da hab ich auch noch was...
Wir sind in Hamburg. Genauer gesagt: Wir sind bei Ogilham, Needvy &
Springcoby. Bei O, N & S wird Werbung gemacht: kreative Werbung, gute
Werbung, teure Werbung. Von O, N & S stammt der Superslogan "Eßt
Bananen", der den Bananenumsatz in Deutschland nach oben katapultiert
hat. Viele Werbeagenturen haben versucht, diesen kreativen Geniestreich
zu kopieren, aber Slogans wie "Trinkt Limo", "Hört CDs" oder "Schnüffelt
Leim" waren nicht annähernd so erfolgreich. Beim heutigen Meeting geht
es darum, der Agentur einen 100-Millionen-Auftrag zu angeln. Für die
Kreativen bei O, N & S eine echte Herausforderung.
O, N & S-Building, 8. Stock, 14 Uhr, Konferenzraum, kurz Konfi genannt...
Im Konfi stehen Designerstühle, Designertische und Designerkaffee. Es riecht
nach Designerschweiß. Delle, der Kreativdirektor, verteilt gerade das
Rough - zu deutsch: Sheet - eines Kundenbriefings an seine drei
Topkreativen. Im Klartext: Jeder kriegt ein Blatt Papier.
DELLE: (520 000 Mark im Jahr, schwarzes Haar, schwarzes Sakko, schwarzer
Rollkragenpulli)
"Unser Kunde will, daß wir Umu zur Nummer eins auf dem Markt machen."
MARINA: (240 000 Mark im Jahr, schwarzes Kostüm, blickdichte schwarze
Strümpfe)
"Was kann denn dieses Umu?"
DELLE: "Was jedes andere blöde Waschmittel auch kann."
TOM: (will 300 000 Mark im Jahr, schwarzes Hemd, schwarze Hose)
"Hab noch zuwenig Input, mir kommt's noch nicht."
ROLAND: (180 000 Mark im Jahr, schwarze Jeans, schwarze Fingernägel)
"Warum muß ich eigentlich stehen?"
DELLE: "Cool bleiben, Roland. Mein Feng-Shui-Berater hat gesagt, drei Stühle
pro Raum sind genug, sonst ist der Energiefluß blockiert."
MARINA: "Ich hab's! So geht's: Generation Umu - Washpower for Germany!"
DELLE: "Ist nicht schlecht, aber scheiße. Was meinst Du, Tom?"
TOM: "Weiß nicht, mir kommt's irgendwie noch nicht. Bad Vibrations hier."
ROLAND: "Marina kann doch auch mal stehen. Immer ich."
Delle schüttet den Inhalt einer Zehn-Kilo-Packung Umu auf den Tisch, rollt
einen Tausenmarkschein zusammen und schnupft eine Dosis, die für eine
60-Grad-Wäsche reichen würde.
DELLE: "Wow! Viel besser als Ariel. Wollt Ihr auch mal von dem neuen Zeug
hier probieren?"
MARINA: "Nee, ich bin clean. Seit ich neulich an Megaperls fast erstickt
bin, lass ich's lieber."
TOM: "Wenn's mir nicht bald kommt, geh ich nach Indien. Ich hab da nämlich
einen Kumpel in einem Erdloch, der war früher auch in der Werbung. Als
Kreativdirektor bei Maier, Meyer und Meier."
ROLAND: "Ich setz mich jetzt gleich auf den Tisch."
MARINA: "Warum nehmen wir nicht den Slogan, den wir von den
Kopfschmerztabletten übrig haben?"
DELLE: "Welchen?"
MARINA: "Umu, und die Schmerzen sind weg."
DELLE: "Nicht schlecht, aber scheiße. Paßt nicht zu Waschmittel. Was meinst
Du, Tom?"
TOM: (murmelt) "Hare Krishna. Hare Rama. Hare, hare."
DELLE: "Sehr mutig, wird aber dem Kunden nicht gefallen."
MARINA: "Also ich finde, wir sollten jetzt erst einmal bei den Basics
anfangen. Was meint Ihr denn?"
DELLE: "Gute Idee. Erinnere mich daran, daß ich Dein Gehalt verdopple. Also,
die Basics: waschen, weiß, strahlen. Jagt diese drei Facts mal in euer
Kleinhirn, und dann will ich einen spontanen Emotional Payoff."
MARINA: "Hey!"
DELLE: "Was ist denn, Marina?"
MARINA: "Roland hat sich auf meinen Schoß gesetzt."
TOM: "Mir kommt's! Hare Umu. Hare Umu. Hare, hare."
Die Tür geht auf. John N'Kogo (13 200 Mark im Jahr, blauer Kittel) kommt mit
einem Putzeimer und einem Lappen herein.
JOHN: "John macht sauber."
DELLE: (total begeistert) "Macht sauber! Das ist es: Umu macht sauber!"
Das war es wirklich! Die originelle Umu-Kampagne wurde ein gigantischer
Erfolg, und der neue Kreativdirektor von Ogilham, Needvy & Springcoby,
John N'Kogo (600 000 Mark im Jahr, schwarzer Anzug, schwarzer
Rollkragenpulli, schwarzes Gesicht), gilt als Guru der Werbebranche.
Delle hat von seiner Abfindung Kanada gekauft und lebt dort zurückgezogen
mit seiner Familie. Tom teilt sich mit seinem Kumpel das Erdloch in
Indien.
Und Marina teilt sich mit Roland einen Stuhl.
soviel zu werbern