane
 
Zurück
Oben Unten