Der Unterschied zu POP3 liegt vor allem im Ablagesystem der E-Mails. Bei POP3 rufst Du Dir E-Mails aus einer simplen Reihenstruktur vom Server ab. Das heißt, eine E-Mail nach der anderen liegt da, kann zwar auch dort liegen bleiben und erst später gelöscht werden, aber in der Regel war's das. Und häufig löscht man die Post nach dem Abrufen sofort, seltener wird die Einstellung genutzt, dass man die Mails auf dem Server erst nach einer gewissen Zeit oder nie löscht.
IMAP4 setzt genau hier an und führt den Gedanken weiter. Im Prinzip verbleibt Dein gesamter E-Mail-Verkehr, als auch die gesendeten Mails oder Entwürfe, auf dem Server und werden von Deinem E-Mail-Programm nur verwaltet.
Legst Du also in einem IMAP4-Postfach einen Ordner an, wird dieser erst auf dem Server angelegt und Dein Mail-Client zeigt in an. Verschiebst Du nun eine E-Mail aus dem Posteingang in diesen Ordner, wird die Mail auf dem Server verschoben und Dein Mail-Programm gleicht seine Darstellung an.
Vorteile: Du kannst mit verschiedenen IMAP4-fähigen Mail-Clients ortsunabhängig Deine E-Mails bearbeiten. Du kannst sogar deine Entwürfe zentral verwalten, also im Büro eine E-Mail beginnen und später zu Hause weitertippen. Ebenso hast Du einen Papierkorb-Ordner, der nicht gleich gelöscht wird, der ebenfalls zentral auf dem Server verwaltet wird.
Nachteile: Für den Server entstehen relativ hohe Lasten, so dass der Mail-Server schon einige Pferdestärken mitbringen sollte. Eine 30-Mann-Firma über einen Pentium-III/800MHz oder einen iMacG3 laufen zu lassen, während alle ihre E-Mails per IMAP4 verwaltet, kostet Zeit... Daher wird auch das Abrufen mit der Zeit langsamer, wenn man nicht regelmäßig den Posteingang leert und alles in einzelne Ordner sortiert.
Weiteres Merkmal: Da Du mit dem IMAP4-Server im Prinzip ständig (per so genannten Stream) verbunden bist, bekommst Du es sofort mit, wenn eine Mail ankommt, nicht erst nach fünf Minuten, wenn der POP3-Client abrufen würde. Allerdings musst Du dafür natürlich auf ständig online sein.
Fazit: IMAP4 ist eine sau-coole Sache, ich nutze es seit über fünf Jahren beruflich wie privat. Ich kann bedenklos auf meinem Rechner der Benutzer und seine E-Mails "platt" machen, und hab sie nach kurzer Zeit wieder, wenn ich neu synchronisiere. Ebenso habe ich dadurch die Möglichkeit mit Hilfe eines Web-Mail-Systems wie SquirrelMail oder Horder/IMP, mir jederzeit von unterwegs vollen Zugriff auf meine Mails zu ermöglichen. So kann ich auch auf eine wichtige Anfrage schnell antworten und habe zu Hause sogar meine E-Mail unter "gesendete Objekte". Ob ich auch meine E-Mails ohne online zu sein lesen kann, ist Einstellungssache und abhängig vom E-Mail-Client, die nämlich alle nicht gleichermaßen mit IMAP4 umgehen (ich nutze Apple Mail und bin sehr zufrieden).
Aber so richtig Sinn macht IMAP4 nur ab flottem DSL (ab 768 kBit/s) zum Flatrate-Tarif. Musst Du auf die Uhr schauen, wie lange Du online bist, macht IMAP4 leider gar keinen Spaß.
Diese E-Mail-Clients unterstützen IMAP4 nach meiner Erfahrung:
Apple Mail (klaro)
Eudora 5/6 (nicht so einfach in den Einstellungen aber sonst sauber)
Outlook 5.02 (OS 9, überraschend gut)
Mulberry (bevorzugt allerdings den eigenen Cyrus-Server)
Empfehlenswert, allerdings auch ein Kriterium für eine schnelle Leitung, ist die ständige Verschlüsselung via SSL (heißt dann IMAP4S), da dann der gesamte Verkehr nicht ausgespäht werden kann (jedenfalls nicht mehr so einfach).