Hier ist der Test:
Beim Auspacken ist es ein besonderes „sexy thing“, beim Testen vergeht einem schnell die Freude: Apples kleinstes Powerbook mit 1 GHz G4-Prozessor hat der Kraft und Vielseitigkeit der großen Brüder nichts entgegenzusetzen.
Von Dirk Steiger (13.10.2003)
Schick: Auf den ersten Blick lässt es sich durchaus schnell in das 12-Zoll-Powerbook verlieben.
Kurz nachdem die neuen Powerbooks mit 15- und 17-Zoll-Bildschirmen im Macwelt-Testcenter alle Kategorien mehr oder weniger mit Bravour absolvierten, trudelte das kleinste Aluminium-Powerbook mit 12-Zoll-TFT und Motorolas G4-Prozessor (MPC 7447) mit 1 GHz ein. Grundsätzlich ist dieses Modell – Münchens Niederlassung von Cancom stellte uns die Superdrive-Ausgabe zur Verfügung – optisch und qualitätstechnisch ein herausragendes Produkt. Schon das Auspacken sorgt für eine Gänsehaut, der erste Kontakt mit der edlen Hardware hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Nach der Installation des mitgelieferten Mac-OS X 10.2.7 bleibt der gute Eindruck zunächst einmal bestehen. Doch beim Herumspielen mit Ordnern und Programmen scheint eine unsichtbare Bremse das System auf eine eher gemütliche Arbeitsgeschwindigkeit zu reduzieren. Ein Blick in den Apple-Store entlarvt diese Bremse sehr schnell: Beide 12-Zoll-Modelle laufen jeweils mit nur 256 MB DDR266-Arbeitsspeicher vom Fließband. Gemäß unserer Benchmark-Richtlinien rüsten wir das Powerbook auch gleich mit einem zusätzliche 512-MB-Modul auf insgesamt 768 MB auf – ohne diesen kleinen Schub fallen unsere Benchmark-Ergebnisse noch einen Tick schlechter aus.
Ein Blick auf die Tabelle mit den Benchmark-Resultaten spricht Bände: Leistungstechnisch trägt das 12-Zoll-Powerbook im Aluminium-Rudel die rote Laterne. In vielen Fällen liegt der mobile Winzling sogar noch weit hinter dem 15-Zöller, welches auf den gleichen Motorola-G4-Prozessor mit derselben Taktfrequenz (1 GHz) zurückgreift. Größter Unterschied in Sachen Hardware ist sicherlich der verwendete Grafikchip: Beim 12-Zöller müssen die Anwender mit dem Geforce FX 5200 Go von Nvidia vorlieb nehmen, in der oberen Liga mischt ATIs Radeon 9600 Mobility mit. Diese Entscheidung hat direkte Auswirkungen auf die OpenGL-Tests mit Unreal Tournament 2003: Mit Abstand legt das 12-Zoll-Book in dieser Disziplin das schlechteste Ergebnis an den Tag. Doch die schlechte Performance beschränkt sich nicht nur auf diese Kategorie – grundsätzlich hinkt das kleinste Alu-Powerbook dem Rest der Familie hinterher.
Im direkten Ausstattungsvergleich mit den 15- und 17-Zoll-Vertretern kann der 12-Zöller ebenfalls nicht wirklich überzeugen: Keine Tastaturbeleuchtung, kein PC-Card-Bus, und die Ethernet-Schnittstelle verträgt sich maximal mit 100-Mbit-Netzen – bei den erwachsenen Powerbooks ist von Haus aus Gigabit-Ethernet dabei. Auch fehlt die Firewire-800-Schnittstelle, die Apple den großen Modellen spendiert hat. Sicherlich muss jeder Anwender für sich selbst entscheiden, ob er diese Funktionen überhaupt benötigt – bei einem Preis von mehr als 2000 Euro hinterlässt das Fehlen dieser Dinge allerdings einen unangenehmen Nachgeschmack.
Auf dem 12-Zoll-Display ist eine native Bildschirmauflösung von 1024 x 768 Pixeln vorgesehen. Per Mini-DVI-Adapter lassen sich auch externe Monitore oder Beamer ansteuern, solche externen Geräte bedient der Nvidia-Chip mit 32 MB DDR-Video-RAM auf Wunsch exklusiv mit einer maximalen Auflösung von 1280x1024 Pixeln, selbstredend mit 16,7 Millionen Farben und höchstens 85 Hertz Bildwiederholfrequenz. Für Präsentationen ist das kleinste Powerbook daher gut geeignet. Dank eines Lithium-Ionen-Akkus mit 58 Wattstunden erreicht das 12-Zoll-Modell im Macwelt-Akkutest die längste Laufzeit. Somit ist das Einstiegs-Powerbook eine ideale Reiseschreibmaschine, denn bei solch einfachen Anwendungen sind schon mal bis zu vier Stunden Laufzeit drin. Allerdings ist dieser Wert immer noch eine gute Stunde von der vollmundigen Apple-Angabe mit fünf Stunden weit entfernt. Beim Schreiben längerer Texte ist in den ersten Stunden etwas Gewöhnung an die Tastatur fällig; bedingt durch eine fehlende Handauflage im Seitenbereich kommt es bei Anwendern des Zehnfinger-Systems zu ärgerlichen Schreib- und Bedienungsfehlern. Mit seinen Brüdern teilt das 12-Zoll-Powerbook das Schicksal eines nicht ganz optimalen Trackpads inklusive schwergängiger Maustaste – subjektiv erscheinen die Eingabewerkzeuge der Titanium-Vorgänger und der iBook wesentlich reaktiver.
Fazit
Sicherlich wird auch das 12-Zoll-Powerbook seine Fangemeinde finden, unter objektiven Gesichtspunkten in Sachen Preis/Leistungsverhältnis sei jedem Interessenten aber eine ausführliche Ausprobier-Sitzung beim eigenen Händler des Vertrauens empfohlen. Wer sich hauptsächlich mit Office-Dokumenten, Präsentationen und Internet-Surfing beschäftigt, kann entsprechend viel Speicher vorausgesetzt eine Menge Spaß mit dem kleinsten Alu-Powerbook haben. Insgesamt das optimale Verhältnis zwischen Leistung und Preis erreicht das 15-Zoll-Modell mit 1,25 GHz G4-Prozessor – hier gibt es Airport Extreme und die begehrte Tastaturbeleuchtung noch obendrauf.