Flyerdesign von anderem Dienstleister übernehmen – Urheberrechtsverletzung?

[Katrin]

Hallo Freelancer,

eine Kundin bat mich, ihr zukünftig ihre vierteljährlich erscheinenden Flyer zu produzieren. Mit ihrem bisherigen Grafiker war sie nicht mehr zufrieden (es gab Terminprobleme usw.). Das Design soll ich 1:1 übernehmen (also nachsetzen, Kundin ist nicht im Besitz von Satzdaten).

Meinem Einwand, dass ich hier möglicherweise eine Urheberrechtsverletzung begehe, wenn ich mit dem fremden Entwurf weiterarbeite, begegnete die Kundin, dass sie die Rechte ja selbst erworben hätte und damit kein Problem vorläge.

Nur, kann man den Urheberrechte so einfach kaufen? Meines Wissens bleibt der Urheber IMMER Inhaber, der Nutzer kann lediglich Nutzungsrechte erwerben.

Und nun? Laufe ich vielleicht tatsächlich Gefahr, mich hier auf rechtliches Glatteis zu begeben? Ich habe beileibe keine Lust auf einen Rechtsstreit mit einem Mitbewerber. Andererseits habe ich auch nicht vor, das Produkt explizit als mein Werk zu verkaufen. Ich setze die Dinger nur nach (das künstlerische Niveau ist nicht allzu hoch einzustufen) und leite den Druck in die Wege. Schützen mich die erworbenen Nutzungsrechte der Kundin vor Streitigkeiten?

Wer hat Erfahrung?
Danke, Gruß Katrin

 

[Englaender]

Dazu sollte abgeklärt werden, welche Rechte der Kunden tatsächlich eingeräumt worden sind.
Sind es exklusive und uneingeschränkte Nutzungsrecht, sehe ich kein Problem darin,
den Aufbau eines Flyers durch einen anderen Dienstleister bewerkstelligen zu lassen.

Musst du eben nur abklären, inwieweit die Nutzungsrechte zwischen altem Dienstleister und Kundin geregelt sind.

 

[falkgottschalk]

Auf jeden Fall solltest Du um Vertrag mit der Kunden klar regeln, dass sie alleine für alle rechtlichen Belange zuständig ist bzw. Dir versichert, dass sämtliches übergebenes Material frei von Rechten Dritter ist. Dann hat maximal sie das Problem, nicht Du.

 

[MacEnroe]

Genau so sehe ich es auch.

Am besten, du stellt einen entsprechenden Passus in dein Angebot/Auftrags-
bestätigung rein, die du dir unterzeichnen lässt.

Dann hast du es (ohne viel Aufhebens) schriftlich.


btw.

Meist liegt der Grund für solche "Dienstleisterwechsel" am Geld. Der Grafiker will
zurecht weiteres Nutzungshonorar, was die Kunden nicht verstehen wollen und sich
lieber neue günstigere Möglichkeiten suchen.

Muss nicht so sein ... aber meist ist das der Grund, aus meiner Erfahrung.

 

[Al Terego]

Wenn der Kunde die Daten nicht hat, hat er oft auch nicht die nötigen Nutzungsrechte.
Das ist jedenfalls meine Erfahrung.
Ich habe letztens auch einen Job sausen lassen, weil ein anfragender Kunde mich bat, sein Logo nachzubauen und es auf neu zu erstellende Werbemittel zu layouten. Mein Angebot beinhaltete einen entsprechenden Passus, der Typ war sauer, ich hab ihn sausen lassen. Das gibt nur Ärger, wenn das schon so anfängt.

 

[Katrin]

Danke, freut mich zu hören, dass die Sachlage nicht so unbekannt zu sein scheint. Ich hoffe, die Kundin wird mir die Bestätigung noch schriftlich geben (habe sie per Mail dazu aufgefordert). Aber heikel ist es allemal.

Übrigens war der vorherige Grafiker ein Billigheimer schlimmster Sorte. Nun hat die Kundin das Nachsehen. Und ich gleich mit ...

 

[quixxel]

..... ein Billigheimer schlimmster Sorte .....

Nanu! Was ist denn eigentlich »ein Billigheimer schlimmster Sorte«?

 

[Rome]

So schlecht kann der "Billigheimer"" nicht gewesen sein, wenn seine Flyerentwürfe 1:1 übernommen werden sollen!

 

[Katrin]

Nanu! Was ist denn eigentlich »ein Billigheimer schlimmster Sorte«?

Das ist einer, der für 5000 Flyer incl. Entwurf und Druck 90 EUR verlangt. Ich weiß ja nicht, ob ihr da mithalten könnt/wollt ...

 

[Katrin]

So schlecht kann der "Billigheimer"" nicht gewesen sein, wenn seine Flyerentwürfe 1:1 übernommen werden sollen!

Zumindest schlecht genug, um ihm die Zusammenarbeit zu kündigen

 

[Rome]

Kein Wunder, dass der seine Termine nicht einhalten kann wenn er einen Flyer für 90 € macht. Der musste viel arbeiten um auf seinen Lohn zu verdienen. Aber ich muss sagen, wenn das ganze nur 90 € gekostet hat, dann sollte man so fair sein und einen neuen Flyer gestalten und nicht das alte übernehmen ;-) oder ihm anzubieten die Rechte einmalig abzukaufen. So viel Geld wird er dann auch nicht dafür verlangen.

 

[asterixxER]

Am besten du wendest dich bei sowas an einen Juristen. Ich selber kenne z.b. den hier: www.costard.com der hat sich auf Internet und Medien etc. spezialisiert.

asterix

 

[quixxel]

Das ist einer, der für 5000 Flyer incl. Entwurf und Druck 90 EUR verlangt. Ich weiß ja nicht, ob ihr da mithalten könnt/wollt ...

Ich will mich gar nicht mit dem vergleichen. Aber ich habe auch nichts dagegen, dass z.B. im Copyshop um die Ecke jemand sitzt, der so arbeitet wie Dein »Billigheimer«. Es gibt viele die wollen oder brauchen kein individuelles Design oder können es sich einfach nicht leisten.

 

[MacEnroe]

Ich hoffe, die Kundin wird mir die Bestätigung noch schriftlich geben (habe sie per Mail dazu aufgefordert).

Hättest du lieber meinen Rat befolgt. Das war etwas "unprofessionell" von dir.

Kunden kennen sich in solchen Dingen nicht so aus und haben oft Schwierig-
keiten, die Fachbegriffe richtig zu formulieren. Diese Hemmschwelle sollte man
ihnen nehmen und Angebote etc. selbst verfassen, so dass sie nur unter-
schreiben müssen.

Sonst besteht die Gefahr, dass sie lieber einen Grafiker nehmen, der sie
besser berät und es ihnen leichter macht.

P.S. Kommt natürlich drauf an, wie du deine Mail formuliert hast – vielleicht hast du
ja dein komplettes Angebot incl. AGB da reingelegt.

 

[Katrin]

@MacEnroe
Du hast völlig recht. War etwas vorschnell mit dem Angebot und meinte, das Rechtliche könnte ich im Falle der Auftragserteilung auch danach noch klären.

 

[Katrin]

P.S. Kommt natürlich drauf an, wie du deine Mail formuliert hast – vielleicht hast du
ja dein komplettes Angebot incl. AGB da reingelegt.

Meine AGB, die die Kundin zur Kenntnisnahme erhalten hat, enthalten folgenden Passus:

Der Auftraggeber versichert, dass er zur Verwendung
aller dem Auftragnehmer übergebenen Vorlagen berechtigt
ist, und dass diese nicht in Rechte Dritter eingreifen.
Sollte er entgegen dieser Versicherung nicht zur Verwendung
berechtigt sein, stellt der Auftraggeber den Auftragnehmer
von allen Ersatzansprüchen frei.
Der Auftraggeber stellt den Auftragnehmer von allen
Ansprüchen frei, die Dritte gegen den Auftragnehmer
stellen wegen eines Verhaltens, für das der Auftraggeber
nach dem Vertrag die Verantwortung bzw. Haftung trägt.
Er trägt die Kosten einer etwaigen Rechtsforderung.

Damit müsste ich eigentlich raus sein aus der Nummer?

 

[MacEnroe]

Ja, so steht das auch in meinen AGB, ist vom AGD so verfasst, oder?
Die verwende ich auch.

Wäre trotzdem besser, diesen konkreten Fall im Angebot zu erwähnen
und damit schriftlich festzuhalten.

Einfach nochmal diesen Satz:

Der Auftraggeber versichert, dass er zur Verwendung
aller dem Auftragnehmer übergebenen Vorlagen berechtigt
ist, und dass diese nicht in Rechte Dritter eingreifen.

 

[Katrin]

Kleines Update, wen es interessiert:
Die Kundin hat mir abgesagt und stattdessen wieder einem Anbieter den Zuschlag gegeben, der für 100,00 EUR netto den Satz und Druck von 5.000 Flyern macht. Und für weitere 130,00 EUR die Dinger dann auch noch in die Briefkästen unserer Stadt wirft.

PS: Ich hatte 190,00 EUR angeboten und war damit ganz sicher auch nicht im Wucherpreisbereich.

 

[MacEnroe]

Dann lag es wohl nicht an der rechtlichen Seite...

Wenn du 190,- für Satz incl. 5000 Drucke nimmst, gehörst du auch zu den
größten Billigheimern der Branche. Es ehrt dich, dass du dich dennoch um
solche rechtlichen Dinge Gedanken machst. Das ist auf dem Preisniveau nicht
üblich

Ich wünsche dir mal einen vernünftigen Auftrag. Flyer für 1500,- EUR zzgl.
Druckkosten zum Beispiel. Dann hast du auch Zeit, dir Gedanken um die
Gestaltung zu machen.

 

[Katrin]

Wenn du 190,- für Satz incl. 5000 Drucke nimmst, gehörst du auch zu den größten Billigheimern der Branche.

Ja, ich weiß, das war schon ein Mini-mini-Preis, in der Hoffnung, erstmal den Fuß in die Tür zu bekommen. Und ich wusste bereits, dass die Kundin um jeden Cent knausern würde. Aber wie du siehst, immer noch nicht mini genug! Leider gibts offenbar zur Zeit gerade diese Sorte Kunden zuhauf. Und solche, die einschätzen können, was unsere Arbeit eigentlich wert ist, sind Mangelware.