Ex-Vermieter stellt völlig überzogene Nachbesserungsforderungen. Was tun?

An-Jay

An-Jay

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Erstmal was zur Vorgeschichte:

Ich bin Ende Februar diesen Jahres aus meiner erste Studentenbude ausgezogen. Es handelte sich um eine Altbauwohnung im relativ schlechten Zustand, die wir als Wohngemeinschaft (Mietvertrag über ganze Wohnung mit drei Mietern als Gesamtschuldner) vor 4 Jahren bezogen. Die Zeit war damals relativ knapp, alle von uns waren zum ersten Mal von zu hause ausgezogen und dementsprechend unerfahren. So haben wir dem Vermieter die Wohnung auch ohne jegliches Übergabeprotokoll abgenommen.

Zwischenzeitlich hat sich die WG-Besetzung einmal geändert. Ich blieb drin und zwei neue kamen. Wir haben dann vom Vermieter einen neuen Vertrag bekommen, wieder mit drei Mietern als Gesamtschuldner. Das war im August 2006.


Ende Februar war also der Auszugstermin. Zur Wohnungsübergabe war ich anwesend, der Vermieter, ein Mietglied der Nachmieter-WG und ein Bekannter von mir als Zeuge (hatte schon vorher ein ungutes Gefühl, weil die Beziehung zum Vermieter nicht die beste war).

Die Übergabe geriet zur reinsten Farce: Kaum in der Wohnung drin, verfiel der Vermieter auch schon in einen regelrechten Tobsuchtsanfall, schrie rum, bemängelte ALLES ("Fenster nicht gepunzt, Boden nicht nass gewischt, Wände schlecht gestrichen") und geriet sogar mit der Nachmieterin aneinander. Grund: Er hatte der Nachmieter-WG versprochen, den Holzboden vor Einzug abzuschleifen. Auf einmal hieß es nur noch, dass er das nicht mehr schafft, weil "wir ja erst auf den ersten Drücker ausgezogen sind."
Dem jungen Mädel stand der Schock ins Gesicht geschrieben, an was für einen dubiosen Typen sie da geraten war, und weil an Einigung nicht zu denken war, gab es keine Übergabe. Man verabredete sich am nächsten Tag nochmal, allerdings waren hier die Eltern der Nachmieter anwesend.


Am nächsten Tag dann das gleiche Bild. Irgendwann habe ich dann einfach die Schlüssel da gelassen, mir die Zählerstände notiert und bin gegangen. Die Nachmieter haben dann eine Mängelliste erstellt, um sich selbst gegen böse Überraschungen beim Auszug abzusichern.

Dies 5-seitige Liste hat mir der Ex-Vermieter jetzt "hinsichtlich Kenntnisnahme und Regulierung bzw. Nachbesserung" zugesandt. Da stehen so lustige Sachen drin wie z.B. teilweise fehlende Fußleisten (die es nie gab), teilweise mit Wandfarbe überstrichene Fußleisten (war bei unserem Einzug schon so), verschiedene Tabetentypen in den Zimmern (war auch schon so) und "nicht ordentlicher Anstrich".

In der Wohnung wohnen seit bestimmt 10 Jahren immer nur Studenten. Keiner von denen hat je großartig was gemacht und 99% der aufgeführten Mängel waren bei unserem Einzug schon vorhanden. Dass wir nicht so toll gestrichen haben wie ein Malermeister ist klar. Aber ich habe noch Fotos von meinem Einzug damals gefunden. Der Anstrich da war noch viel schlechter.

Der ganze Businessplan der Typen sieht so aus, sich ausschließlich unerfahrene Erstsemester als Mieter zu nehmen und diese dann zu übervorteilen. :mad:

Die Intention des Vermieters scheint klar: Er will nun bestimmt gerne die ganze Kaution als Regulierung der Mängel einbehalten, ohne einen Finger krumm zu machen.

Wie soll ich nun reagieren? Einfach aussitzen oder zum Mieterverein/Anwalt?

Macht es ausserdem noch Sinn, die ausstehende Nebenkostenabrechnung für 2007 wie von ihm gefordert zu überweisen oder soll ich ihm mitteilen, dass er diese mit der Kaution verrechnen soll?

Bin wirklich dankbar für jeden Tipp :)
 
Klingt nicht grad sehr seriös der Vermieter.
Ich würde mich direkt mal beim Mietverein beraten lassen, die können Dir da sicherlich mehr sagen.
 
Du hast die richtige Idee schon selbst angesprochen: Anwalt oder Mieter-
verein.

So, wie Du das hier ausführlich geschildert hast, sehe ich keinen anderen
Weg und auch keine Aussicht auf eine gütliche Einigung ohne Einschaltung
eines Rechtsanwalts.
 
Bevor du zum Anwalt tobst würde ich an deiner Stelle mal in den Mietvertrag schauen und mal nachlesen was da so zu Renovierung und Auszug aus der Wohnung so drin steht.
 
Bevor du zum Anwalt tobst würde ich an deiner Stelle mal in den Mietvertrag schauen und mal nachlesen was da so zu Renovierung und Auszug aus der Wohnung so drin steht.

Die Idee hatte ich auch schon. Also die berühmten ungültigen Klauseln (starre Fristen und fest vereinbarte Endrenovierung) sindbnicht dabei.

Jedoch hätten wir wahrscheinlich gar nix machen müssen, weil das kürzeste Regelintervall für Schönheitsreparaturen 3 Jahre beträgt, und wir aber nur laut letztem Mietvertrag 1,5 Jahre drin waren.

Habe da aber auch erst nachgeschaut, als wir schon renoviert hatten :hamma:
 
mieterschutzverein, anwalt, und die beweisfotos aufbewahren.
die anderen WG'ler zwecks zeugenaussage kontaktieren.

wohnungen werden prinzipiell besenrein übergeben. ob die fenster gewischt werden müssen...keine ahnung. wir haben's bei der wohnung meiner mam auch nich gemacht.
 
Den Mieterschutzverein würde ich auch empfehlen.

Wichtig bei jedem Ein- und Auszug: Detaillierte, hochauflösende Fotos machen! Und zwar von jeder Ecke der Wohnung.

Bei groben Schäden diese im Detail fotografieren und evtl. Ausdrucke davon vom Vermieter vor dem Einzug unterschreiben lassen. So hat man bei späteren Streitigkeiten den Beweis, dass Mängel bereits vorhanden waren.
Unmittelbar vor oder nach dem Auszug ebenfalls alles fotografieren, nicht dass der Vermieter einem Schäden anlastet, die ein paar Tage nach Auszug von den frischen Nachmieter verursacht wurden (falls diese behaupten, der Schaden hätte schon bei Einzug bestanden).

Gut, dass Du bei Übergabe einen Zeugen dabei hattest - möglichst bei Ein- und Auszugsübergabe einen oder mehrere Zeugen mitnehmen.

Diese Tipps bringen Dir zwar jetzt im Nachhinein nicht mehr viel und klingen nach kleinlicher Haarspalterei und spiessiger Pedanterie. Nur, wer einmal selbst in der Lage ist und keine Beweise hat, wird schnell anders darüber denken!
 
Eventuell noch Kontakt zu den Vormietern von eurer WG herstellen. Vielleicht können die sich ja noch an den ein oder anderen Mangel erinnern.

und wech, der bono
 
Für das nächste Mal:

Bei der Wohnungsübergabe Fotoapparat bereithalten und jeden Winkel bei der Begehung fotografieren. Auf jeden kleinen Scheiß aufmerksam machen und ins Protokoll aufnehmen lassen, auf wenn der Vermieter das als nicht relevant ansieht.

Und knipsen, knipsen, knipsen - sei nie gutmütig sondern lass den oberpingeligen Beamten raushängen. Nenne evt. Sonderregelungen lasse Dir Vorteile schriftlich eingetragen (Duschen rund um die Uhr, Trompete spielen bis spät in die Nacht, etc.)

Alle Nachbesserungen werden schriftlich festgehalten, am Besten geht man heute mit einem Anwalt für Mietrecht zur Wohnungsübergabe - die andere Seite ist meist ebenso gut gerüstet. Sonst mindestens 2 Personen mitnehmen, die als Zeugen mit unterschreiben. Mietrecht ist nach Steuerrecht das Absurdeste in Deutschland.
 
Zu allererst, und auch nur alleine, ist entscheidend was im Mietvertrag hinsichtlich "Renovierung" drinsteht.

Also, was sagt der Mietvertrag zu:
- in welchem Zustand wurde die Wohnung übergeben
- in welchem Zeitraum muß was renoviert werden
- wie muß die Wohnung bei Auszug renoviert werden
Diese Klauseln sind fast nie Wasserdicht formuliert, sodaß jeder Rechtsverdreher den Mieter schadlos klagen kann. :D
 
Erstmal was zur Vorgeschichte:

Ich bin Ende Februar diesen Jahres aus meiner erste Studentenbude ausgezogen. Es handelte sich um eine Altbauwohnung im relativ schlechten Zustand, die wir als Wohngemeinschaft (Mietvertrag über ganze Wohnung mit drei Mietern als Gesamtschuldner) vor 4 Jahren bezogen. Die Zeit war damals relativ knapp, alle von uns waren zum ersten Mal von zu hause ausgezogen und dementsprechend unerfahren. So haben wir dem Vermieter die Wohnung auch ohne jegliches Übergabeprotokoll abgenommen.

Das ist wohl das größte Problem. Von daher musst du mit Zeugen ankommen. Allerdings ist es schon sehr komisch, dass ihr den Vertrag ohne Protokoll unterschrieben habt. Ist das nicht sogar Pflicht?
 
Erstmal Danke für alle Antworten. Ich werde gleich Montag früh zum örtlichen Mieterverein, den Jahresbeitrag latzen (vorher kriegt man keinen Ton aus denen raus) und mich dann beraten lassen. Das Gute ist, dass die auch einen Briefservice anbieten, in welchem ein Anwalt der Schriftverkehr übernimmt. So sitze ich wenigstens nicht ewig beim Formulieren von Briefen und vielleicht schüchtert das etwas ein.

Eventuell noch Kontakt zu den Vormietern von eurer WG herstellen. Vielleicht können die sich ja noch an den ein oder anderen Mangel erinnern.

Gute Idee. Allerdings habe ich auch keine Ahnung, wie die hießen. Wir haben die alte WG nur mal kurz ohne Vermieter besucht und da haben die uns vor dem Typen gewarnt. Auch die Mieter vor uns gingen im Streit.

Für das nächste Mal:

Bei der Wohnungsübergabe Fotoapparat bereithalten und jeden Winkel bei der Begehung fotografieren. Auf jeden kleinen Scheiß aufmerksam machen und ins Protokoll aufnehmen lassen, auf wenn der Vermieter das als nicht relevant ansieht.

Das hab ich gelernt, definitiv.

Das ist wohl das größte Problem. Von daher musst du mit Zeugen ankommen. Allerdings ist es schon sehr komisch, dass ihr den Vertrag ohne Protokoll unterschrieben habt. Ist das nicht sogar Pflicht?

Zeugen gibts prinzipiell genug. Die Bewohner, mit denen ich ursprünglich eingezogen bin, Freunde, die mal zu Besuch waren etc.

Eine Pflicht zur Anfertigung von Übergabeprotokollen gibt es meines Wissens nicht, leider.
 
Du wirst doch sicher den einen oder anderen Zeugen finden können, der bei der Übergabe der Wohnung anwensend war, als ihr eingezogen seid, der ggf sagen kann, das die Wohnung vorher schon in einem desolatem Zustand war oder? *zwinker* *zwinker*
 
Generell sollte man immer ein Übergabeprotokoll anfertigen.
Das erspart einem dann die Streitigkeiten beim Auszug, ob ein Schaden oder Mangel schon vorher da war, oder nicht.
Pflicht ist es natürlicht nicht.
 
...grundsätzlich hat die "Mietkaution" nichts mit eventuellen Vorderungen bzgl. der Renovierung zutun. Somit kann er die auch nicht mit der Begründung zurückhalten.
 
Können kann er schon und die meisten Vermieter würden auch. Ob sie es dürfen steht auf einem anderen Blatt. Aber da die einzige Möglichkeit, an das Geld zu kommen in einer Klage bestehen dürfte, dürften die meisten Vermieter damit auch durchkommen.
 
Wir haben die alte WG nur mal kurz ohne Vermieter besucht und da haben die uns vor dem Typen gewarnt. Auch die Mieter vor uns gingen im Streit.
Dann verstehe ich nicht, wieso Ihr kein Übernahmeprotokoll gemacht habt, wenn Ihr das schon wusstet. Alles weitere sollte der Mieterverein regeln und die Erfahrung das man alles gut dokumentieren sollte.
 
...grundsätzlich hat die "Mietkaution" nichts mit eventuellen Vorderungen bzgl. der Renovierung zutun. Somit kann er die auch nicht mit der Begründung zurückhalten.

Nur das Problem ist doch dass, der Vermieter hat dass Geld, wenn er es nicht rausrückt, dann muss derjenige, der dass Geld haben will, was unternehmen.
Ist doch immer so, wenn jemand drittes einen Geldbetrag haben möchte, er ihn mir aber nicht gibt, dann bin ich immer am Zug.
Derjenige der den entsprechenden Geldbetrag hat, kann sich erstmal zurücklehnen, und schauen was ich denn so machen werde.
 
Dann verstehe ich nicht, wieso Ihr kein Übernahmeprotokoll gemacht habt, wenn Ihr das schon wusstet.

Nun, man muss da zwischen zwei Situationen unterscheiden.

Erstens, unser Einzug.
Da haben wir kein Übernahmeprotokoll erstellt, weil wir da schlicht zu grün hinter den Ohren waren. 3er WG, alle zum ersten Mal ausgezogen, ich hab damals nicht gewusst, welche Gefahren da lauern und was ein Übernahmeprotokoll überhaupt ist.

Zweitens, der Auszug.
Da hatte ich sogar einen Vordruck für ein Übernahmeprotokoll mit. Das Problem war aber, dass eine Einigung, was drin stehen sollte, undenkbar war.

Man liest überall, dass man unbedingt ein Übernahmeprotokoll anfertigen und vom Vermieter unterschreiben lassen soll. Klingt immer so einfach.
Nur was tun, wenn man selbst sagt, die Wohnung ist so okay und der VM will das partout nicht unterzeichnen?
Andersrum hätte ich nie im Leben ein Protokoll des Vermieters unterschrieben... Der eine sagt "weiss", der andere "schwarz". Auf grau will sich niemand einigen. Da hilft dann auch kein Protokoll mehr...
 
Montag sofort husch zum Mieterverein. Dann weisst du genau was dich erwartet und was Du noch tun kannst.
 
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