Konditionalsätze - Verwendung von wenn, falls, sobald

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Ebbinghaus

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Hallo,

ich denke schon lange über Konditionalsätze nach, da mich diesbezüglich einige Fragen quälen. Im Internet habe ich schon recherchiert. Leider führte dies nicht zu einer befriedigenden Antwort auf meine Fragen bzgl. der Konditionalsätze.

Mit einem Konditionalsatz wird eine Bedingung definiert, die erfüllt werden muss, damit etwas folgt.

Beispiel:
Wenn sie kommt, spreche ich mit ihr.

Ist es erlaubt das Wort “wenn” in einem Konditionalsatz durch ein anderes Wort zu ersetzen, welches auch eine Bedingung einleiten kann?

Beispiel:
Falls sie kommt, spreche ich mit ihr.

Dies ist doch auch ein “richtiger” Konditionalsatz, oder liege ich falsch?

Könnte auch das Wort “sobald” verwendet werden, um einen Bedingung zu beginnen?
Könnte auch das Wort “solange” verwendet werden, um einen Bedingung zu beginnen?

Meine Erfahrung zeigt, dass Autoren von Zeitungsartikel und Büchern meistens das Wort “wenn” nutzen, um eine Bedingung zu beginnen. Mein Sprachgefühl sagt allerdings, dass ein konkreteres Einleitungswort einer Bedingung verwendet werden sollte. “Wenn” ist ja ein recht abstraktes Wort.

Beispiel:
Wenn sie kommt, spreche ich mit ihr.

Dieser Satz lässt offen, ob “ich mir ihr spreche”, sobald “sie” gekommen ist (also unmittelbar bei Erscheinen dieser Person) oder ob ich überhaupt mit ihr spreche, sobald sie da ist (dann würde das Wort “falls” verwendet werden).

Falls sie kommt, spreche ich mit ihr.

Sagt aus, dass ich mit ihr sprechen werde (der exakte Zeitpunkt ist nicht definiert), falls sie überhaupt kommt.

Was ist stilistisch besser? Grundsätzlich für die Einleitung einer Bedingung das Wort “wenn” zu verwenden oder je nach Fall “falls”, “sobald”, “solange”, ... verwenden?
 
Das ist ein Fall für Semantiker. Hier schon mal eine Diskussion für Dich als Appetizer: wenn oder falls. Du kannst auch mal bei Grimm online gucken, wie sich die Bedeutung der Worte "Wenn", "Falls" und "Sobald" im Laufe der Zeit entwickelt hat. Oder kommst Du an das Duden Synonym-Lexikon ran? So als Gegenkontrolle...
Im Alltag kannst Du das handhaben wie Du willst.
 
lies mal das buch " der dativ ist dem genitiv sein tod"
da werden solche fälle lustig aber eben informative behandelt.
 
im Deutschen ist "wenn" und "falls" weitgehend gleichbedeutend, sieht man von der rein zeitlichen Bedeutung von "wenn" mal ab.
In dem Zusammenhang Deines Satzes könnte man noch "so" verwenden. "So sie kommt...," - diese Formulierung ist aber sehr "gestelzt" und wird eigentlich nur im Kleingedruckten von Verträgen verwendet, damit unbedarftere Leute nicht sofort verstehen was gemeint ist.
 
walfrieda schrieb:
im Deutschen ist "wenn" und "falls" weitgehend gleichbedeutend, sieht man von der rein zeitlichen Bedeutung von "wenn" mal ab.
in welchem zusammenhang hat "wenn" eine rein zeitliche bedeutung?
 
aretiss schrieb:
in welchem zusammenhang hat "wenn" eine rein zeitliche bedeutung?
"Wenn du fertig bist, können wir gehen."
 
aretiss schrieb:
in welchem zusammenhang hat "wenn" eine rein zeitliche bedeutung?
zum Beispiel in "Mein Freund kommt gleich nach Hause. Wenn er da ist, gehen wir shoppen".
 
@walfrieda & flofh: wie im nachfolgenden zitat, hat "wenn" in euren beispielen aber eben KEINE rein zeitliche bedeutung!

Ebbinghaus schrieb:
Beispiel:
Wenn sie kommt, spreche ich mit ihr.

Dieser Satz lässt offen, ob “ich mir ihr spreche”, sobald “sie” gekommen ist (also unmittelbar bei Erscheinen dieser Person) oder ob ich überhaupt mit ihr spreche, sobald sie da ist (dann würde das Wort “falls” verwendet werden).
 
Von meinem Sprachgefühl ähneln sich "wenn" und "sobald", "falls" hingegen ist anders.
Falls muss nicht passieren.
Sobald wird sehr bald geschehen.
Wenn wird auch geschehen, aber unbestimmt, eher "später".

Ich gehe dabei von meine Alltagsformulierungen aus. Hat ein Kunde bei mir Ware bestellt, die nicht vorrätig ist und er nachfragt, wann die Teile denn endlich eintreffen, antworte ich wie folgt:

Sobald sie eintreffen, rufe ich zurück. Bedeutet: Ich weis, dass die Teile sehr bald eintreffen werden bzw. schon da sein müssten.
Wenn sie eintreffen, rufe ich zurück. Bedeutet: Die Teile werden zwar kommen, ich weis aber nicht genau ob morgen oder in einer Woche.
Falls sie eintreffen, rufe ich zurück. Bedeutet: Ich glaube nicht, dass die Teile zu beschaffen sind, will aber nett zum Kunden sein.

Ich hoffe, dass war jetzt nicht zu laienhaft, aber dadurch erkennt man schon deutlich die Unterschiede.
 
aretiss schrieb:
@walfrieda & flofh: wie im nachfolgenden zitat, hat "wenn" in euren beispielen aber eben KEINE rein zeitliche bedeutung!
Nach nochmaligem Durchlesen muss ich dir recht geben. Man kann das auch konditional verstehen.

Letztendlich kommt es auf die Absicht des Sprechers an. "Falls" ist immer konditional gemeint, "sobald" immer temporal. Bei "wenn" ist meist auch nur eines von beiden gemeint (vom Sprecher), kann aber nicht immer richtig interpretiert werden.
 
aretiss schrieb:
@walfrieda & flofh: wie im nachfolgenden zitat, hat "wenn" in euren beispielen aber eben KEINE rein zeitliche bedeutung!
doch. Es kommt aber natürlich auf den Zusammenhang an. Bei "falls" schwingt eben die Unsicherheit mit: "Falls es im August schneit, laufe ich nackt ums Haus" -> die Wahrscheinlichkeit daß ich es machen muß ist verschwindend gering.
Bei "Wenn mein Freund da ist, gehen wir shoppen" gehe ich aber davon aus daß er kommt und ich meine das "wenn" rein zeitlich.
 
@ walfrieda: schau mal flo's posting über dir an, er hat's verstanden! wenn hat keine rein zeitliche bedeutung!
 
Ja, es ist erlaubt "wenn" zu ersetzen bzw. es sogar wegzulassen, was stilistisch am elegantesten ist:

„Kommt sie, spreche ich mit ihr."

Oder damit es nicht so ungewohnt und altertümlich klingt:

„Kommt sie tatsächlich, werde ich mir ihr sprechen."

Es kann allerdings sein, dass das Wort "wenn" wichtig ist, um Deine Zweifel daran zu betonen, dass sie kommt. Dann würde ich es auch verwenden. Form follows funktion. Auch in der Sprache. Erst die Botschaft, dann der Stil.

Hilft das?

Grüße,

erko
 
walfrieda schrieb:
Bei "Wenn mein Freund da ist, gehen wir shoppen" gehe ich aber davon aus daß er kommt und ich meine das "wenn" rein zeitlich.
du schlenderst also gerade mit deiner freundin nach hause... weisst aber nicht, ob dein freund zuhause ist, mit dem du ja noch einkaufen wolltest. du sagst ""Wenn mein Freund da ist, gehen wir shoppen"... das ist keine rein zeitliche bedeutung, da du anstatt "wenn" auch "falls" sagen könntest
 
aretiss schrieb:
du schlenderst also gerade mit deiner freundin nach hause... weisst aber nicht, ob dein freund zuhause ist, mit dem du ja noch einkaufen wolltest. du sagst ""Wenn mein Freund da ist, gehen wir shoppen"... das ist keine rein zeitliche bedeutung, da du anstatt "wenn" auch "falls" sagen könntest
Nein, ich bin zuhause und weiß daß mein Freund gleich heimkommt. Wenn er dann da ist, ziehen wir los. Da ist kein Platz für "falls".
Ist aber auch egal. Sprache ist nunmal so daß man Stunden über Details diskutieren kann, ohne daß eine Seite rechter hat als die andere :)
 
walfrieda schrieb:
Nein, ich bin zuhause und weiß daß mein Freund gleich heimkommt. Wenn er dann da ist, ziehen wir los. Da ist kein Platz für "falls".
das kann man dem satz "Wenn mein Freund da ist, gehen wir shoppen" aber nun mal nicht ansehen! wenn hat keine rein zeitliche bedeutung, wie ich dir an deinem eigenen beispiel bewiesen habe!
 
Ebbinghaus schrieb:
Was ist stilistisch besser? Grundsätzlich für die Einleitung einer Bedingung das Wort “wenn” zu verwenden oder je nach Fall “falls”, “sobald”, “solange”, ... verwenden?
um die vorredner zusammenzufassen: mit stil hat das in diesem falle gar nichts zu tun, nur mit verständnis
"solange" gehört natürlich nicht hierher, und "sobald" ist ein wenig unmittelbarer als "wenn" in der zeitlichen bedeutung
das buch "der dativ ist dem genitiv sein tod" kannst du dir im übrigen, was deine kleine problematik anbelangt, schenken, denn lass dir gesagt sein: sie kommt darin gar nicht vor
 
Liebe Leute,

die deutsche Sprache arbeitet mit Grammatik und Regeln. Auch für die Frage nach dem „Wenn und Aber“ hinsichtlich der Benutzung von dem Wort „Wenn“:
Wenn, falls, sobald, sofern, in Gegenwart Vergangenheit und Zukunft. Die Sprache hat immer einen Bezug zur Zeit. Erst recht das Wort „wenn“ hat neben der Bedeutung und Verwendung als Bedingungswort eine zeitliche Dimension. Deshalb werden Sätze mit dem Wort „Wenn“ auch Temporalsätze oder Zeitsätze genannt:
https://easy-deutsch.de/satzbau/nebensatz/temporalsatz/
Temporalsatz mit „wenn“ oder „als“?
Temporalsätze mit „wenn“ und „als“ drücken aus, dass zwei Dinge zu einem bestimmten Zeitpunkt gleichzeitig stattfinden.
„als“ benutzt man bei etwas, was einmalig in der Vergangenheit stattgefunden hat.
„Wenn“ wird benutzt, wenn etwas mehr als einmal in der Vergangenheit stattgefunden hat.
In der Zukunft und im Präsens wird immer „wenn“ benutzt.
Hier wird der zeitliche Aspekt des Wörtchens „wenn“ gut erklärt:
https://mein-deutschbuch.de/files/grammatik/saetze/temporal_wenn_als.pdf
Hier wird der zeitliche und bedingende Aspekt des Wörtchens „wenn“ gut erklärt:
https://deutschegrammatik20.de/komplexer-satz/satzverbindung-konditional-wenn-falls-sofern-bei/
Konditionale Satzverbindung: wenn, falls, sofern, bei:
Bei der konditionalen Satzverbindung werden zwei Sätze verbunden, bei denen ein Satz eine „Bedingung“ beschreibt, unter der eine „Folge“ eintreten kann. Konditionalsätze antworten auf die Frage wann bzw. unter welcher Bedingung.

Ich habe deshalb gepostet, weil es mir ein Bedürfnis war, klarzustellen, dass es einen Unterschied zwischen einer inhaltlichen Diskussion und Rechthaberei gibt, liebe Walfrieda ;-).

mit freundlichen Grüßen, M.
 
Und dafür hast Du einen 14 Jahre alten Thread ausgegraben?

P.S. Walfrieda war auch anscheinend seit 3 Jahren nicht mehr hier.
 
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Wenn ich sowas sehe, muss ich schmunzeln.
 
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