Krummes Gemüse

kos

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Guten Abend,

da ich noch keinen entsprechenden Thread gefunden habe würde ich gerne mal eure Meinung hören. Nachdem in den Nachrichten immer wieder die tolle (?) Geschichte vom krummen Gemüse und hach wie lecker es doch schmeckt und schade dass es in den Müll kommt durchgekaut wird, würde mich mal interessieren wie viel Sinn der Kauf derartigem Zeugs wirklich macht. In der Facebook-Timeline tauchte kürzlich auch ein Link zu so einem Start-Up/Unternehmen auf, welches ca. 5kg krummes Gemüse für 20€(!!!) verkauft. Natürlich mit Liebe verpackt und im Abo etc, die Kommentare überschlugen sich fast vor Begeisterung.

Ist jemand in der Materie drin und kann mir erklären was falsch daran ist, dass Überschuss wieder ins Feld gepflügt wird (organischer Dünger) oder zu Tier- oder Tütenfutter verarbeitet wird? Muss ich demnächst auch "Bio-Helden" kaufen und mir beim schälen von deformierten Kartoffeln in den Finger schneiden?
 
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Wie kommst du darauf, daß das Überschuß ist? Genausogut könnte man "gerades" Gemüse unterpflügen.

zu Tier- oder Tütenfutter verarbeitet wird?
Wer füttert denn Tüten?

und mir beim schälen von deformierten Kartoffeln in den Finger schneiden?
Es gibt hilfreiche Schälinstrumente für Menschen mit zu wenig Feinmotorik, und es gibt jetzt schon Kartoffeln im Handel mit konkaven Flächen, trotz (EU-)Normierung. Ich finde es viel schwieriger, zu kleine Kartoffeln zu schälen. Aber wer üben will, soll sich mal ans Schälen von Topinambur wagen!

Ich denke, der Hintergrund dieser teilweisen Euphorie ist, daß man vielleicht davon ausgeht, daß diese "krummen" Gemüse alte, traditionelle Sorten sind und auch weitgehend nicht-maschinell bzw. nicht-industriell angebaut werden.
Da mag einiges an Ideologie dahinterstecken, aber tatsächlich sind traditionelle Sorten meistens wohlschmeckender, zumindest anders schmeckend, nicht so einheitlich wie die für den Massenanbau gezüchteten (da sind halt zwangsläufig andere Ziele wichtiger).
Wenn's natürlich einfach der Form wegen aussortierte normale Sorten sein sollten, ist's einfach Esoterik.
 
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Ist jemand in der Materie drin und kann mir erklären was falsch daran ist, dass Überschuss wieder ins Feld gepflügt wird (organischer Dünger) oder zu Tier- oder Tütenfutter verarbeitet wird? Muss ich demnächst auch "Bio-Helden" kaufen und mir beim schälen von deformierten Kartoffeln in den Finger schneiden?
Nein, in erster Linie liegt es nicht daran –
sondern viel mehr daran, daß je nach Größe des Unternehmens da wochenweise gut und gerne tonnenweise essbares Gemüse vernichtet wird.
Also, schlicht gegen Gebühren entsorgt wird / werden muss – als Abfall.
 
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es geht nicht darum, das wir jetzt nur noch krummes Gemüse kaufen sollen , sondern das es egal sein sollte ob das Gemüse nun gerade oder krumm ist. Das spielt aber leider bei Normen und Vermarktung eine grosse Rolle. Und somit werden Lebensmittel verschwendet während andere zu wenig haben.
 
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es geht nicht darum, das wir jetzt nur noch krummes Gemüse kaufen sollen , sondern das es egal sein sollte ob das Gemüse nun gerade oder krumm ist. Das spielt aber leider bei Normen und Vermarktung eine grosse Rolle. Und somit werden Lebensmittel verschwendet während andere zu wenig haben.
Jaja, der böse Verbraucher selektiert eben die Gurken nach eigenem Gusto.
 
nein - der Verbraucher hier selektiert nur nach Preis. Der Einkäufer selektiert nach Handelsklasse und da fällt dann Gemüse aus der Vermarktung raus.
Warum selektiert der Einkäufer?
Weil er das krumme Zeug nicht verkaufen kann.
 
und muss die auch Samstag Abends noch in Hülle und Fülle im Supermarkt vorfinden! (Mir grauts schon wieder vor den Festtagen, wenn ich daran denke was alles im Müll landen wird weil wir zu dumm zum PLanen geworden sind)

Aber 20€ für 5kg vom Biophof ist sportlich... da muss man schon wieder sehr dicke ideologische Scheuklappen anhaben.

Was ich sehr geil finde ist die Entwicklung: "Ab der und der Uhrzeit könnt ihr euch die Reste kostenlos abholen"
 
Jaja, der böse Verbraucher selektiert eben die Gurken nach eigenem Gusto.
Es fängt schon lange vor dem Verbraucher an: Wenn alle Gurken gerade sind, bekomme ich viel mehr in eine Kiste. Das macht auf die Menge gesehen ganz schön etwas aus. Aber natürlich hat auch der Verbraucher seinen Anteil. Guck euch einfach mal in der Gemüseabteilung um: Da wird ganz genau begutachtet und das schönes Objekt ausgewählt.
 
B-Ware für mehr Geld zu verkaufen ist ja mal ein interessantes Konzept. Und das noch im Black-Box-Abo wo man nicht weiss, was man nun bekommt. Mehr Geld, weniger Wahlfreiheit und optisch weniger ansprechende Waren - das muss schon eine spezielle Zielgruppe sein.
 
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Warum selektiert der Einkäufer?
Weil er das krumme Zeug nicht verkaufen kann.
U.a. EU-Richtlinien.
Und davon ab: krummes Gemüse lässt sich einfach nicht und schlecht maschinell in Plastikverpackungen verpacken. :noplan:

Ergo: "Krummes Gemüse" ist deshalb erstmal "unerwünscht, weil es schlicht nicht automatisiert gehandlt werden kann… > Profit > Handel > Transport > Verpackungen… etc.

In England haben ein paar Supermärkte auf Anfrage mal in ihren Gemüseabteilungen ein paar günstigere Regale als "eigene Produktlinie" solch' inländisch produziertes Krumme Gemüse angeboten.
Die haben sich da, trotz niedrigeren Preisen, in sehr kurzer Zeit ein eklatantes finanzielles Plus mit reingeholt.
 
B-Ware für mehr Geld zu verkaufen ist ja mal ein interessantes Konzept. Und das noch im Black-Box-Abo wo man nicht weiss, was man nun bekommt. Mehr Geld, weniger Wahlfreiheit und optisch weniger ansprechende Waren - das muss schon eine spezielle Zielgruppe sein.
Das ist so eine Art "ideologischer Ablasshandel".
Nach dem Motto: ich kaufe jetzt ideologisch korrekt krummes Gemüse und hab danach ein gutes Gewissen.
Und gehe anderen mit leuchtenden Beispiel voran - und auf den Sack. :cumber:
 
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U.a. EU-Richtlinien.
Und davon ab: krummes Gemüse lässt sich einfach nicht und schlecht maschinell in Plastikverpackungen verpacken. :noplan:

Ergo: "Krummes Gemüse" ist deshalb erstmal "unerwünscht, weil es schlicht nicht automatisiert gehandlt werden kann… > Profit > Handel > Transport > Verpackungen… etc.

Die Gurken-Verordnung der EU, welche die Geradheit der Gurken regelte*, ist seit 2009 nicht mehr in Kraft, obwohl viele Mitgliedsstaaten und die Wirtschaft sie gerne behalten hätte. Neben deinen Punkten nimmt krummes Gemüse natürlich auch mehr Platz bei Versand und Lagerung weg.

*und andere ähnliche Verordnungen.
 
Die Gurken-Verordnung der EU, welche die Geradheit der Gurken regelte*, ist seit 2009 nicht mehr in Kraft, obwohl viele Mitgliedsstaaten und die Wirtschaft sie gerne behalten hätte. Neben deinen Punkten nimmt krummes Gemüse natürlich auch mehr Platz bei Versand und Lagerung weg.

*und andere ähnliche Verordnungen.
Ja, aber das ändert leider nichts daran, daß krumme Bohnen oder "unsach-gewachsene Möhren" etc. nicht "nach Berechnung" in die Papp-Plastik-Schale" passen.
 
Warum selektiert der Einkäufer?
Weil er das krumme Zeug nicht verkaufen kann.

Nein, weil krumme Gurken wesentlich mehr Platz brauchen als gerade Gurken, also schlechter zu Verpacken und zu Transportieren sind. Gerade Gurken sind da für den Handel billiger.
 
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Mir ist das ehrlich gesagt wurschtegal, ob die Banane jetzt krumm oder gerade ist. Hauptsache sie schmeckt (und ist wenigstens ansatzweise biologisch angebaut worden). Aber die obengenannten Preise wuerde ich fuer eine Blackbox auch nicht bezahlen.
 
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Banane.jpg
 
Dass Gemüse im Supermarkt in die Tonnen kommt, unabhängig ob krumm oder gerade, steht ja nicht zur Debatte. Das sollte nicht sein, es hat einiges an Transportweg hinter sich und hat bis es entsorgt wird CO2 "produziert" und Geld gekostet - Ist also klar.

Nur verstehe ich nicht was falsch daran ist, wenn der Bauer seine Klump-Kartoffeln einfach wieder in den Acker häckselt, sie zu Hundefutter macht oder in der Biogasanlage in Strom umwandelt. Statt sie Bio-Hippies für 4€/Kg zu verkaufen. Warum muss dieses Material unbedingt in den Handel gebracht werden wo es doch viel gutes Zeug gibt was dann unter Umständen entsorgt wird. Mich nervt mittlerweile nur dieses blauäugige, Hauptsache es steht Bio drauf, wird mit Liebe hergestellt, CO2-Neutral etc ... Aber hinterfragen tut es keiner.
 
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Warum selektiert der Einkäufer?
Weil er das krumme Zeug nicht verkaufen kann.
Nein, die Einkäufer im Einzelhandel haben gerades Gemüse lieber, weil es in der Auslage weniger Platz wegnimmt und sich besser verpacken lässt - nicht, weil sich krummes Gemüse schlechter verkauft.
 
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Dass Gemüse im Supermarkt in die Tonnen kommt, unabhängig ob krumm oder gerade, steht ja nicht zur Debatte. Das sollte nicht sein, es hat einiges an Transportweg hinter sich und hat bis es entsorgt wird CO2 "produziert" und Geld gekostet - Ist also klar.

Nur verstehe ich nicht was falsch daran ist, wenn der Bauer seine Klump-Kartoffeln einfach wieder in den Acker häckselt, sie zu Hundefutter macht oder in der Biogasanlage in Strom umwandelt. Statt sie Bio-Hippies für 4€/Kg zu verkaufen. Warum muss dieses Material unbedingt in den Handel gebracht werden wo es doch viel gutes Zeug gibt was dann unter Umständen entsorgt wird. Mich nervt mittlerweile nur dieses blauäugige, Hauptsache es steht Bio drauf, wird mit Liebe hergestellt, CO2-Neutral etc ... Aber hinterfragen tut es keiner.
Ein Problem bei dem gehäkselten aussortiertem Gemüse, daß auf die Äcker "gedüngt" wird ist, das die Menge davon auch reglementiert ist.
So bildet der Anteil von "Bio-Gemüse-Dünger" so nur knapp 20% von der "produzierten krummen Masse".

In einigen unserer Nachbarländer darf das restliche "krumme Gemüse" bsw. nicht vernichtet werden, da Nahrung –
und muss daher dann verschenkt oder gespendet werden – ebenso wie das "gerade gewachsene", übriggebliebene aus dem Handel. (Gesetz).

Wenn nun die Erzeuger, also die Landwirte, dafür sogar noch etwas entlohnt werden, finde ich das nur gerecht.
Auch "krummes Gemüse" muss ja erstmal erarbeitet werden – das es "krumm" ist, sieht man ja erst, wenn es fertig ist.

Und bei deinem Beispiel mit den "Bio-Hippies" – so wäre hier nur ein Zwischenhändler vorhanden, statt 3 oder 5, wie im normalen Handel.
Und diese "Bio-Hippies" zahlen direkt an den Landwirt!
 
Viele Landwirte pflügen was die Erntemaschinerie nicht mitnimmt direkt hinterher unter.
Lebensmittelproduzenten haben genaue Vorschriften an die gelieferte Rohstoffe, wegen der "Maschinengängigkeit"

-natürlich hat die doofe FB Crowd nichts geblickt. Um so gerechter denen mehr aus der Tasche zu ziehen.
 
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