Frage an die deutschen Texter hier: Künstlersozialkasse?

nggalai

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Meine Lieben, hallo!

Ich werde ab nächstem Monat offiziell in Deutschland angemeldet sein. Ja, auch der umgekehrte Weg ist möglich: Ein Schweizer, der freiwillig in Deutschland wohnt. ;)

Jedenfalls bin ich bei den ganzen Abklärungen für den Behörden-Terror auch auf die Künstlersozialkasse gestoßen. Und frage mich jetzt, ob ich mich als Autor und Texter anmelden muß?

Etwas genauer – den größten Teil meines (geringen) Jahresumsatzes mache ich mit Textarbeiten, vorwiegend Textredaktion, in Werbung, PR und für Benutzeranleitungen. Ich habe vor, das in Deutschland so weiterzuführen. Die schriftstellerische Tätigkeit nimmt zwar 95% meiner Zeit in Beschlag, allerdings habe ich damit bisher kaum Geld verdient.

Fallen „Texter“ in den Bereich der Publizisten? Ich lese da viel von Journalisten und Übersetzern, aber wie sieht es bei Textredaktion aus?

Ich würde mich über Erfahrungswerte freuen. :)

Liebe Grüße,
-Sascha
 
Das gilt auch auch künstlerische Tätigkeit.
Die wird sehr weit gefasst, ausgenommen sind, wie in anderen Bereichen auch, nur die gewerblichen Dienstleistungen.
Dazu zählen etwa Datensammlungen (z.B. Link-Listen) zusammenstellen, technische Übersetzungen anfertigen (z.B. Software in andere Sprachen übertragen) oder als das Handeln mit den Texten anderer.

Die eigentliche Frage ist, willst du denn rein in die KSK oder nicht?
Wenn du rein willst, dürfte es kein Problem sein.

Wenn nicht, wirst du, nach bislang gängiger Praxis jedenfalls, auch nicht gezwungen, beizutreten.
 
Danke, Lünk! :)

Naja, „wollen“ … Irgendwie muß ich ja dann meine Sozialbeiträge leisten. Und da ich nicht angestellt bin, wäre es so wohl am einfachsten für mich.

Oder spricht etwas heftig gegen die KSK? Sonst könnte ich da sicher etwas mit meiner Firma drehen (ich bin Gesellschafter), daß ich auf dem Papier angestellt bin. ;)

Liebe Grüße,
-Sascha
 
Hallo Sascha,

reines Korrektorat ist eine Dienstleistung und nicht künstlersozialversicherungspflichtig, Lektorat schon und Autorentätigkeit sowieso. Deine Tätigkeit musst du durch Aufträge, Rechnungen und Zahlungseingang derselben (Kontoauszüge) nachweisen.

Der Vorteil an der KSK ist die Tatsache, dass man zu einem vergleichsweise geringen Beitrag (richtet sich nach deinen Einkünften, die du für das kommende Jahr jeweils schätzen must) in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert ist, der Nachteil aus meiner Sicht, dass man eben auch Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, für die man anderweitig vielleicht eine höhere Rendite bekäme …

Infos findest Du auf der Website der KSK und, umfassend und verständlich, auf www.ratgeber-freie.de, eine Seite, die man Neu-Freiberuflern (oder in Deinem Fall neu in Deutschland) gar nicht genug ans Herz legen kann.

Viel Erfolg!
 
Danke für den Website-Tip, Lexis! Das werde ich mir alles mal Durchsehen. :)

Die Krankenkassen-Sache fällt bei mir als Vorteil wohl weg, da ich mit meiner Frau zusammen halbprivat versichert sein werde (sie ist Beamtin). Rentenversicherung geht für mich allerdings in Ordnung, auch wenn ich dann doppelt zahle (ich werde in der Schweiz gemeldet bleiben -> AHV-Beiträge bleiben fällig).

Jetzt muß ich mir die Dinge mal durchsehen und dann schauen, was Sache ist. Wenn alles im Jahr 2008 so klappt wie geplant, werde ich um die KSK eh nicht herumkommen …

Liebe Grüße,
-Sascha
 
Du hast Gestaltungsspielraum durch das, was du auf deine Rechnungen schreibst: Textkreation ist eine künstlerische Tätigkeit, Textzusammenstellung eher nicht.

Die KSK macht Sinn für Leute, die weniger verdienen und gesetzlich krankenversichert sind. Sie macht wenig Sinn für Leute (bzw. ist bei diesen unbeliebt), wenn der Rubel richtig rollt und/oder man privat krankenversichert ist.

Der klassische Werdegang ist, dass man sich anfangs um eine Mitgliedschaft bemüht, weil man damit rechnet, dass das Geschäft vielleicht nicht so gut läuft und man über die KSK günstig sozialversichert sein kann. Dann läuft es aber doch gut, man kotzt über die hohen Beiträge und die geringe Gegenleistung und fragt sich, warum man nur zu feige war sich privat billiger und besser zu versichern (Krankheit und Rente). Wenn es dann später aber wirklich mal schlecht läuft, ist man wieder heilfroh, dort Mitglied zu sein. Am Ende ist es eine Frage der eigenen Mentalität.
 
Der klassische Werdegang ist, dass man sich anfangs um eine Mitgliedschaft bemüht, weil man damit rechnet, dass das Geschäft vielleicht nicht so gut läuft und man über die KSK günstig sozialversichert sein kann. Dann läuft es aber doch gut, man kotzt über die hohen Beiträge und die geringe Gegenleistung und fragt sich, warum man nur zu feige war sich privat billiger und besser zu versichern (Krankheit und Rente).

Hmm. Und wie sieht es mit der Rentenversicherung aus? Ist das in Deutschland nicht eine Pflicht-Versicherung? In der Schweiz zahlt jeder in die gesetzliche Rentenversicherung ein, die man dann mit (semi-privaten) Zusatzversicherungen aufbessern kann. Aber die Grundversicherung, die AHV, bleibt für alle obligatorisch.

Ist das in Deutschland nicht so? Also, kann man sich da komplett privat rentenversichern?

Liebe Grüße,
-Sascha
 
Also, kann man sich da komplett privat rentenversichern?

Als Selbständiger kann man sich komplett privat rentenversichern und das ist auch wesentlich attraktiver als die gesetzliche Rentenversicherung, an die hier sowieso kaum noch jemand glaubt.
 
Als Selbständiger kann man sich komplett privat rentenversichern und das ist auch wesentlich attraktiver als die gesetzliche Rentenversicherung, an die hier sowieso kaum noch jemand glaubt.

Oh! Okay! Das ist sehr gut zu wissen! Da ist die Schweiz doch etwas anders gestrickt … Ich muß mich wirklich mehr ins Thema einlesen.

Liebe Grüße,
-Sascha
 
Zwischen Rentenversicherung und Rentenversicherung besteht aber ein wichtiger Unterschied, nggalai:
Die gesetzliche, also für dich wäre es die über die KSK, läuft weiter, auch wenn du arbeitslos bist.
Eine private Rentenversicherung in der Regel dagegen nicht; die meisten schliessen dafür eine Lebensversicherung ab, und die Beiträge muss man weiter bedienen. Manche kann man eine gewisse Zeit lang beitragsfrei stellen, aber wenn keine Besserung in Sicht ist, wird man sie sich auszahlen lassen müssen. Und das ist während der ersten 80% der Laufzeit immer mit Verlusten verbunden.

Wer als Freiberufler also beruflich auf wackeligen Füssen steht, ist mit einer gesetzlichen Rentenversicherung sicherer dran, wenn die auch nicht so viel Rendite abwirft wie eine Lebensversicherung oder gar eine Geldanlage in Aktienvermögen.

Einen großen Vorteil hat die KSK bei der Rente zudem: Als Mitglied hat man die Berechtigung für die sogenannte Riesterrente. (Die haben "normale" Selbstständige/Freiberufler nicht.)
Die Riesterrente ist ein Form der staatlichen Subventionierung von Zusatzrenten, da gibt es also ganz erkleckliche Zuschüsse. (Hier mehr dazu, ansonsten google mal, bei der KSK selbst findest du auch was dazu.)

Also nicht vorschnell die gesetzliche Rente über die KSK aburteilen – für viele lohnt sich die durchaus.
 
Außerdem kannst Du Dich in der "VG Wort" anmelden. Da gibt es Geld für Texter. Der Anmeldeschluss für dieses Jahr ist übrigens der 31. Januar.

VG Wort
 
Danke Euch beiden! :)

Bei der VG Wort hatte ich ja richtig Glück –*ich habe da gerade vor ein paar Tagen das Formular ausgefüllt. Ich wußte gar nicht, daß der Termin so knapp ist. Hoffentlich kommt das noch rechtzeitig an. :D

Danke nochmals!

Liebe Grüße,
-Sascha
 
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