Objektiver und mit kühlerem Kopf
Nachdem mich User Titof per PN befragt hat, ob ich wirklich so unzufrieden bin, habe ich meine Bewertung der Samsung NV7 noch einmal etwas ausführlicher beschrieben. Ich habe auch versucht, möglichst objektiv vorzugehen, was im Ergebnis zwar nichts ändert, aber doch irgendwie korrekter ist. Das sehe ich ja ein.
Hier also meine Nachricht:
Hallo Titof,
vermutlich habe ich mich bei meinem Foreneintrag etwas in Rage geschrieben. So vernichtend sollte mein Urteil nun auch wieder nicht ausfallen, denn die Samsung NV7 ist eine ganz schicke Kamera, nur eben mit ernsthaften Schwächen in der Bildqualität.
Um hier noch einmal die positiven Eigenschaften der NV7 aufzuführen, die mich auch zum Kauf bewogen haben: Das Design der Kamera ist wirklich über jeden Zweifel erhaben. Sie wirkt elegant, ohne protzig zu sein, und hat eine Menge sinnvoller Features wie z.B. den Bildstabilisator. Auch das Objektiv, das prominent aus dem Gehäuse hervorsteht, ist für die Größe wirklich in Ordnung. Die Lichtstärke ist beachtlich und die Verzeichnung sowie Vignettierung halten sich in absolut tolerablen Grenzen für eine Kompakte. Auch die Blitzkonstruktion gefällt mir. Er ist hoch genug angebracht, um keine (oder nur selten) roten Augen hervorzurufen und lässt sich mit dem Finger sogar nach oben halten, um so einen indirekten Blitz (über die Decke) zu erzeugen, der eine recht natürliche Beleuchtung bringt. Das Finish der Kamera überzeugt durch Optik und Haptik, denn die Samsung NV7 liegt sehr gut in der Hand – was auch an der hinten angebrachten Ruhefläche für den Daumen liegt, die in Kombination mit dem ansprechend designten Handgriff vorn, ein sicheres Gefühl vermittelt. Besonders begeistert mich aber die Menüführung. Bezüglich der Navigation mit den Smart-Touch-Tasten war ich anfangs sehr skeptisch, finde die Lösung jetzt aber schlicht und einfach genial. In "0,nix" ist man damit bei jedem beliebigen Menüpunkt angelangt. Einzig das Löschen vieler Einzelbilder geht damit etwas hakelig von der Hand. Zweimaliges Drücken der Löschen-Taste zum Auswählen und Bestätigen hätte ich ausreichend gefunden. Aber auch daran gewöhnt man sich.
Insgesamt ist die Samsung NV7 eine sehr ansprechende Kamera mit vielen Features und der Möglichkeit, weitgehend manuell (z.B. separate Regelung von Blende und Verschlusszeit) in das Fotogeschehen einzugreifen. Das zeigt sich auch in der Positionierung als Bridge-Kamera mit dem Größen- und Formfaktor einer Kompakten. Eigentlich eine absolute Marktlücke und geeignet, diejenigen Fotografen anzulocken, die neben ihrer DSLR auch eine Kamera für zwischendurch brauchen, wenn sie den ganzen Ballast nicht mitnehmen können oder wollen. Leider trübt das wirklich viel zu starke Rauschen, das eben nicht nur in dunklen Umgebungen auftritt, diesen eigentlich positiven Gesamteindruck.
Und genau dafür wollte ich die NV7 auch einsetzten. Für anspruchsvollere Aufgaben verwende ich ohnehin meine D200, für alle Motive die sich unterwegs bieten, wenn ich die Nikon nicht dabei habe, wollte ich die Samsung als digitales "Fotonotizbuch" verwenden. Dass die Qualität an die Nikon nicht heranreichen würde, war mir natürlich vorher klar. Aber die Fotoergebnisse sind durch das Rauschen selbst bei ISO100 so schlecht, dass sie weit hinter einer Bridge-Kamera zurückstehen und sogar schlechter sind, als so manche Ultrakompakte. Der verbaute Sony-Chip und das Schneider-Kreuznach-Objektiv werden von der Samsung absolut nicht ausgereizt. Schon bei ISO400 ist das Rauschen derartig stark, dass Farbeindrücke völlig verfälscht werden. Bei ISO800 sieht es sogar schon so schlimm aus, als hätte jemand mutwillig mit Buntstiften Flecken auf das Bild gemalt.
Bei Innenraumfotos mit ISO100 ist das Rauschverhalten ebenfalls nur erträglich, wenn man mit dem eingebauten Blitz arbeitet. Diesen am Besten mit einem davorgeklebten Stück Papier und mit dem Finger nach oben gehalten.
Vielleicht ärgere ich mich auch deshalb so über die Kamera, weil Samsung so derartig viel Potenzial verschenkt. Die NV7 hätte eine richtig tolle Kamera werden können. Sie bringt alle Voraussetzungen dafür mit. Obejktiv, Einstellungsmöglichkeiten, Sensor, Ergonomie, Blitz, durchdachte Navigation und optische Anmutung des Designs sind wirklich gut. Und dann macht Samsung das alles durch das unerträgliche Rauschen kaputt. Sehr schade.
Ich hoffe, dass das etwas objektiver klang, als mein ursprüngliches Posting. Wobei ich immernoch dazu stehe, dass die Samsung NV7 ein verlockendes Konzept bietet, das den Ansprüchen aber nicht gerecht wird. Gleichwertige Fotos bekommt man auch mit einer wesentlich günstigeren Kompaktkamera hin und im Bridge- oder DSLR-Bereich hat man zwar mehr Gewicht, aber bewegt sich in einer ganz anderen Welt, was die Bildqualität angeht.
Deswegen auch meine Anmerkung zur Sigma DP1, die als Reportagekamera mit Profi-Merkmalen wie einem unverkrüppelten Sensor aufwartet und ein hochwertiges Objektiv haben wird. Ob das Gesamtpaket später überzeugt, wird man natürlich erst sagen können, wenn die kleine Sigma erschienen ist. Mit f4 ist das Objektiv ja nicht soo lichtstark. Auch weiß zur Zeit noch niemand, wie die Bilder der DP1 aussehen werden. Wer weiß, vielleicht ja auch total verrauscht (will ich aber nicht hoffen). Als Festbrennweite ist aber zu vermuten, dass sie den meisten Bridgekameras mit Zoom überlegen sein wird.
Folgender Bericht beschreibt eigentlich ganz gut, wie ich über die Samsung NV7 denke:
http://www.netzwelt.de/news/75017_1-im-test-samsung-nv7.html
Ich werde die Antwort auf deine PN auch im Forum posten, Chris, denn mittlerweile ist sie so ausführlich geworden, dass es auch für andere interessant sein könnte. Und versteh mich bitte nicht falsch. Ich will die Kamera wirklich nicht schlecht machen. Es ist nur so, dass ich mir viel mehr (vielleicht auch zu viel) von dem NV-Konzept erwartet habe. Vielleicht war es tatsächlich nur diese Erwartungshaltung, die letztlich zu der Enttäuschung geführt hat.
Viele Grüße,
El.
P.S.: Gute Fotos kannst du natürlich auch mit der NV7 machen. Denn die Güte eines Fotos hängt ja nicht von der technischen Qualität der Ausrüstung ab, sondern in erster Linie von deinem Auge und davon, wie du mit deiner Technik umzugehen weißt. Insofern wirst du mit der NV7 wirklich Spaß haben können und dich auch mit Belichtungssteuerung etc.vertraut machen können. Wenn das alles sitzt, ist es Zeit für eine DSLR (eine Nikon dann natürlich...). ;-)
titof schrieb:
hui, bist du echt so vernichtend unzufrieden mit der nv7?
MAg sein, das wir dann mit ziemlich verschiedenen MAßstäben urteilen.
Ich find meine weiterhin sehr gut für das, wozu ich sie brauche.
Das sind zwar nicht die hochanspruchsvollen BEreiche, aber halt auch nicht nur "mal eben rumkniüüsen".
Schade, das sie dir nicht gefallen hat.
chris