Freiheit der Werbung - ohne Werbung keine Freiheit?

spoege

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Die Europäische Union gebe marktwirtschaftliche Prinzipien auf und mache sich auf den Marsch in den sozialistische Planwirtschaft.
Diese Analyse stammt von Volker Nickels, Sprecher des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft. Erschienen ist sie in der letzten Page-Ausgabe.

Anlass für seine Suada sind die Pläne der EU-Kommission, die Autowerbung künftig zu deutlich lesbaren Angaben zu Benzinverbräuchen und Schadstoffausstoß der beworbenen Modelle zu verpflichten. Dadurch verkomme seiner Ansicht nach Werbung zum "Merkblatt, wie man sich öko-sozialistisch korrekt verhält".

Er befürchtet nicht nur negative Auswirkungen für den Autokonsum, sondern auch, wie der Chef des Springer-Verlages, Döpfner, eine Verlagerung der Werbeetats aus den Printmedien in "andere Kommunikationskanäle". Döpfner sieht dadurch die Presse und in der Folge Freiheit und Demokratie bedroht, Nickel immerhin noch die "Kundenorientierung über das Marktangebot".

Bedeuten "Zwangsinformation" und "aufgezwungene freiwillige Verhaltensregeln" für die Werbung tatsächlich den Marsch in die Öko-Diktatur?
Befürchten die Werbetreibenden unter Euch, dass ihre Jobs und Aufträge einem "gigantischen Umerziehungsprogramm aus Brüssel" zum Opfer fallen?

Sind Informationen in Autoanzeigen und auf Zigarettenpackungen Gift für die Wirtschaft und unsere Demokratie?

Brandeins zum gleichen Thema. Den Originaltext von Nickel in Page habe ich im Internet leider nicht gefunden.
 
Und? Was willst Du damit sagen?

Mehr Sozialismus (oder einfach nur soziales Verhalten) und weniger (Ego-) Kapitalismus könnte der Welt i.m.h.o. nicht schaden.
So wie's jetzt läuft geht's doch nur weiter bergab...

bye, M.

PS. Abgesehen davon könnten solche Pläne das Engagement der Autoindustrie beflügeln mal was Sinnvolles zu konstruieren - wenn ich die ganzen superdicken Schlitten auf der Autobahn jeden morgen sehe, könnte ich kotzen. Wieviel Auto braucht der Mensch denn noch zur Fortbewegung? (Nein, ich bin nicht neidisch - meine Bank würde mir sowas auch finanzieren ;) ).
 
Das klappt bei Kühlschränken schon seit Jahren, warum nicht auch bei Autos, die sind im Sommer ja dasselbe nur mit 4 Räder ...


mfg.
 
Befürchten die Werbetreibenden unter Euch, dass ihre Jobs und Aufträge einem "gigantischen Umerziehungsprogramm aus Brüssel" zum Opfer fallen?[/COLOR]

och nöh, so was muss man sportlich sehen:D
ist nur ne neue kreative herausforderung

... sparmobile à la Lupo geben halt leider nicht gerade viel positives feeling her. außer sparsam zu sein konnte der eben nicht viel. so was ist doch eher was für leute, mit denen sich die meisten nicht identifizieren wollen. oder warum gibt es den nicht mehr....;)
 
Und? Was willst Du damit sagen?
Ich will damit gar nichts sagen, sondern habe nur den Sprecher der Werbebranche zitiert.
Dessen Meinung will ich zur Diskussion stellen – und zwar bewusst nicht in der Bar, sondern hier, unter "Kollegen", deren berufliche Existenzen ja teilweise direkt oder indirekt von den Aufträgen aus der Werbung abhängen.

Es geht mir um die Frage, ob und welche Auflagen für Werbung gerechtfertigt wünschenswert oder vorstellbar sind.
Volker Nickels lehnt sie offenbar grundsätzlich ab – zu Recht?
 
Der Lupo 3L war einfach zu teuer (Aluminium, Magnesium zur Gewichtsreduktion).
Und der Sprit war noch nicht teuer genug :D

bye, M.
 
alles Gewöhnungssache, sieht man heutzutage eine Zigarettenpackung ohne diesen "dezenten" Warnhinweis, fragt man sich doch allenfalls, ob der Inhalt nicht aus Schokolade ist.:hehehe:

Das sage ich nicht als Werbefachmann (bin keiner), sondern als Zielgruppenvertreter.:)
 
Es geht mir um die Frage, ob und welche Auflagen für Werbung gerechtfertigt wünschenswert oder vorstellbar sind.
Volker Nickels lehnt sie offenbar grundsätzlich ab – zu Recht?

Und? Welche Meinung hast Du dazu???
 
Es wird immer Vertreter einer radikalen Meinung geben, das macht sich vor allem als Sprecher eines Verbandes nach innen gut - nur die tatsächlichen Regeln machen nicht die Verbandsvertreter. Mehrheitsentscheidungen haben ja auch die Raucher aus den Kneipen vertrieben und die Diskussionen waren noch eine Spur heftiger. Werbung findet trotzdem statt, nur eben anders formuliert. Wirtschaftliche, umwelttechnische und menschliche Irrungen (z.B. die Ein-Personen-Stadtfahrt mit einem 400PS Geländewagen) bedürfen halt eines Korrektivs.. Aber ohne Werbung werden wir "Medien-Junkies" (die Produzierenden wie die Konsumierenden) wohl nicht mehr auskommen.
 
Eigentlich ist es ja nicht ein "Korrektiv", sondern lediglich die Verpflichtung, wichtige technische Daten des Produktes deutlich sichtbar in jede Anzeige aufzunehmen.

Und wie gesagt: Nicht nur der Verbandsprecher Nickels will das verhindern, sondern auch der Springer-Verlag. Man kann also davon ausgehen, dass der Widerstand branchenweit zumindest Zustimmung findet.
 
Schon der Titel dieses Threads lässt ja viel Raum zur Diskussion.
Warum soll man aber z.B. Autohersteller nicht dazu verpflichten, bestimmte Angaben zu ihren Fahrzeugen zu machen? Bei anderen Produkten ist das ja durchaus schon gängige Praxis.
Warum man nun noch das Thema mit "Schlagworten" wie öko-sozialistisch", "Öko-Diktatur" und sozialistische Planwirtschaft" (die ja nun gar nichts hier in diesem Zusammenhang zu suchen hat) garnieren muss, entzieht sich meinem Verständnis.
Und ganz ehrlich: Wenn man sich so manche Werbespots ansieht, deren Inhalt dann so gar nichts mehr mit dem eigentlichen Produkt zu tun haben, dann bin ich sehr dafür, dass man die Werbung auch wieder auf das eigentliche Produkt bezieht. Und das schränkt (meiner Meinung nach) in keiner Weise meine Freiheit ein. Im Moment fühle ich mich da durch die Werbeflut mit oftmals nichtssagenden Inhalten vielmehr in meiner Freiheit beschnitten.
In diesem Sinne
der eMac_man
 
ich finde zb so ne ampel-lösung wie sie für lebensmittel geplant ist ganz sinnvoll als entscheidungshilfe

aber wer braucht den warnhinweis auf der kippenpackung? das rauchen ungesund ist dürfte doch wohl jedem klar sein, oder? da braucht es keine entscheidungshilfe - ungesund - sehr ungesund - total ungesund - garantiert tötlich ....
das ist mir dann doch etwas zu viel "über-super-mamma"

und wer sich einen 300ps-schlitten kauft, der wird ja wohl kaum überrascht sein wenn es um den benzinverbrauch geht - dicke eier gibt's eben nicht für lau, trotzdem geb ich jetzt mal gas....dafür hab ich das teil ja
 
Eine Ampelkennzeichnung ist bei Autos schwierig zu definieren, weil da zu viele Faktoren eine Rolle spielen, z.B. das Gewicht eines Fahrzeuges.
Sie beinhaltet ja schon eine Wertung, und die wäre nicht immer gerecht. Beispiel: Ein Porsche und ein Bulli können dieselben Abgaswerte haben, der Bulli transportiert damit aber 4mal so viel Passagiere.

Bei den Nahrungsmitteln sind Kilokalorien und Fettgehalt für viele normale Verbraucher kaum zu bewerten.
Aber Spritverbrauch und die CO2-Emission sind Kfz-Werte, mit denen fast jeder was anfangen kann, der sich ein Auto kaufen will.
Es würde also schon reichen, die einfach mit abzudrucken.
 

Es würde also schon reichen, die einfach mit abzudrucken.

Das wäre ja die reinste "Öko-Diktatur", wenn man Hersteller und Werbefirma dazu verpflichten würde. ;)
Gruss
der eMac_man
 
die angaben zu den verbrauchswerte, co2, etc. sind doch bereits genormt, oder täusche ich mich da? und in den prospekten werden die ja auch immer angegeben, freiwillig. das sollte doch reichen für eine kaufentscheidung reichen, meine ich.

kinder und jugendliche müssen da auch nicht "beschützt" werden
sind ja nun mal nicht die potenziellen käuferschichten - oder wo ist das argument, das für eine derartige kennzeichnung spricht.
 
Informationen wären - wenn es denn nur Informationen wären - kein Gift für Wirtschaft und Demokratie. De facto handelt es sich aber um keine Informationen sondern um Ergebnisse einer Mischung von bürokratischem Missionsdrang und Lobbyistentum (vornehmlich der Großindustrie). Am Beispiel der Tabakwerbung kann man das recht deutlich sehen. Dem Kommissar geht es nicht darum, den Verbraucher zu informieren, sondern darum "Nägel in den Sarg der Tabakindustrie" zu schlagen, wie uns sogar der eu-apologetische BrandEins-Artikel wissen lässt. Mit dieser Ausgangssituation konfrontiert bemüht sich nun die Tabakindustrie ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen - Philip Morris als Marktführer avancierte letztens zu einem eifrigen Verfechter von Werbeeinschränkungen - als im Handel omnipräsenter Markführer kann man sich das auch am ehesten leisten.

Auch in der Autowerbung scheint man regulieren zu wollen, wo Regulierung überflüssig erscheint. Dem Kunden stehen bereits jetzt sämtliche Informationen zu Verbrauch und CO2-Emissionen in allen Anzeigen zur Verfügung, was ich bereits für übertrieben halte. Diesen Informationen nun eine größere Zwangsfläche auf den Anzeigen einzuräumen ist also nicht davon getrieben, den Kunden besser zu informieren, sondern es werden andere, erzieherische Ziele verfolgt.

Diese obrigkeitsstaatlichen Ziele findet man auch in der geplanten Ampelkennzeichnung von Lebensmittel. Anstatt dem Käufer lediglich objektive Informationen an die Hand zu geben (z.B. Fettgehalt, Salzgehalt usw.) erfolgt eine Bewertung in gut / mittel / schlecht. Diese Bewertung sollte aber dem Kunden vorbehalten bleiben, nicht Staat und Industrie.

Auch hier werden letztendlich die großen Nahrungsmittelkonzerne profitieren, denn es sind ja deren Anwälte, die mit dem Kommissar am Tisch sitzen und die Richtlinien stricken. Unbehandelte Butter der lokalen Molkerei bekommt dann wegen des Fettgehaltes ein "Rot", lebensmitteltechnologisch erzeugter, künstlicher Brotaufstrich bekommt ein "Grün", "Apfelsaft" wegen des Zuckergehaltes maximal ein "Gelb" und gefärbtes Wellnesswasser mit naturidentischen Aromen ein "Grün".

Der Großkonzern bringt auf seiner Werbung eine grüne Ampel an und produziert nur noch "gesunde" Nahrungsmittel, der Biobauer hat mit seiner Milch die 3,6% Fettgehalt hat das werbetechnische Nachsehen. Gerade durch "functional food" können die Nahrungsmittelkonzerne gegenüber der vornehmlich von kleineren Betrieben getragenen Bio-Welle, wieder Boden gutmachen - mit Unterstützung der EU-Kommission und ihren Werberichtlinien ;)

Somit befürchte ich für die Werbeindustrie keine großen Einschränkungen, die Kunden, gerade die Großen, werden sich eifrig und gerne arrangieren. Auch wenn ich mit konkreter Produktwerbung nur am Rande zu tun habe, sehe ich in diesem Bereich keine Gefahr.

---

Mein Ansatz wäre, den Kindern in der Schule wieder mal die Basics in Bezug auf Nahrungsmittelbestandteile und selber kochen beizubringen, sozusagen Teile dessen was man früher mal "Hauswirtschaft" genannt hat, in das Curriculum zu integrieren. Dafür können dann die Auflagen für die Werbeindustrie rein auf Information und nicht auf Ideologie zu basieren.
 
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ich hab auch kein Problem damit. Ich finde auch dass der Verbrauch möglichst groß irgendwo stehen muss, der Abgas anderer ist auch mein Problem und das unser aller geborenen und ungeborenen Kinder. Also je mehr man diese SUV und 5 Litermaschinenfahrer mit schlechtem Gewissen bombardiert, desto besser für mich ;)
 
Ich finde den Ansatz lächerlich. Ich sehe es wie chris25. Information ja, aber nicht Propaganda.

Besonders die Nahrungsampel ist doch Kindergarten und führt in die Irre. Rapsöl, Olivenöl wertvollste Fette bekommen ein Rot.
Die functional-Food Chemiepampe aus Fleischabfällen, Geschmacksverstärker Aromastoffen und Wasser (Diät-Wurst) ein grün.
 
Wenn die "Ampelkennzeichnung" wirklich so umgesetzt wird, würde ich das auch kritisieren. Allerdings ist die nicht verpflichtend, Bio-Hersteller werden sich also raushalten. Und ihre Zielgruppe ist auf diese Ampel ohnehin nicht angewiesen.
Die Ampel ist ja in Großbritannien wegen der sich flächendeckend ausbreitenden Verfettung der Unterschicht eingeführt worden, die von Ernährung wenig Ahnung hat und auf einfachste Etikettierung angewiesen ist.

Und was die CO2-Emissionen bei Autos angeht:
Die Autos mit den niedrigen Werten werben natürlich gern damit, bei PS-starken Modellen dagegen werden sie lieber versteckt.
Die Informationen stehen dem interessierten Verbraucher zwar zur Verfügung, aber nur, wenn er sich drum bemüht. In den Anzeigen werden meistens keine oder nur pauschale Modellreihen Von-Bis-Werte angegeben. Die Varianten können sich aber ganz erheblich voneinander unterscheiden, das erfährt man dann erst im Konfigurator auf der Website des Herstellers – und das oft erst dann, wenn man bei der fraglichen Motorisierung auf Info klickt.

Die im EU-Parlament diskutierten Vorgaben setzen also Mindest-Info-Standards, an die sich jede Anzeige halten muss.
Darin kann ich keine "erzieherischen Ziele" erkennen. Denn Bewertungen werden damit ja nicht getroffen – es sind einfach nur Zahlen.
Darin besteht auch der Unterschied zur Ampelkennzeichnung: Der Konsument muss die Information – und damit das beworbene Produkt – selbst bewerten.
Aber immerhin bekommt er sie zusammen mit den emotionalen Vorzügen des Produktes serviert.

Das die einfache Nennung von technischen Daten die Wirksamkeit eine Anzeige schon so in den Keller drücken kann, dass der Hersteller lieber ganz darauf verzichtet, ist eine sehr starke Aussage.
 
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Wenn die "Ampelkennzeichnung" wirklich so umgesetzt wird, würde ich das auch kritisieren. Allerdings ist die nicht verpflichtend, Bio-Hersteller werden sich also raushalten. Und ihre Zielgruppe ist auf diese Ampel ohnehin nicht angewiesen.
Die Ampel ist ja in Großbritannien wegen der sich flächendeckend ausbreitenden Verfettung der Unterschicht eingeführt worden, die von Ernährung wenig Ahnung hat und auf einfachste Etikettierung angewiesen ist.

Eine Ampelkennzeichnung von Lebensmitteln wie in Großbritannien wäre ausnahmsweise eine Maßnahme, die ich absolut befürworten und begrüßen würde. Ich halte sonst wenig von derartigen Herstellerverpflichtungen und "Verbrauchererziehung", aber in diesem Fall ist das einfach sowas von überfällig. Man sieht ja schon hier im Forum, daß nicht nur die Unterschicht keine Ahnung hat, was sie in sich hineinstopft. Wenn ich manchmal an der Supermarktkasse stehe, würde ich einige Leute am liebsten darauf ansprechen, ob sie überhaupt wissen, was sie da für ein Zeug kaufen. Und die Industrie tut leider ihr Übriges, um den Verbraucher zu täuschen - wenn etwa bei Gummibärchen und Fruchtgummis mit "0 Prozent Fett" geworben wird. Die meisten sind sich gar nicht darüber im Klaren, daß dafür der Zuckergehalt jenseits von Gut und Böse ist und diese "fettfreien" Fruchtgummis alles andere als "gesund" sind. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.
 
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