So,
am Wochenende hab ich's mal ausprobiert. War ein Konzert in einer kleinen Location, ca. 150 Zuhörer, den Haupt-Act hab ich "klassisch" nur mit dem was im siderack war gemixt, die supportband habe ich in Absprache mit den Musikern zum Teil mit Plugins gemischt. Nur zum Teil weil die souncheckzeit nicht reichte um es ausführlich zu probieren, ich hätte mehr vor gehabt.
So sah das setup aus:
Pult war ein Midas XL200, als Interface habe ich leider nur ein Tc konnekt 48 bekommen. Die Plugins habe ich in einer Demo Version von Waves multirack geladen, demnach konnte ich auch nur Waves Plugins nutzen.
Eingesetzt habe ich im Bass einen ssl g-Channel und einen C1 + Renaissance Bass auf einem weiteren gesplitteten Kanal. Der Gesang hat auch nen ssl chanelstrip bekommen so wie einen C4. Außerdem habe ich noch 2 TrueVerb mit nem kleinen Raum und ner plate laufen lassen.
Das sind meine erfahrungen:
Generelle Machbarkeit: Es funktioniert! Im frontmix fällt die Latenz schlicht und einfach gar nicht auf, den Monitor würde ich trotzdem damit nicht befeuern. Dass eine Latenz da ist merkt man nur wenn man direktsignal und bearbeitetes mixt. Insgesamt kann es mit einem besseren Interface aber auch nur besser werden.
Die Software: Waves multirack ist ok, ich würde dafür aber nicht so viel Geld ausgeben. Die Nachteile sind für mich, dass man keine Plugins von anderen Anbietern nutzen kann, nur effektketten mit einem physikalischen Eingang und einem physikalischen Ausgang bilden kann und keine komplexeren routings bastel kann. Außerdem wäre die Möglichkeit mehrere Plugin-GUIs gleichzeitig sehen zu können gerade für Kompressoren gut. Positiv finde ich aber die generell einfache Bedienung und die speicherfunktionen.
Die Plugins/Bedienung: Mir ist TrueVerb als effektives Werkzeug schon nach dieser einen Live-Benutzung ans Herz gewachsen, ich habe mit wenigen Klicks das Ergebnis bekommen was ich gesucht habe, damit war ich schneller als am Hardware-effektgerät. Auch der C4 leistet einen guten Job, er bringt die stimme gut nach vorne, so kann man das gar nicht mit normalem siderack-Besteck fabrizieren. Die stimme ist bei geringerem Pegel hier wirklich besser durchgekommen. Auch dieses Plugin ist auf Maus-Bedienung optimiert, tut also gut. Die ssl g-channel klingen zwar prinzipiell gut und haben Potential den Sound nach vorne zu bringen, dieses wird aber durch eine umständliche Bedienung der drehknöpfe mit der maus ausgebremst. Ich will behaupten dass hier die größten verbesserungsmöglichkeiten liegen, ein hardwarecontroller wär für mich Voraussetzung um solche prinzipiell echt guten soundwerkzeuge ernsthaft häufiger im livebetrieb einzusetzen. Noch ein Wort zum Renaissance Bass, der kann den Bass echt mächtig aufblasen, ist ein netter Effekt, den man aber bloß nicht überstrapazieren sollte. Nettes Spielzeug, hat aber von allen eingesetzten Plugins den Sound am wenigsten nach vorne gebracht, man kann auch gut ohne nen fetten Sound fahren.
Fazit: Ich werde das Thema weiter verfolgen, andere Software ausprobieren und mir Gedanken darüber machen wie ein praxisgerechter hardwarecontroller aussehen könnte. Grundsätzlich sehe ich da aber sehr viel Potential drin.