Für einige scheint schon von vorne herein klar zu sein, wer der Schuldige bei diesem Streit ist. Schon mal auf die Idee gekommen, das es auch an Adidas liegen könnte, das die z.B. etwas verlangt haben, das nicht ins Konzept von iAds passt?
Dann versuchen wir es doch mal ganz nüchtern zu betrachten.
Klassische Werbung - Print und Fernsehen - ist bisher ein Bereich, in dem Budget und Kundenwünsche entscheiden, wie geworben wird. Wenn die HypoVereinsbank auf allen Sendern zeitgleich ihre Fusion bekannt geben will, wird das teuer. Hatten wir am 1.9.1998 um Punkt 19:45. Auf allen deutschen Fernsehsendern lief ein 3-minütiger Spot der HypoVereinsbank. Wenn die Allianz gerne möchte, dass das Henner Piffendeckel Stadion jetzt Allianz Arena heißt, dann ist das ebenfalls nur eine Kostenfrage.
In Zeiten der Online-Werbung läuft das ein bisschen anders. Google verkauft Schlagworte. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ist aber bei knappen Werbeplätzen auch nicht anders.
Und nun Apple. Apple verkauft eine einigermaßen neue Plattform und schaltet dem Ganzen ein Zulassungsverfahren vor, von dem wir noch nicht wissen, wie es in der Praxis im Einzelnen funktioniert. Dass die Jungs bei Apple nicht veranstalten können, was sie wollen, dürfte mal klar sein. Nichtsdestoweniger hat Apple recht geschickt eine Instanz vorgeschaltet, bei der es erstmal nicht nach marktlichen Kriterien läuft, sondern eine Art Bewerbungsverfahren stattfindet.
Ich bin da einigermaßen skeptisch. Es mag durchaus sein, dass die Neuartigkeit der Werbeplattform und die wenigen vorliegenden Erfahrungen den Blick etwas trüben, aber Fakt ist und bleibt, dass Apple die Kontrolle über die Plattform hat und nicht gerade in dem Ruf steht, ganz liberal erstmal alles zuzulassen.
Hinzu kommt, dass das Werbebudget an der Praxis nichts ändert. Es ist piepegal was du bezahlst, du musst durch die Gesichtskontrolle. Es existiert also eine Hürde, die bei anderen Plattformen in dieser Form nicht existiert. Das muss erstmal nichts bedeuten, aber jede Handlung von Apple hat eine Außenwirkung. Und wenn Adidas abspringt hat Apple sich da nicht mit Ruhm bekleckert, weil der Nachgeschmack einer Exklusivplattform bleibt. Der Gedankenschritt zu Willkür ist da nicht weit.
Was nicht heißen soll, dass Apple da willkürlich agiert. Lediglich, dass das ggf. so wahrgenommen wird.
Aber Apple will Werbeplätze auf der Plattform verkaufen. Und wenn eine bekannte Marke abspringt, ist das keine gute Werbung für die Plattform. Die Gründe sind dabei gar nicht ausschlaggebend. Und auch nicht, welche Absprachen die beiden getroffen haben. Die Wirkung, die entsteht ist: iAds scheint nicht ideal zu sein.
Das ist etwa so als bricht die gesamte Powerade Mannschaft kurz vor dem Zieleinlauf mit Kreislaufkollaps zusammen. Lag sicher nicht an Powerade. Beim nächsten Langstreckenlauf überlege ich mir aber als Kunde ggf. ob ich nicht trotzdem sicherheitshalber Wasser trinke.