Ich bin mir halt unsicher ob man "am Spaß an der Freude" studieren sollte (weil's mich halt echt interessiert) oder dann die Personaler "doof" schaun wenn ich Mitte/Ende 30 mir wieder ne Vollzeitstelle suchen würde. Wie gesagt oberstes Ziel ist auf jeden Fall in Projekten weiter zu arbeiten, auch wenn es nur Teilzeit (bzw. 450 € Basis) ist...
Der Personaler wird auf jeden Fall doof schauen, weil du mit fast 40 deutlich teurer bist als einer, der frisch von der Uni kommt und inhaltlich das Gleiche gelernt hat. Du bist außerdem mit dem Techniker noch höher qualifiziert (praxisnah) und hast auch noch Berufserfahrung. Wenn dich da einer nach Tarif bezahlen soll, dann wird der gleich ohnmächtig. Und große Firmen zahlen meist nach Tarif.
Aus Spaß an der Freude.. auf jeden Fall. Lernen kann man nie genug. Ich befürchte aber auch, dass du sehr schnell frustriert sein wirst, wenn du dich durch die Grundlagen kämpfen musst. Das wird auf jeden Fall hart. Du hast sehr viel intuitives Wissen, muss das Wissen dann aber nochmal auf dem Papier lernen. Sowas kann Spaß machen, wenn man endlich auch die akademische Erklärung für etwas bekommt, was man schon immer wusste, ist aber oft extrem öde und erfordert ne Menge Geduld, weil in den Grundlagenvorlesungen eben an junge Leute vermittelt werden soll, die überhaupt erstmal lernen müssen, ein Problem anzupacken.
Mit Anpacken meine ich ganz simple Grundfertigkeiten, eine Aufgabe zu organisieren. Wenn du dir in der Praxis ein gewisses Maß an Entscheidungsfähigkeit und Urteilsvermögen angeeignet hast, dann strebst du nach Lösungen. Im Grundlagenstudium musst du aber Probeme identizieren, benennen, einen Lösungsweg erarbeiten und den aufschreiben. Die Lösung ist dabei unerheblich. Es geht darum, den "Rechenweg" sauber darzustellen.
Ob dir das liegt oder nicht, hängt ein bisschen vom Zufall und deinen Dozenten ab. Is leider so.
Wenn ich dich persönlich kennen würde, könnte ich das besser beurteilen. Es gibt Menschen, die haben es fachlich drauf, können aber nicht genug Input kriegen und sind von Erklärungen und Hintergrundwissen fasziniert. Die schaffen sowas in der Regel. Es gibt andere, die arbeiten gerne gezielt auf ein höheres akademisches Ziel hin, um später im Beruf besser da zu stehen. Die schaffen sowas auch.
Wenn es dir darum geht, einen Schein zu haben, der dich in Bezug auf einen Titel weiterbringt.. Lass es (nur meine bescheidene Meinung).
Ich hab eine Ausbildung, ein Diplom und würde wahnsinnig gerne den Master machen. Weil es für mich eine Wohltat ist, auf hohem Fachniveau zu lernen und gemeinsam was zu erarbeiten. Man kann sich selbst immer wieder in Frage stellen, neues lernen, Erfolge erzielen, usw.
Ich hab's aufgegeben. Ich hab zweimal mit dem Master angefangen, aber es kostet einfach Zeit, die ich auch mit Arbeit verbringen kann. Geld ist nicht das vorrangige Problem, sondern einfach die Tatsache, dass es "nur" ein Master ist. Bei meinen Kenntnissen interessiert das eh keine Sau. Ich hab einen Erfahrungshorizont in meinem Job, der so groß ist, dass ich beurteilen kann, ob Projekte, die bei uns im höheren Management angesiedelt sind, korrekt laufen oder nicht und wo Probleme und Möglichkeiten liegen. Dazu brauche ich keinen Master. Stattdessen frische ich mein Wissen aus dem Studium immer wieder auf und gleiche es mit der Praxis ab. Das ist letztlich viel mehr wert.
Mein Rat: Wenn du die Möglichkeit hast, Vollzeit zu arbeiten und nebenbei den Bachelor zu machen.. Mach das. Das ist besser für den Personaler, der keinen alten, überqualifizierten Sack teuer bezahlen muss und besser für dich, weil du im Studium nichts neues lernen wirst. Du wirst nur lernen, eine andere Vorgehensweise anzuwenden. Dafür lohnt es sich nicht, den Job vorübergehend an den Nagel zu hängen.
Sieh das aber nicht als einzige Wahrheit, es ist nur eine von vielen Sichtweisen. Es kann genausogut sein, dass du genau der Typ für ein Studium bist und es eine hervorragende Entscheidung ist. Das hängt von vielen Faktoren ab.
Eins kannst du dir aber hinter den Spiegel klemmen: Mach es nicht wegen des Titels. Der Bachelor ist eine berufsqualifizierende Ausbildung. Mehr nicht. Wenn du studierst, dann solltest du das aus persönlichen Gründen wie die Lust am Lernen tun. Aus keinem anderen Grund. Mit dem Bachelor kannst du niemanden beeindrucken, der dich wegen deiner fachlichen Kenntnisse als Techniker schon haben will.
Und sieh um Gottes Willen zu, dass du während des Studiums in einer Firma arbeitest, wo du nacher voll einsteigen kannst. Bei Null anfangen und dann auf Stellensuche gehen halte ich für riskant.