Gewerbesteuer für Freiberufler in der Diskussion

Al Terego

Aktives Mitglied
Thread Starter
Dabei seit
02.03.2004
Beiträge
4.716
Reaktionspunkte
417
Hossa, jetzt wird’s ernst, liebe Kollegen.

Gerade gelesen:
http://www.n-tv.de/politik/Freiberufler-sollen-zahlen-article923010.html
Quelle: www.n.tv.de

Das könnte uns finanziell doch an die Gurgel gehen, oder?
Da mein Steuerberater gerade im Urlaub ist, fache ich hiermit mal den Grill an und frage in die Runde ob jemand weiß, in welchem Umfang ein normaler Freiberufler unseres Kalibers mit zusätzlichen Abgaben zu rechnen hat, müsste er denn Gewerbesteuer entrichten.

Von der Gewerbesteuer habe ich keinen Schimmer. Ich weiß nur, dass die Gemeinden und Kommunen unterschiedliche Hebesätze haben, die bei der Berechnung zugrunde gelegt werden. Im Internet kann man unter "Gewerbesteuer Rechner" diverse Online-Tools finden. Gebe ich dort meinen Umsatz ein und den ungefähren Hebesatz, den ich online über die Webseite meiner Stadt herausbekommen habe, komme ich ganz flott auf zusätzlich zu zahlende Summen, für die ich mir einen kleinen Zweitwagen oder einen netten Urlaub leisten könnte. Klar, immer abhängig vom Umsatz, der auch hier unter uns Grafikern mal niedrig mal hoch p/a ist.

Also: immer her mit Euren Gedanken dazu.
Ob ich danach besser schlafen kann, wage ich zu bezweifeln. :confused:
Gruß, Al
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht Umsatz sondern dein Gewinn wird zur Berechnung hinzugezogen..... Ich finde es richtig auch Freiberufler miteinzubeziehen. Ich sehe keinen Grund warum man diese privilegieren sollte.
 
Ich mache mich jetzt mal unbeliebt..
ABER:
Warum zahlt der sog. "Freiberufler" keine Gewerbesteuer, er erbringt ja eine Dienstleistung, und sagen wir mal der Friseur oder Reparaturklempner, der auch eine erbringt, zahlt diese Steuer?
Im Rahmen einer steuerlichen Gleichbehandlung betrachtet ist das schon irgendwie unfair.
Man kann nun argumentieren dass in den Tarifen des Friseurs die Steuer drin ist, beim Designer-Gewerbe nicht und man das dann entsprechend anheben muss. Wenn das alle tun, klappt es ja auch..

Ich will nicht sagen dass ich für Steuererhöhungen bin - aber warum der eine zahlt und der andere nicht wäre eine Diskussion, oder? :teeth:
 
ein wesentlicher Teil der Gewerbesteuer wird auf die private Einkommensteuer z.B. eines Einzelunternehmers angerechnet. Das nimmt ihr den Schrecken, jedenfalls einen großen Teil davon.

Michael
 
Warum soll ich als Freiberufler Gewerbesteuer bezahlen, ich habe kein Gewerbe und betreibe keinen Handel; kann also keine Klempnereisen billig einkaufen und teuer weiter berechnen. Ich habe auch keinen Hund, ergo bezahle ich auch keine Hundesteuer. :teeth:
 
ein wesentlicher Teil der Gewerbesteuer wird auf die private Einkommensteuer z.B. eines Einzelunternehmers angerechnet.
ok, das habe ich seit vorhin auch begriffen. wieviel im detail das ausmacht, wird sich zeigen. und ich habe mitbekommen, dass diese diskussion nicht neu ist und immer wieder mal in saure-gurken-zeiten aufkommt.

Warum soll ich als Freiberufler Gewerbesteuer bezahlen, ich habe kein Gewerbe und betreibe keinen Handel; kann also keine Klempnereisen billig einkaufen und teuer weiter berechnen. Ich habe auch keinen Hund, ergo bezahle ich auch keine Hundesteuer.
tja, so pragmatisch sehe ich das momentan ebenfalls.
 
Das Dumme ist nur, sollte diese Haushaltslochverschiebung der Kommunen fruchten, Freiberufler wie z.B. Ärzte, Anwälte und Steuerberater zur Gewerbesteuer herangezogen werden, dann ist so gut wie sicher, dass deren Honorare und Gebühren sehr wahrscheinlich steigen, und jetzt ratet mal wer wieder draufzahlt? …
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde es gut, dass darüber diskutiert wird, (Gewerbe)steuer für Freiberufler einzuführen. Warum? Lasst es mich kurz erklären: ich wollte in meiner Branche auch freiberuflich tätig sein (IT), mein Finanzamt akzeptierte das aber nicht und ich musste somit ein Gewerbe gründen und zahle somit auch Gewerbesteuer. Obwohl ich nur Dienstleistungen erbringe wie ein Grafiker. Ich empfinde das als ungerecht.

Jetzt aber pauschal zu sagen, jeder Freiberufler muss (Gewerbe)steuer zahlen halte ich genauso für falsch und ungerecht. Für den Staat ist das natürlich eine schöne zusätzliche Einnahmequelle, die man sicherlich nicht vernachlässigen sollte.

Die Frage, die sich mir aber stellt, ist folgende: wie kann man eine gerechte Steuer für Freiberufler rechtfertigen? In meinen Augen sollte jeder, der durch eine Tätigkeit Geld einnimmt, den Gewinn daraus auch versteuern. Das macht der Freiberufler mit seiner Einkommenssteuer. Der Gewerbetreibende durch seine Gewerbesteuer und Einkommenssteuer. Egal, wie ich dieses Blatt wende und egal von welchem Standpunkt man es betrachtet: es gibt immer jemanden, der sich ungerecht behandelt fühlt und für mich selbst, komme ich immer wieder zu dem gleichen Schluss: das Steuersystem in Deutschland muss einfach komplett überarbeitet werden!

Ich gebe da Marie Huana Recht, am Ende sind es immer die gleichen, die draufzahlen!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: IonTichyPT und larsmalte
Ich sehe es nach aktuellen Überlegungen so:

Entweder alle oder keiner. Die Gewerbesteuer in Deutschland scheint weltweit (nach meinen privaten Informationen) einzigartig zu sein. Lediglich Luxemburg hat ein ähnliches Ding laufen. Da es meiner Ansicht nach ungerecht ist, wenn nur bestimmte Berufsgruppen eine solche Steuer entrichten müssen, sollte sie abgeschafft werden und das komplette System reformiert werden. Mit diesem Ansinnen stehe ich ja nicht alleine da. Der gute Herr Schäuble kommt gerade hier und jetzt mal wieder auf den selben Trichter. Die Abschaffung der Gewerbesteuer wird ergo in politischen Gremien ebenso oft diskutiert wie die Ausweitung derselben auf Freiberufler. Und witzigerweise gerade mal wieder zur gleichen Zeit. :D

Da mein Steuerberater gerade aus dem Urlaub zurück ist, habe ich ihn mal kurz angesprochen:
_ Eine Ausweitung auf Freiberufler wäre noch laaaange nicht durch. Ausschüsse, Bundestag, Bundesrat etc, da liegt noch was auf dem Weg. Also: abwarten, das Thema ist wie gesagt alter Kaffee.
_ Je nach Umsatz, Gewinn und noch zahlreichen anderen Faktoren wie außergewöhnlichen Belastungen etc. könnte eine Belastung durch Gewerbesteuer für den einen Freiberufler sehrwohl positiv, für einen anderen auch negativ ausfallen. Details könnte man erst klären, sobald Gesetze feststehen. Auch klar.

Und was absolut kontraproduktiv ist, sind Neid-Diskussionen. Davor sollten wir uns auch in diesem Thread hüten, sonst wird’s unsachlich. :Oldno:

Gruß, AL
 
Ich möchte mal in die Runde werfen, ist doch egal ob man ein Klempnereisen verkauft oder seine Grafikdienstleistung, ein FlashDingsbums oder .jpg oder TIFF, ist doch auch ein Produkt, wenn halt ein digitales?

:noplan:

Gruss aus der Schweiz
 
ein wesentlicher Teil der Gewerbesteuer wird auf die private Einkommensteuer z.B. eines Einzelunternehmers angerechnet. Das nimmt ihr den Schrecken, jedenfalls einen großen Teil davon.
Genau so hat es mir mein Steuerberater letztes Jahr auch erklärt und mal durchgerechnet, in meinem Fall hätte es unterm Strich gerade mal 200 € Mehrbelastung auf's Jahr ausgemacht.
 
Ich möchte mal in die Runde werfen, ist doch egal ob man ein Klempnereisen verkauft oder seine Grafikdienstleistung, ein FlashDingsbums oder .jpg oder TIFF, ist doch auch ein Produkt, wenn halt ein digitales?

:noplan:

Gruss aus der Schweiz

Im Grunde hast du Recht, nein ihr habt alle Recht :D Kleine Anekdote zwischendurch: ich hab ein paar Kunden in der Schweiz, die von mir eine ganz normale Rechnung mit 19% Umsatzsteuer bekommen. Als ich die erste Rechnung geschrieben hatte, habe ich mit meinem Steuerberater telefoniert, wie ich das nun in der Ust-Va deklarieren muss und dabei kam folgendes raus:

- wird das "Produkt" ausschließlich über das Internet vertrieben, sprich ich schick Ihnen eine E-Mail mit dem Produkt muss ich die vereinnahmten 19% USt. nicht angeben und kann die in meine eigene Tasche wirtschaften

- schick ich das "Produkt" allerdings als CD muss ich die USt. angeben und auch abführen

Ich find, gerade solche "Gesetze" machen das deutsche Steuersystem doch schon fast lächerlich.
 
- wird das "Produkt" ausschließlich über das Internet vertrieben, sprich ich schick Ihnen eine E-Mail mit dem Produkt muss ich die vereinnahmten 19% USt. nicht angeben und kann die in meine eigene Tasche wirtschaften

- schick ich das "Produkt" allerdings als CD muss ich die USt. angeben und auch abführen

Du musst, wenn du die Ust. weglässt, für das betreffende Jahr eine
Auflistung für Leistungen ins Ausland abgeben.

Ob du da eine CD schickst oder nicht ist egal. Da frägt keiner danach.
 
Warum soll ich als Freiberufler Gewerbesteuer bezahlen, ich habe kein Gewerbe und betreibe keinen Handel; kann also keine Klempnereisen billig einkaufen und teuer weiter berechnen. Ich habe auch keinen Hund, ergo bezahle ich auch keine Hundesteuer. :teeth:

Naja, Du erbringst eine Leistung gegen Geld für Andere.
Der Friseur macht das auch. Er zahlt Gewerbesteuer, Du nicht. Das ist unfair.
 
Ob unfair oder nicht, die Frage ist doch, warum hat der Gesetzgeber zwischen Gewerbetreibenden und Freiberuflern bisher einen Unterschied gemacht? :kopfkratz:
 
Ich finde es gut, dass darüber diskutiert wird, (Gewerbe)steuer für Freiberufler einzuführen. Warum? Lasst es mich kurz erklären: ich wollte in meiner Branche auch freiberuflich tätig sein (IT), mein Finanzamt akzeptierte das aber nicht und ich musste somit ein Gewerbe gründen und zahle somit auch Gewerbesteuer.

Warum wurde das abgelehnt? Auch IT-Dienstleister können freiberuflich tätig sein, und der BFH hat festgelegt, dass Informatiker mit Diplom regelmäßig als Freiberufler einzustufen sind.

Alex
 
Warum wurde das abgelehnt? Auch IT-Dienstleister können freiberuflich tätig sein, und der BFH hat festgelegt, dass Informatiker mit Diplom regelmäßig als Freiberufler einzustufen sind.

Alex

Wichtig ist hier mit Diplom! Ich hab "nur" eine Ausbildung und studiere aktuell, um mein Diplom zu bekommen.
 
Noch was …
Sollten die Freiberufler zur Gewerbesteuer herangezogen werden, dann klingelt
die Kasse sicher nicht von den Selbständigen mit künstlerischen Berufen,
unter die auch Designer mit Diplom fallen, da laut Statistischer Erhebung z.B.
der KSK und anderer Statistiken das durchschnittliche Arbeitseinkommen dieser
Selbstständigen 10.000 Euro (p.A!) kaum übersteigt.


Ich wage auch zu behaupten, dass die meisten der kleineren
Gewerbetreibenden kaum Gewerbesteuer zahlen müssen, da diese erst ab
dem Betrag von 24.500 Euro (Gewinn!) anfällt.

Das Problem der Finanzierung der ausgepowerten Kommunen wird sich wohl kaum damit lösen lassen.


Jetzt noch mal zum Vergleich mit dem Friseur: dieser Gewerbetreibende belastet die Infrastruktur der Gemeinde,
er spült den ganzen Tag Shampoo und Spülungen in das Abwasser; das ist
auch ein Aspekt der Gewerbesteuer, die Inanspruchnahme der Infrastruktur.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ob unfair oder nicht, die Frage ist doch, warum hat der Gesetzgeber zwischen Gewerbetreibenden und Freiberuflern bisher einen Unterschied gemacht? :kopfkratz:

Eine gute Frage, wahrscheinlich war da jemand von der Lobbyfraktion erfolgreich.
Ähnlich wie das steuerbegünstigte Flugbenzin oder der ermäßigte Steuersatz fürs Handeln mit Rennpferden. :noplan:
Es ist weder begründbar noch verständlich, eigentlich ist es so etwa wie eine Subvention. Und wenn man da langsam mal ran will...
 
Wichtig ist hier mit Diplom! Ich hab "nur" eine Ausbildung und studiere aktuell, um mein Diplom zu bekommen.
...und auch mit Diplom wünsche ich Dir hier sehr viel Spass :(

Ich hab das ganze auch schon durch - Dein Status als Freiberufler wird als Informatiker bei jeder Prüfung aufs neue angezweifelt, Deine Belege durchwühlt ob Du wirklich NUR Dienstleistung machst - wenn da mal ein Netzwerkkabel auf der Rechnung steht, kannste gleich mal die Diskussionskeule auspacken, und und und.

Informatiker scheinen die Finanzämter irgendwie nicht zu mögen ;)

Charlie
 
Zurück
Oben Unten