Hallo Anglisten: "Deadwood" und die "robuste" Sprache im Wilden Westen

hashish

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Hallo,
ich habe mir heute endlich mal die ersten zwei Folge der mehrfach mit dem Emmy und Golden Globe ausgezeichneten Serie Deadwood angeschaut.
Und zwar, wichtig, im Original.
Es geht im Groben um das kleine dreckige Dörfchen "Deadwood" das aufgrund angeblicher Goldvorkommen alle möglichen (und unmöglichen) Leute anlockt.
Bin übrigens jetzt schon ein Fan von Ian MacShane. Toller Schauspieler. :cool:

Jetzt meine Frage an die Anglisten: in der Serie herrscht ein ziemlich ruppiger Umgangston, besonders die Sprache bedient sich recht derber Ausdrucksweisen.
Mir kommt es vor, als würden 50 % der Worte aus Cocksucker, Cunt und Motherfucker bestehen.
"So weit, so gut" ;)

Was mich nun interessieren würde, ist, wieweit diese Sprache authentisch ist.
Hat man vor gut 130 Jahren im Wilden Westen tatsächlich schon diese Ausdrücke benutzt, oder ist das komplett an unsere Zeit angepasst?

Anglisten vor!
 
danke für den Link :)
Es scheint also doch so zu sein, dass das Gefluche an die heutige Zeit adaptiert wurde.
In dem Artikel steht, dass damals im echten Deadwood tatsächlich ständig geflucht wurde.
Allerdings waren damals "crap, shit, damn, bitch" die schlimmsten Worte.
Worte, die heute ziemlich harmlos wirken.
Deshalb musste man wohl für den Film die Worte benutzen, die heutzutage als die wirklich schlimmen gelten, damit das Gefühl von damals rüberkommt.

Somit wäre meine Frage wohl beantwortet :)
 
Zu einem gewissen Grad muss man in "historischen" Produktionen die Sprache anpassen - in besten Fall wirkt es sonst lächerlich, im schlimmsten versteht der Zuschauer nix mehr... Ich erinnere mich an eine grausame Klausur mit einem mittelenglischen Text, aufgebaut als Hörverständnisübung ... Furchtbar!
 
Zu einem gewissen Grad muss man in "historischen" Produktionen die Sprache anpassen - in besten Fall wirkt es sonst lächerlich, im schlimmsten versteht der Zuschauer nix mehr..
das ist klar. Allerdings sollte man auch nicht übertreiben, denn sonst wirkt es schnell in die andere Richtung lächerlich.
ich hatte mich halt nur gewundert, dass schon vor 130 Jahren die gleichen Schimpfworte benutzt worden sein sollen, die noch zu meiner Jugend "fast unbekannt" waren und welche erst seit relativ kurzer Zeit zum Standardrepertoire jedes durchschittlichen (Klein-)Gangstas gehören.
 
Ich erinnere mich an eine grausame Klausur mit einem mittelenglischen Text, aufgebaut als Hörverständnisübung ... Furchtbar!


Als Hörübung..... ARGH.... oder: gröhl...
ich seh meine Achtklässler vor mir... die haben schon genug mit einer Listening Comprehension in heutigem English zu tun, aber sie können es richtig gut. Ob ich Mittelenglisch als Hörübung verstehen würde, scheint mir schon schwierig... hatte mal eine Kassette mit Chaucer's Canterbury Tales in "echt Mittelenglisch", was natürlich Quatsch ist, da wir ja nie wissen, WIE GENAU die Leute damals gesprochen haben. Schade eigentlich! Würde sehr gerne mal ein Gedicht aus Ovids Mund in Latein hören oder Shakespeare auf der Bühne ... und diese meterdicken Abhandlungen über das Altenglische und seine Schleifvokale: ich kann nur den Kopf schütteln über 300 Seiten "Lautlehre" einer Sprache, die nichts aber auch gar nichts an Tonaufnahmen hinterlassen hat. Wie gut werden es die Sprachwissenschaftler in 300 Jahren haben,die können sich dann unser heutiges Deutsch (wie werden sie es wohl nennen? Frühneuzeitdeutsch?) original anhören und staunen.
 
Was mich nun interessieren würde, ist, wieweit diese Sprache authentisch ist.
Hat man vor gut 130 Jahren im Wilden Westen tatsächlich schon diese Ausdrücke benutzt, oder ist das komplett an unsere Zeit angepasst?

Das gleiche frage ich mich jedesmal, wenn ich Karl May lese: ist der Ton in Winnetou, Old Shatterhand, etc etc. auch nur annähernd Wilder Westen? glaube eher nicht... scheint mir hochartifiziell zu sein, und selbst die schlimmsten Verbrecher, äh, Schurken, reden so korrekt wie Abiturienten :)
 
Ich erinnere mich an eine grausame Klausur mit einem mittelenglischen Text, aufgebaut als Hörverständnisübung ... Furchtbar!

Aua, Hörverständnisübungen sind sehr sehr oft sehr sehr böse ;) Ich hatte das im Mai in meiner staatlichen Griechisch-Prüfung, das war dann eine Rede zu "Auswirkungen des Sports auf die Volkswirtschaft" - na danke sehr… :rolleyes:
(aber: bestanden!)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das gleiche frage ich mich jedesmal, wenn ich Karl May lese: ist der Ton in Winnetou, Old Shatterhand, etc etc. auch nur annähernd Wilder Westen? glaube eher nicht... scheint mir hochartifiziell zu sein, und selbst die schlimmsten Verbrecher, äh, Schurken, reden so korrekt wie Abiturienten :)
Karl May hat ja mit dem Wilden Westen aber mal so was von rein gar nichts zu tun.
Karl May war auch nie in den USA

Da dürfte Deadwood, ähnlich wie die anderen neueren und modernen US-Westernproduktionen, schon um einiges authentischer sein
 
Als Hörübung..... ARGH.... oder: gröhl...
ich seh meine Achtklässler vor mir... die haben schon genug mit einer Listening Comprehension in heutigem English zu tun, aber sie können es richtig gut. Ob ich Mittelenglisch als Hörübung verstehen würde, scheint mir schon schwierig... hatte mal eine Kassette mit Chaucer's Canterbury Tales in "echt Mittelenglisch", was natürlich Quatsch ist, da wir ja nie wissen, WIE GENAU die Leute damals gesprochen haben.

War schon im Studium, nicht in der Schule ...
Ansonsten muss ich dir allerdings zustimmen - das ist eigentlich totaler Quatsch ...
 
Das gleiche frage ich mich jedesmal, wenn ich Karl May lese: ist der Ton in Winnetou, Old Shatterhand, etc etc. auch nur annähernd Wilder Westen? glaube eher nicht... scheint mir hochartifiziell zu sein, und selbst die schlimmsten Verbrecher, äh, Schurken, reden so korrekt wie Abiturienten :)

teile von winnetou wurden in europa gedreht, old surehand auch
karl may hatte nie was mit usa am hut.
das sagt schon einiges wie authentisch das ganze ist.
 
karl may hatte nie was mit usa am hut.
das sagt schon einiges wie authentisch das ganze ist.


Das stimmt nicht, er hat (allerdings NACH den Wild-West-Romanen) eine sehr lange USA-Reise unternommen.

Das hat auch nix mit der Authentizität zu tun, denn er hatte sich ja genau vorher belesen und eine Menge recherchiert. Man muss nicht in die USA fahren, um genaue und authentische Informationen zu sammeln.

Allerdings ist das reale Gespür für ein Land ausschließlich durch eine Reise erlebbar. Dieses authentische "So-ist-das-Land-Gefühl" gibt es tatsächlich nur aus eigenen Erlebnissen vor Ort.
 
Das stimmt nicht, er hat (allerdings NACH den Wild-West-Romanen) eine sehr lange USA-Reise unternommen.

ich weiss jetzt auf anhieb nur etwas von einer 6-wöchigen amerikareise. mehr ist mir nicht bekannt. winnetou 4 hatte er danach geschrieben. das wäre dann eigentlich das einzigste wo er seine real erlebten eindrücke miteinbrachte.
 
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