Kunst unserer Gesellschaft

Mann im Mond

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Vorweg: schon erstaunlich das das Forum über Tags wie Humor und Lifestyle verfügt aber nicht über Leben oder Social - nun sei es drum

ein schöner Artikel den ich allen offenen Menschen ans Herz legen möchte:


Die Armen in Deutschland - dem Tod so nah
Über den Umgang mit den Besitzlosen in unserer Gesellschaft

http://www.heise.de/tp/artikel/48/48022/1.html


Wer glaubt er sei etwas besser und meint auf andere aufgrund ihrer Schwäche herab blicken zu können ist in den Thread falsch. Bleibt dann bitte weg.
 
Zitat aus dem Artikel:

"Ja in Deutschland gibt es Armut"

Tatsache, iss nich wahr...

Ich war knapp 30 Jahre bei der Hamburger Berufsfeuerwehr, hier musste man immer schon beides können, Feuerwehrmann sein und Rettungssanitäter.
In diesem Job wird man, wie als Polizist auch, in Abgründe der deutschen Gesellschaft geführt, die ein normal sterblicher nie, aber auch nie zu Gesicht bekäme.

Und, das ist das fatale, niemanden ernsthaft interessiert das. Warum auch? Ellenbogengesellschaft, Kapitalismus etc. pp.
Solange es mir gut geht, ist es mir doch latte was mein Nachbar macht.

Und ohne das relativieren zu wollen, weil ich wirklich auch in den elendigsten Unterkünften dieser Hansestadt Hilfe geleistet habe, die Deutsche Armut, gemessen an der globalen, ist eher noch ein wenig Luxus.
 
Was ist eigentlich dran an dem Vorurteil, es würde viele Einrichtungen und Hilfestellungen für z.B. Obdachlose geben, welche aber von vielen Bedürftigen nicht genutzt werden?

Stimmt das? Wenn ja, warum ist das so?
 
Wenn es für alle Menschen noch 300 Euro mehr geben würde, bei gleich bleibenden Preisen, wäre es auch nicht anders. Das Problem ist die seelische Armut in den Köpfen.
Ich gehöre übrigens auch zur unteren Einkommensklasse.
 
Was ist eigentlich dran an dem Vorurteil, es würde viele Einrichtungen und Hilfestellungen für z.B. Obdachlose geben, welche aber von vielen Bedürftigen nicht genutzt werden?

Stimmt das? Wenn ja, warum ist das so?

Das stimmt z.T....aus den verschiedensten Gründen.

Gesundheitliche Beeinträchtigung (psychischer Natur) Bewahrung der "Eigenständigkeit", schlicht und ergreifend Scham.
Dazu kommen überfüllte Einrichtungen, gepaart mit personeller Unterbesetzung. Nur wenige Kontrollmechanismen.
Starke Bewohner (alpha) drangsalieren schwächere oder halt Unvermögen sich in Gefüge einzubringen/nach Regelwerk zu leben.

Und man muss als Randständiger selbst aktiv werden und Hilfe erbeten, dieser Schritt fällt sehr schwer.
Es ist halt auch das Eingeständnis im Leben "versagt" zu haben.
 
Was ist eigentlich dran an dem Vorurteil, es würde viele Einrichtungen und Hilfestellungen für z.B. Obdachlose geben, welche aber von vielen Bedürftigen nicht genutzt werden?
ob es viele Einrichtungen gibt, ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich. München hat hier ein vorbildliches System. Da kommen Verantwortliche von vielen anderen Kommunen vorbei, um von diesem System zu lernen.
Trotzdem gibt es vereinzelt Menschen, die lieber auf der Strasse leben
 
Zitat aus dem Artikel:

"Ja in Deutschland gibt es Armut"

Tatsache, iss nich wahr...

Ich war knapp 30 Jahre bei der Hamburger Berufsfeuerwehr, hier musste man immer schon beides können, Feuerwehrmann sein und Rettungssanitäter.
In diesem Job wird man, wie als Polizist auch, in Abgründe der deutschen Gesellschaft geführt, die ein normal sterblicher nie, aber auch nie zu Gesicht bekäme.

Und, das ist das fatale, niemanden ernsthaft interessiert das. Warum auch? Ellenbogengesellschaft, Kapitalismus etc. pp.
Solange es mir gut geht, ist es mir doch latte was mein Nachbar macht.

Und ohne das relativieren zu wollen, weil ich wirklich auch in den elendigsten Unterkünften dieser Hansestadt Hilfe geleistet habe, die Deutsche Armut, gemessen an der globalen, ist eher noch ein wenig Luxus.

Sehe ich ähnlich und ich ärgere mich vor allem über ein gerüttet Maß an Disziplin in der Gesellschaft. Disziplin, sich an Regeln zu halten. Disziplin, sich anderen Menschen gegenüber höflich und fair zu verhalten. Und das sage ich, obwohl ich nicht mal gedient habe...aber es ärgert mich immer mehr, dass jeder meint, nur sein eigenes Wohlergehen verfolgen zu müssen und dabei das Austricksen oder bewusste Missachten von Regeln und Normen zum neuen gelebten Standard zu machen. In so einer Welt will ich gar nicht leben.

Zu Deinem letzten Punkt habe ich aber eine Anmerkung. Natürlich hast Du aus rein faktischer Sicht damit Recht, dass es uns im Vergleich immer noch sehr gut geht. Ich rate aber dringend zur Vorsicht, die Maßstäbe bzw. den Status quo in anderen Regionen der Welt, der sich nun mal per se deutlich von Industrienationen unterscheidet, als Vergleich heranzuziehen. Das massive Ungleichgewicht der Wohlstandsvertielung auf der Welt kann man nicht egalisieren. Dafür stehen den vermeintlich "reichen" zu viele "arme" Menschen gegenüber, als dass sich ein Gleichgewicht erzielen liesse - auf Basis der heutigen Mechanismen und Besitzstände - das für alle ein ertragbarer Kompromiss wäre. Selbst hohe Bescheidenheit in unseren hochentwickelten Ländern bringt in Summe auf die Köpfe der anderen Länder leider fast nichts an meßbarem Zugewinn. Genauso darf man auch nicht dem Gedanken anheim fallen, dass unsere Bescheidenheit honoriert würde. Die anderen Länder der Welt, denen es leider nicht so geht, hätten sich in keinster Weise anders verhalten, wenn sie damals an unserer Stelle gewesen wären und wären heute auch genauso wenig zu Verzicht bereit. Dazu ist der Mensch nicht gemacht. Erst wenn es ihm nach seinen eigenen subjektiven Maßstäben gut genug geht, wird er beginnen über ein Teilen des Wohlstandes nachzudenken. Das halte ich persönlich für eine der innersten Instinkte des Menschen, unabhängig seiner kulturellen Prägungen. Was kulturell bedingt unterschiedlich ist, ist sicherlich der Grad, ab dem man entsprechend sozialer agiert. Mein Besuch in China in der letzten Woche hat mir aber erneut alle Illusionen geraubt, dass unsere Diskussionen über altruistische Reformen der Gesellschaft in einer Kultur wie in China auch nur ansatzweise Gehör finden. Das wird eher milde belächelt und als Chance gesehen, noch mehr eigene Profite zu generieren. Und ich bin auch der Meinung, dass andere Kulturen der Welt da nicht großartig anders ticken. Das Recht des Stärkeren ist in fast allen anderen Gesellschaften deutlich tiefer verankert als bei uns.
 
Das stimmt z.T....aus den verschiedensten Gründen.

Gesundheitliche Beeinträchtigung (psychischer Natur) Bewahrung der "Eigenständigkeit", schlicht und ergreifend Scham.
Dazu kommen überfüllte Einrichtungen, gepaart mit personeller Unterbesetzung. Nur wenige Kontrollmechanismen.
Starke Bewohner (alpha) drangsalieren schwächere oder halt Unvermögen sich in Gefüge einzubringen/nach Regelwerk zu leben.

Dazu kommt, dass man in solchen Einrichtungen leichter beklaut wird als unter einer Brücke...
 
Manche Gedankengänge Können nur den Nachkommen der Aufbaugenerationen kommen.
Leider ist es such in der Natur der Sache,das zum Nutzen weniger vielen Schaden zugefügt wird.
 
Was ist eigentlich dran an dem Vorurteil, es würde viele Einrichtungen und Hilfestellungen für z.B. Obdachlose geben, welche aber von vielen Bedürftigen nicht genutzt werden?
Hier wird das schon auch genutzt, aber wirkliche Hilfestellung gibt es nicht. Ganz im Gegenteil, die ARGE hat mir mit ihrer Bürokratie bereits zwei Wohnungen vermasselt, für die ich (trotz aller Umstände) bereits eine Mietzusage hatte, die Vermieter aber keine Lust hatten sich mit dem jobcenter wegen der Kaution rumzuärgern.

Die sonstigen Stellen von SKM, über die Sozialpaten wie es sich hier schimpft, bis hin zum Sozialamt und der gerichtlichen Betreuungsstelle zucken alle nur mit den Schultern und geben einem die Adresse vom Obdachlosenheim, mit dem Hinweis, dass das da aber nicht so dolle sei.
Immerhin beim SKM bekommt man eine Postadresse, aber das Adressfeld im Perso bleibt leer, was sich natürlich super macht, wenn man einen Mietvertrag schließen möchte.

Dafür darf man sich dann noch mit dem jobcenter rumärgern, weil die weiterhin den Strom/Gasabschlag an die Stadtwerke bezahlen für eine Wohnung in der ich seit knapp zwei Monaten nicht mehr lebe. Was in meinem Fall, weil es ein großer zugiger Altbau war, sich auf über 25% von den 400€ beläuft.

Verloren habe ich die Wohnung übrigens, weil das jobcenter sich bei den letzten drei Weiterbewilligungsanträgen jeweils mehr als drei Monate Zeit gelassen hat mit der Berechnung, woraus dann innerhalb 1,5 Jahren dreimal zwei Monate Mietschulden entstanden sind und der Vermieter (trotz bezahlter Schulden) da keine Lust mehr drauf hatte... verständlich.
 
der kann den Sick ja auch nicht beschleunigen... unsere Erfahrungen mit Arge & Co sind auch nicht gut. Am besten man hat mit dem Verein nie was zu tun.
 
Doch, der Anwalt kann eine Einstweilige Anordnung bei Gericht erwirken, dass die ARGE die für Wohnungsbeschaffungskosten bei Angemessenheit sofort zahlen muss. Außerdem kann er dem Gericht klar machen, dass guhrkensalat wegen wiederholter schleppender Bearbeitung die Wohnung verloren hat. Das ist unglaublich und dafür gibt es einen Begriff: Verdacht der Körperverletzung im Amt.

Das kann man alles selbst machen, mit Anwalt geht es schneller und die Erfolge größer.

Ich habe auch schon sehr schlechte Erfahrungen mit dem Sozialamt gemacht, gerade dann ist mutiger Fachanwalt sehr viel wert. Das ist meine Erfahrung dazu.
 
gut Ok, war mir nicht bekannt. Ich dachte die Pusten auch nur in die gleichen Rohre und man kann gerichtlich was erreichen, dass es aber wirklich flotter geht wusste ich nicht. Aber über solche Fälle kann man leider Bücher schreiben, wundert mich nicht dass da der ein oder andere irgendwann mal austickt.
 
Aber über solche Fälle kann man leider Bücher schreiben, wundert mich nicht dass da der ein oder andere irgendwann mal austickt.
Das sehe ich genauso.

Furchtbar finde ich auch, dass die Kranken und Alten dauerhaft unter Bedingungen leben müssen, die den Gesunden als minimalistische Übergangslösung verkauft wird. Das ist absurd.
 
Das kann man alles selbst machen, mit Anwalt geht es schneller und die Erfolge größer.
Da hab ich momentan das große Glück, dass derzeit anscheinend neue Mitarbeiter im Amtsgericht eingearbeitet werden. Jedenfalls sitzen da jedesmal recht junge Küken neben dem "Entscheider" der alles was man selber machen kann ablehnt. Dazu gehören halt leider auch die oben angesprochenen Widersprüche und Anträge auf einstweilige Anordnung. Aber das dauert halt auch alles seine Zeit und fällt mir (F32.2, F40.1, F34.1) unendlich schwer.
Das mit der gerichtlichen Betreuung zieht sich jetzt auch schon über 8 Wochen, ohne dass ich weiß, wann das mal endlich greift...

Was ich eigentlich auch nur beantragt habe, weil ich keine Familie habe die mir helfen könnten und mir das ganze einfach mehr und mehr über den Kopf wächst...
 
Kranke und Alte leben ja auch nur in einer Übergangssituation o_O
Alle SGB XII-ler haben nur noch den Übergang ins Pflegeheim oder die Urne. Wer diese Leistung erhält ist dauerhaft erwerbsunfähig, ohne die Option auf Besserung oder in Altersrente. Sollte die Chance auf Besserung bestehen, bleibt man im SGB II-Bezug.
 
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