Vertrag zwischen FL-Vermittler und Kunde?

LongbowX

Mitglied
Thread Starter
Dabei seit
08.01.2017
Beiträge
2
Reaktionspunkte
0
Hallo zusammen,

ich bin Frontend Techie und überlege mir seit einiger Zeit über eine Freelancer-Vermittlung / Projektvermittlung ein Projekt zu machen.

Ich habe mich intensiv über die hierfür wichtigen und zu beachtenden Punkte informiert, komme an einem Punkt jedoch nicht weiter:

- bei der Projekt-Vermittlung vermittelt der Vermittler ein Projekt, ich stelle die Rechnung an den Kunden, der Vermittler erhält Vermittlungsprovision, soweit korrekt?!

- bei manchen Freelancer-Vermittlern lese ich aus den allgemeinen Inform. heraus dass sie mit dem Kunden abrechnen und ich dem Vermittler dann eine Rechnung stelle die der Vermittler begleicht - sofern kein openbook vorliegt ist also die Marge des Vermittlers geheim. Was für ein Vertragsverhältnis hat hier jedoch der Vermittler mit dem Kunden? Was bedeutet das für mich aber auch für den Vermittler in Sachen Haftung?

Jetzt werden manche sagen, unterhalte dich mit ein paar Vermittlern, dann weist du es. Noch bin ich jedoch nicht so weit, um enstprechende Gespräche mit gutem Gefühl führen zu können brauche ich eben noch ein Paar Infos und Erfahrungsberichte. Habt ihr Erfahrungen mit den größeren wie etengo oder hays bereits gesammelt?

Danke schobmal vorab!
 
Hallo,

zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Schritt in die Selbständigkeit.

Ich bin ebenfalls Freiberufler und versuche mal ein paar Antworten zu geben.
In der Tat sieht das Vertragskonstrukt so aus, dass du KEINE direkte Vertragsbeziehung zum "End"kunden hast. Sprich es ist in aller Regel ein Vermittler dazwischen. Etwa die von dir bereits angesprochenen Etengo oder Hays.

Rechnungen stellst du zumeist mittels eines Portals ggü. dem Vermittler (upload der vom Endkunden unterzeichneten Zeiterfassung). Der Vermittler hat mit dir einen Vertrag inkl. Zahlungsziel etc. Auch die Haftung beim Kunden ist in diesen Verträgen geregelt. Du trägst insofern für DEINE Tätigkeit beim Kunden auch eine Haftungsverantwortung. Da solltest du aber immer auf die Vertragsinhalte achten. Etengo etwa ist mein persönlicher Favorit, aber auch Hays hat keine Knebelverträge. Anders sieht das ggf. bei sehr kleinen Agenturen aus.

Die von dir angesprochene open-book-policy ist in der Tat ein Ärgernis. Etengo hat meines Wissens bis dato keinen einzigen Vertrag mit deren Kunden der nicht über diese Transparenz verfügt. Das ist bei denen aber Teil der Geschäftsstrategie, ein Grund warum ich am liebsten mit denen arbeite. Bei anderen Agenturen ist das teilweise Kraut und Rüben. Sprich du wirst nur schwer herausfinden können, welchen uplift die Agentur auf deinen Stundensatz macht.

Nochmal was zur Haftung. Dringend anraten möchte ich dir eine Berufshaftpflicht. Schau dir mal die Seiten von Hiscox oder Mankel an. Oder einfach über Vergleichsportale gehen. Gibt etliche.
Als IT Freiberufler ist das meines Erachtens äußerst sinnvoll.


Falls noch Fragen sind, einfach posten.
 
Hallo und vielen Dank für die Antwort,

Eine Berufshaftpflicht habe ich bereits.

- Wieso ist die Open-Book-Policy für den Freelancer ein Ärgernis?

- Was für einen Vertrag schleißt der Vermittler mit dem Endkunden ab? Es kann ja aus meiner Sicht kein Vermittlungsvertrag sein, da er ja mit den Freiberuflern selbst abrechnet, oder? Mich würde nämlich interessieren was der Vermittler dem Endkunden für eine "Dienstleistung" garantiert bzw. ihm verkauft.

- Ist der Vermittler da nicht ruckzuck dabei Indizien für eine Scheinselbstständigkeit zu schaffen?

Vielen Dank für den Support und viele Grüße,
 
Hallo,

ich arbeite die Punkte mal ab, in umgekehrter Reihenfolge.

1. Die Scheinselbständigkeit wird ja gerade im "contracting", so nennt sich diese Vermittlungsart, umgangen. Denn DU hast kein Vertragsverhältnis zu dem Endkunden. Du wirst vermittelt und dies ist rechtlich auch korrekt und erlaubt. Scheinselbständig wärst du vor allem dann, wenn du über einen längeren Zeitraum nur einen einzigen Kunden bedienst. Die Sozialbehörden, oder das Finanzamt, sprechen dir dann die Selbständigkeit ab. Daher sollte es in deinem Interesse sein möglichst die Kunden zu wechseln. Bei ein und derselben Agentur kannst du gerne bleiben.
Wird in der Realität ohnehin nicht so sein.

2. Der Vermittler schließt einen Vertrag ab mit dem Inhalt Freiberufler zu vermitteln. Nicht mehr und nicht weniger. Es gibt noch tausendundeine Spielart, aber grob ist das so.
Die Haftung wird in jedem Fall an dich weitergereicht. Also mindestens für das, was du erbringst. Daher ist deine Versicherung schon mal korrekt.

3. Fehlendes Open book ist aus folgendem Grund ein Ärgernis. Angenommen du möchtest 1000 Euro am Tag. Die "windige" Agentur erzählt dir aber "Aaach der Kunde kann aber nur 850 zahlen. Herrje!!!! Herrje. Und wir nehmen ja nen klitzekleinen Aufschlag. Was ist denn ihr letzter Preis."

Du sagst OK 850, ist irgendwie halt der Kunde. Dann findest du evtl. heraus dass insgesamt aber 1190 an Zahlungen pro Tag fließen. Sprich der "Aufschlag" der Agentur ist mal eben 40%.
Dann könnte der geneigte Freiberufler zu der Meinung kommen, das ist ja ziemlich unfair. Dir erst erzählen mehr geht nicht, um sich dann die Taschen voll zu machen. Aber du erbringst die Hauptarbeit. Hm.... Verstanden??

Deshalb gehen große Kunden dazu über, bzw. sind es in den letzten Jahren vermehrt, open-book Verträge mit den Agenturen zu schließen nach denen die Aufschläge allen beteiligten Personen transparent sind. Also dir, der Agentur und dem Kunden. Du findest das heraus indem du einfach konkret nachfragst.

Das ist jetzt kein KO wenn das nicht vorliegt. Ärger dich aber dann nicht, wenn du in der Kette beim Essen fassen am wenigsten bekommst. ;-))
 
Zurück
Oben Unten