Seht Ihr? Nun haben wir eine Situation, in der viele "Experten" vorgeben etwas zu wissen und doch weiß jeder für sich nur wenig. Die einen bestätigen 16 Euro als Stundensatz über eine Zeitarbeitsfirma, die anderen bezeichnen 50 Euro pro Std. für eine freiberufliche Beschäftigung als realistisch und dann gibt es natürlich wieder alle andere Behauptungen, es könnte auch viel mehr sein, oder viel weniger. Was letztendlich dazu führt, das niemand eine konsequent korrekte und verbindliche Aussage darüber abgeben kann, was denn nun den realistischen Anforderungen genügen würde bzw. von Unternehmen gezahlt wird. Wer so in eine Gehaltsverhandlung spaziert, kann auch Würfel mitnehmen und dem zukünftigen Chef erzählen, dass 3 Würfe eine Entscheidung bringen. Ist das nicht herzergreifend? Lieber someDay, auch als Vertreter deiner Branche kannst du wenig aussagekräftiges über ein realistisches Gehalt aufweisen und auch du musst dich auf das beschränken, was dir eventuell zu Ohren gekommen ist, denn über Gehälter spricht niemand offen und in keiner Branche. Es ist ein Tabu. Daher bin ich immer wieder überrascht, woher die ganzen Quellen mit ihren fantastischen Angaben sprudeln, die angeblich Befragungen in Unternehmen durchführten, die ohne Statistik und Hochrechnung ihre Krawatten am Morgen nicht auswählen können und die über sich sprechen, aber alle Lebewesen auf diesem Planeten meinen. Und diesen Leuten überträgt man Verantwortung für anspruchvolle Aufgaben, dabei wissen sie nicht mal was ihre Kollegen in der gleichen Abteilung verdienen. Dürfen sie auch nicht wissen und wer das als Chef durchsickern lässt, spielt mit der aufkommenden Unzufriedenheit eines jeden Mitarbeiters, was immer schlecht für das Betriebsklima ist. In Erfahrung kann man Angaben über ein Gehalt nur im Vertrag mit einer Zeitarbeitsfirma bringen, denn dann lassen sie die Hosen runter und verraten ihrem Kunden die Konditionen für Leiharbeiter. Oder man wendet sich an die Öffentlichkeit und besucht Auktionsplattformen im Internet und erfährt dort mit wenigen Mausklicks, für wie wenig Geld sich Fachleute erniedrigen, um den Zuschlag zu bekommen. Auch das sind realistische Angaben, aber kaum die Spekulationen über hätte, werden, sollen sein.
Reduzieren wir die bisher gemachten und dennoch unverbindlichen Angaben über ein mögliches Gehalt für einen freien PHP-Entwickler auf die Erkenntnis, das 16, 50, 80, 120 oder noch mehr Euro pro Stunde möglich sind. Kaum zu glauben, wenn diese Zahlenwerte programmtechnisch für eine Variable eingesetzt werden sollen, um die tatsächliche Gehaltsgröße in der Branche rechnerisch zu ermitteln. So kann, wenigstens mit Hilfe der Statistik, die Frage beantwortet werden, was denn nun ein PHP-Entwickler verdient und die Antwort müsste dann, den Angaben von some Day entsprechend, lauten:
„Ein PHP-Entwickler verdient zwischen 16 und 120 Euro durchschnittlich, aber es kann auch mehr oder weniger sein. Diese professionelle Erkenntnis ist natürlich unverbindlich, denn sie stellt nur eine fachkundige Aussage eines Experten da.“
So oder so ähnlich wird Nichtwissen als Halbwissen vermarktet und davon gibt es ganze Buchreihen, wo auf breit fundierter Angeblichkeit argumentiert wird. Selten gelingt es Akademikern, so präzise Angaben für Wahrscheinlichkeiten machen zu können und das nennen sie dann realistische Werte. Ich könnte mich kringeln vor Lachen. Sollte der Bewerber mit der Forderung nach 50 Euro völlig daneben liegen, dann hat er beim Pokergespräch um sein Jahresgehalt nur eine Chance das Richtige zu tun oder er arbeit in Zukunft für weniger Geld als ein Packesel aus dem Kosovo. Unglaublich realistisch sind die bisherigen Angaben zum Thema allesamt und trotzdem weichen die Aussagen soweit voneinander ab, das es gar nicht mehr auffallen würde, wenn es ab jetzt um ein Stundenlohn für einen Mitarbeiter auf einem Fischmarkt geht, denn da kann man exakt gleich formulieren: „Je nach Einsatzort, Tätigkeit und Klientel kann der Mitarbeiter auf dem Fischmarkt viel oder weniger verdienen.“
Ah ja, dafür sitzen viele Damen und Herren in Ausschüssen und beraten darüber, welche Zahlen sie wohl nennen können und Redaktionen zaubern ihre Angaben ebenfalls aus einem Fass ohne Boden, denn die zahlreichen Karriereheftchen mit Tipps und Tricks über die tollen Jobs haben beim genauen Blick nur eine Gemeinsamkeit: Sie werden durch Werbung finanziert, können aber den Bezug zur Realität auf dem Arbeitsmarkt ebenso wenig vermitteln wie PHP-Profis, die keine Kenntnisse darüber besitzen, was ihr Vorgesetzter netto in der Tasche hat. Denn wenn sie es wüssten, hätte sie keinen Vorgesetzten mehr sondern wären längst ihr eigener Chef. Und nur weil ein Kollege prahlt, er baut sich nun ein zweites Haus, muss das nicht unbedingt an seinem Einkommen liegen, denn manchmal ist schon die Ehefrau vermögend und wird deshalb geheiratet, weil das Geld auch ohne PHP-Entwicklung längst auf dem Konto ist. Auf zur nächsten Runde bei diesem Zahlenraten. Aktuell liegen wir immer noch zwischen 16 und 120 Euro Stundlohn, mehr oder weniger. Na, das ist doch mal eine konkrete Aussage, die dem Betroffenen bei ihrem Pokerspiel um das bestmögliche Jahreseinkommen eine Menge Insiderwissen bringt um ganz cool zu bleiben, oder irren alle wieder mal gewaltig und sprechen zwar über Bäume, aber nie über den Wald?