Da haben wir ja wieder ein feuriges und potentielles Endlos-Thema.........
"Gute Objektive" müssen nicht zwangsläufig teuer sein.
Die subjektiv empfundene "Schärfe" hat häufig mehr mit guter Kontrastwiedergabe als mit hohem Auflösungsvermögen zu tun. Auf dieser Erkenntnis beruht übrigens die Unscharfmaskierung. Optimal ist es, wenn beide Eigenschaften möglichst gut sind.
Das aber läßt sich schon mit verhältnismäßig geringem Aufwand bewerkstelligen.
Was ins Geld geht, ist eine besonders aufwendige, professionellen Ansprüchen gewachsene Mechanik, hohe Lichtstärke, hohe Leistung schon bei Offenblende, großer Brennweitenbereich, viele + große Linsen, Sondergläser, spezielle Linsenformen und Dinge wie Bildstabilisator oder Abdichtung.
Wenn man bei einigen dieser Punkten gewisse Abstriche machen kann, kommt man recht preiswert zu sehr guten Objektiven und landet fast zwangsläufig bei den klassischen Festbrennweiten. Dann vielleicht noch etwas abblenden und Du hast eine erstklassige Abbbildungsqualität und zusätzlich einen angenehm hellen Sucher für relativ wenig Geld.
Schönes Beispiel dafür ist z.B. das Zeiss Tessar, das gerade mal aus 4 relativ kleine Linsen besteht. Kleine Linsen kann man deutlich billiger mit höchster Präzision herstellen, leichter perfekt justieren und weniger Linsen verbessern von vornherein die Kontrastübertragung, weil weniger reflektionsanfällige Glasflächen vorhanden sind und dadurch auch die Streulichtempfindlichkeit verringert wird.
Makroobjektive sind generell aufwendiger. Einerseits muß die Fassung einen erheblich größeren Verstellweg bei minimalem Spiel ermöglichen, andererseits muß das Linsensystem zusätzlich - auch - für den Nahbereich optimiert werden. Viele Makros haben dazu noch "Floating Elements" d.h. einzelne Linsengruppen werden je nach Auszug unterschiedlich stark verschoben. Heutige Makros haben deshalb oft ca. 10 Linsen, ohne lichtstärker als ein Tessar zu sein, sind dafür aber ohne weiteres Zubehör von Unendlich bis zum Maßstab 1:1 und damit sehr universell verwendbar, mechanisch sehr solide und optisch fast durch die Bank ausgezeichnet.
Genau diese Kombination von Eigenschaften schätze ich sehr, der Rest ist etwas Beinarbeit oder mal ein Objektivwechsel! Bewegung soll ja durchaus gesund sein und fördert zudem die Durchblutung im Oberstübchen und anderen Körperteilen. Da kann man sich glatt die Muckibude und vielleicht sogar Viagra sparen.
Gute 50er Makros z.B. gibts neu durchaus schon ab ca. 260 Euro. Ist das schon "überproportional" teuer? Ich finde nicht.
Mit 2 Festbrennweiten (Weitwinkel und leichtes Tele oder Tele-Makro ) ist man schon sehr gut gerüstet und bekommt zusätzlich ein gutes Gefühl für deren Bildwirkung.
Gar nicht so falsch: Mangel an technischer Ausrüstung fördert die Kreativität!
Letztlich muß man selbst entscheiden, welche Eigenschaften einem besonders wichtig sind. Da einigen Faktoren andere praktisch immer ausschließen, kommt man um bestimmte Konzessionen nie herum. Auch die berüchtigten "Suppenzooms" haben für bestimmte Anwender ihre Berechtigung. Deren Prioritäten sind halt anders.
Ein interessantes, aber technische weniger perfektes Foto ist mir allemal lieber als ein technisch perfektes aber langweiliges Foto. Erfreulich natürlich, wenn beide positiven Eigenschaften zusammen kommen. Passiert das so oft?
Der Unschärfeverlauf im Hintergrund (neudeutsch "Bokeh") wird hauptsächlich durch die Zahl und Form der Blendenlamellen und die geringe Schärfentiefe = starker Schärfeabfall bei Offenblende beeinflußt. Manchmal zusätzlich auch durch bewußt anerzogene Randunschärfen bei Offenblende oder durch auf die Frontlinse geschmierte Vaseline! (übrigens - ganz ohne Schutzfilter!
)
Die Farbcharakteristik hat im Digital-Zeitalter erheblich an Wichtigkeit eingebüßt, weil sie per EBV sehr leicht korrigierbar ist. Analog spielt sie eigentlich nur bei Diafilmen eine Rolle, denn im Negativprozess kann man sie ja sehr leicht per Filterung korrigieren.