Hallo!
Ich möchte nun auch nochmal meinen Senf dazu abgeben. Ich habe insgesamt 7 Jahre lang nur Windows benutzt und 5 Jahre lang Linux. Auf Linux bin ich umgestiegen kurz bevor Windows ME herauskam. Ich kann einfach nur darüber lachen, wenn jemand behauptet, daß Windows auch schon vor 2000 ein benutzbares System war. Damals waren bluescreens tatsächlich noch an der Tagesordnung, und es kam durchaus mehrere male pro Tag vor daß das System einfach einfror. Eine komplette Neuinstallation war alle 3 Monate fällig. Und das lag nicht an irgendwelchen Hardware-Problemen, sondern war quasi auf jedem PC normal. Deshalb bin ich irgendwann zu Linux gewechselt, und habe für ein stabiles OS gerne einige andere Probleme in Kauf genommen. Ich habe 1999 mit Linux angefangen, und viele dieser Probleme waren leider auch im Jahre 2004 noch nicht beseitigt. Irgendwann war ich davon dann doch so genervt, daß ich Windows XP parallel installierte. Mit ein paar Tune-up-Programmen und virenscannern habe ich gemerkt, daß man damit plötzlich richtig gut arbeiten konnte - keine Abstürze mehr, und wenn, dann kam man den Übeltätern eigentlich immer über den Taskmanager bei, konnte die entsprechenden Prozesse beenden und XP lief ohne probleme weiter. Natürlich lief das alles nur so sauber nachdem etliche XP-Automatismen abgeschaltet wurden - XP also möglicht abgewöhnt wurde sich so zu verhalten wie es dies nach der Vorstellung von MS tun sollte - aber das war mir egal. Ich habe Linux seitdem fast nicht mehr benutzt und war mit XP die nächsten 3 Jahre ziemlich zufrieden.
Nur: erst seit ich OS X kenne, weiß ich daß auch dieses XP, mit dem ich so zufrieden war, ein Steinzeitsystem ist. Ich habe jetzt seit einem dreiviertel Jahr einen mac und ich muss natürlich immernoch ständig irgendwelchen Leuten mit XP-Problemen aus der Patsche helfen, deshalb habe ich immer noch genug kontakt zu Windows. Seit der Gewöhnung an OS X fühlt sich XP einfach nur eckig, unrund, hakelig und unausgereift an; ich komme mir regelrecht eingeengt vor oder wie amputiert (entschuldigt die dämlichen vergleiche...) - XP hat definitv keine angenehme und bedienerfreundliche Oberfläche. Das System nimmt einem keine Arbeit ab, sondern stellt einem ständig neue Hindernisse in den Weg. Man gewöhnt sich an die Umschiffung dieser Hindernisse, aber wenn man das mal abgelegt hat und dann wieder damit konfrontiert wird, nervt es einen umso mehr und man fragt sich wie man das so lange ausgehalten hat.
Aber hier geht es ja nun eigentlich um Vista bzw. MS und Apple. Ich bin auch der Meinung, daß MS sich in den nächsten Jahren warm anziehen muss. Aber nicht einfach weil OS X so ein gutes System ist. Es mag ja sein, daß MS inzwischen auch auf dem Spielekonsolenmarkt Fuß gefasst haben, und daß Windows Mobile auf sehr vielen smartphones, pdas und handys läuft, aber alles in allem hat MS ein paar sehr entscheidende Zeichen der Zeit verpasst, und das wird sich früher oder später bemerkbar machen.
Die Entwicklung geht doch zunächst einmal ganz klar weg von einem großen, stationären, schweren, lauten Kasten namens Desktop-PC. Genau so geht die Entwicklung weg vom Fokus auf ein Betriebssystem auf einem solchen Desktop-PC. Die Aufgaben die früher ein einziges Gerät oder eine große Software in sich vereint hat, werden auf immer kleiner werdende mobile-devices verteilt und ein großer Teil der Programme und auch der Speicherkapazität die heute noch auf den stationären geräten installiert bzw. vorhanden sind, lassen sich zunehmend auf das Internet übertragen und sind somit plattform-unabhängig. Das wird zwar sicher noch eine Weile dauern, und ich glaube auch nicht daß PCs oder Heimcomputer komplett verschwinden werden, aber sie werden hauptsächlich, und damit trifft Steve Jobs genau den Kern der Sache, nur noch "the hub of your digital life" sein. Und als dieser Hub sind kompatibilität und die Fähigkeit die einzelnen mobile devices zu integrieren das wichtigste überhaupt um dieses kleine Netzwerk des digitalen Lebens möglichst reibungslos am laufen zu halten. Apple bietet in diesem Szenario schon jetzt drei zentrale Geräte an: Notebooks, mp3-player und in Zukunft Telefone (Man könnte hier auch noch iTV mit reinnehmen, aber die Geschichte will ich mal außen vor lassen.). Auf dem mp3-player-Markt haben sie bereits ein quasi-monopol. In Verbindung mit iTunes sind sie der größte Anbieter von online-music-content und sind dabei das ganze noch auf den Film- und Serienbereich auszudehnen. Die Einbindung der mobile-network-devices in den Alltag in Form immer kleiner werdender Geräte macht diese für den Anwender umso attraktiver, je unauffälliger sich diese in ihre Umwelt integrieren. Zudem hat es Apple geschafft diese Produkte emotional aufzuladen, sie haben Fetisch-Charakter - und das ist entscheidend. Mit leisen, kleinen, schönen Produkten wie der notebook-linie, dem mac mini, den ipods oder den iMacs bieten sie den Menschen die Möglichkeit die technischen Vorteile der Netzwerkwelt zu nutzen, ohne ihre Wohnzimmer mit hässlichen, lauten PC-Ungetümen vollzustellen. Die einfache Bedienbarkeit der Geräte und der Software nimmt dem ganzen zusätzlich den Schrecken der unzugänglichen, komplizierten Technik und damit Berührrungsängste, die viele Menschen immer noch haben. Die Geräte suggerieren schlichtheit, Eleganz und Schönheit - sie fügen sich ein, statt ein Fremdkörper zu sein. Umso wichtiger und unumgehbarer die neuen Technologien für immer mehr Menschen werden, umso mehr werden solche vermeintlichen Nebensächlichkeiten zu wichtigen Kaufargumenten.
Apple bietet also die mobilen notebooks, die mobilen mp3-player, die mobilen Telefone sowie nun sogar das mobile Photoarchiv, daß endgültig die Papier-Fotos ersetzen könnte da man diejenigen denen man seine digitalen Photos zeigen will, dazu nicht einmal mehr um einen Computer versammeln muss, sondern seine Bilder immer in der Hosentasche stecken hat. Das iPhone mag noch überteuert sein, aber es ist richtungsweisend für das was da noch kommen wird - und zwar von Apple, und danach kommt erstmal lange nichts mehr. Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann den 40GB-touchscreen-iPod mit Telefonfunktion geben, der mit Handyvertrag für 100 Euro zu haben sein wird. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Ich möchte jetzt nicht noch lange über die features des iphone quatschen, aber Steve Ballmer macht sich komplett lächerlich so zu tun als sei dieses Produkt keine Konkurrenz für MS. Windows Mobile ist ohnehin schon ein einziger Krampf, aber gegen die Oberfläche vom iPhone erinnert es eher an Windows 3.11 als an das Jahr 2007 - und das weiß auch MS. Und die Tatsache, daß sie noch vor kurzem den Zune rausgebracht haben, und ja offenbar versuchten, diesen als iPod-Konkurrenten zu positionieren, zeigt doch zu deutlich, das MS in Sachen Innovation offenbar komplett im dunkeln tappt. Die Vorstellung des iPhone kann wohl nur als Schlag ins Gesicht der Zune-Entwickler bezeichnet werden - zwischen diesen beiden Produkten liegen einfach Welten.
Auch der Schritt von Apple, das Wort "Computer" aus dem Namen zu streichen, zeigt, wohin die Reise geht. Nämlich weg von der Art von Computern, denen Microsoft ihr Monopol verdankt. Und was hat MS dem Innovations-Feuerwerk und den verschiedenen Märkten auf denen Apple bereits Fuß gefasst hat bzw. schon dominiert entgegenzusetzen? Ein Betriebssystem, das wars. MS verkauft nichts anfassbares, keine Emotionen, keinen Lifestyle, kein Image, kein Identifikations-Potential. Ganz im Gegensatz zu Apple. Das, sowie der Verbund verschiedener einzelner Geräte und deren perfektes Zusammenspiel sind die Basis für Apples Erfolg. Darüber hinaus scheinen sich nun auch noch Apple und Google zu verbünden, und auch Intel, denen MS ja auch einen großen Teil ihrer Monopolstellung zu verdanken hat, arbeitet nun mit Apple zusammen. Wie hier schon erwähnt wurde, wäre ein solches Monopol von Apple in Kooperation mit google usw. wohl erst richtig erschreckend, aber MS hat dem bisher einfach rein garnichts entgegenzusetzen, außer eben Vista...
Und was das angeht: wie kann sich bitte Bill Gates allen ernstes darüber aufregen, daß behauptet wird, mit Vista habe man von OS X kopiert? Geht es denn noch auffälliger und peinlicher, und das nach so vielen Jahren Entwicklung?? Aero vs. Aqua, Der neue Kalender vs. iCal, Gadgets vs. Widgets, Windows Mail vs. Mail usw. Diese unübersehbaren Ähnlichkeiten kann man doch fast schon als genau so freche Provokationen interpretieren, wie die Apple-werbespots.
sorry, ist ein ganz schöner monsterbeitrag geworden...