So, jetzt mal etwas übersichtlicher und ausführlicher zu Capture One:
Ich hatte eine Weile Narrative Select genutzt, weil Capture One beim Culling einfach zu langsam war und hab dann nur die guten Bilder übertragen. Seit Version 16 kann man endlich von der Karte aus schnell importieren, das hat Narrative Select überflüssig gemacht und geht sehr schnell. Ähnliche Bilder kann man auch gruppieren lassen und nach der Bewertung wird auch endlich das nächste Bild ausgewählt. Auch wurde endlich mal das Ändern des Aufnahmedatums implementiert, also wieder ein Tool weniger (das hätten sie schon lange einbauen können).
Die Massen an Bilder habe ich selten auf einmal, kommt eigentlich nur bei einer Hochzeit vor. Bei Portraits wird jetzt aufs iPad fotografiert, entweder werden sie in die Cloud oder eben auf die SSD als .EIP exportiert, eine "ZIP" mit allen Einstellungen, ICC Profil usw. So liegen bei mir alle RAWs vor, egal welcher Mac, ich hol mir die EIPs und alles passt. Im Studio hängt die Kamera auch die dran, mit Preset, da die Bedingungen immer gleich sind. Ich könnte auch mit einem Barcode Scanner die EANs scannen und als Dateinamen nutzen. Die EIPs hole ich mir vom Server auf meine Workstation.
Beim Tethern kann ich alles am Mac/PC einstellen, oder per App am iPhone, wenn ich nicht an den Auslöser komme. Wireless geht es je nach Kamera auch.
Komme ich vom Job heim, habe ich je nach Kunde schon Presets, die beim Import angewandt werden, das geht auch in Lr. Auch wenn die iPad Version noch keine Objektivkorrektur hat, über Styles, die ich vom Mac holen kann, klappt das dennoch, es fehlt wohl nur die GUI dazu.
Kataloge brauche ich nicht, ich bin seit Beginn bei den Sessions, Kataloge kamen eh erst später, früher hatte ich noch Media Pro 1/2.
Was ich daran gut finde, die Ordnerüberwachung, ich kann nach Belieben Bilder rausnehmen, reinlegen, PSDs bearbeiten und Capture One bekommt das mit und zeigt sie an, ohne dass ich dafür C1 öffnen muss.
Ebenen nutze ich auch gerne, die hat Lr soweit ich weiß immer noch nicht. Farbsteuerung, auch für Hauttöne ist bei C1 top. Auch wurden vor einiger Zeit die ProStandard ICCs zu vielen Kameras geliefert, selbst ältere Kameras wie die 5D Mk II waren dabei.
HDR finde ich für einen Teil meiner Bilder (Immobilien) besser als bei Lr, gerade bei Wiederherstellung der Lichter. In der Beta war das gar nicht gut, wurde aber immer besser. Hat mir die Zeit der Maskierung in Photoshop erspart, merklich. Für die Immobilien brauche ich Photoshop so gut wie gar nicht mehr, außer es muss mal was retuschiert werden, was vor Ort nicht ging (oder man wollte es aus Gründen nicht anfassen).
Die GUI... Geschmacksache, Lr wirkt auf mich altbacken, nicht dass C1 modern wirkt, aber es ist ähnlich wie bei Photoshop und man kann sie frei anpassen. Die Speededits sparen auch noch mal Zeit, wenn keine Tools wie Loupedecks, Tangent Panels etc. verwendet. Lange Q drücken und mit der Maus die Belichtung ädern, ff.
Dann wäre da noch die Luma-Kurve, die sauberer die Töne schützt als die Gradationskurve, die Auto-Trapezkorrektur brauche ich selten, das mache ich vor Ort schon, bzw. fotografiere eh mit Stativ.
Beim Export kann ich auf einen Schlag viele Varianten parallel ausgeben und die Ordnerstruktur frei wählen. Zum Beispiel Export/Unterordner_lowres/darin Unterordner nach Sternen, Brennweite, Marke etc.
In der Regel hab ich drei Ausgaben, lowres, highres und eine Version für Mylio, dass ich sie immer dabei habe.
Kundenfreigaben laufen nicht mehr über externe Tools, Capture One Live ist top dafür, der Kunde kann gleich Farben und Sterne vergeben, braucht nur seinen Browser und alles kommt direkt in C1 an. Spart wieder Zeit, kein Export nötig, kein Einloggen, nichts.
Hin und wieder teste ich auch die anderen Tools. Luminar war mir zu träge, das Austauschen der Himmel... ja, wenn man sich halbwegs auskennt, es wirkt oft unecht. Selten brauche ich das, dafür nehme ich Photoshop.
Darktable kann extrem viel, verfolgt eher die Arbeitsweise aus dem Videobereich, aber die Bearbeitung dauert dann eben auch länger und man muss tiefer in die Materie einsteigen, gerade auch so einfache Dinge wie das Wiederherstellen der Lichter, wenn sie auf einmal magenta werden.
Affinity ist eher ein Photoshop "Ersatz", für RAWs fand ich es noch nie gut, zumal non-destruktive RAWs ins Affinity Format gebraucht werden und unglaublich groß werden. Völlig unnötig, eine Einstellungsdatei genügt ja.
Bei Produktfotos muss ich ab und zu stacken, in Photoshop dauert das ewig, dafür nutze ich dann Helicon Focus, weitaus schneller und besser. Auch die Stapelverarbeitung von Bildern gebe ich lieber an JPEGmini als an Photoshop, weil da alles im Vordergrund läuft und träge ist. Bei vielen Bilder läuft der RAM zu und es wird auf die SSD gescratcht. Gilt auch für Scripte. Und da Photoshop auch nicht alles so gut macht, kommen noch Tools von Infinite und Retouch4me dazu. Droplets, Aktionen usw. Was ich damit sagen will, es gibt immer irgendwo Entwickler, die etwas besser machen, aber das lässt sich alles sauber integrieren.
Daher verstehe ich oft nicht, dass es immer Lr + PS sein muss, ich denke 90% von dem Geschriebenen hier, ist fürs Hobby völlig irrelevant und zu teuer. Oftmals will man es nur haben. Und wenn man bedenkt, was das Paket aus Lr + PS so kann, sind selbst 11,89€, oder vergünstigt 6€ im Monat nicht der Rede wert.