Alien Fest in Rosewell: Is there anybody out there?

R

RETRAX

Spinner, Trittbrettfahrer oder ist doch was dran?

"Jeden Juli treffen sich Ufologen und Verschwörungstheoretiker aus aller Welt in Roswell im US-Bundesstaat New Mexico - dort wo nach ihrer festen Überzeugung 1947 ein Ufo abstürzte. Für die Einheimischen ist die Alien-Manie eine willkommene Ablenkung vom Prärieleben.

Derrel Sims kann sich noch gut daran erinnern, wie er zum ersten Mal von Außerirdischen entführt wurde. "1960 war das, ich war dreieinhalb Jahre alt", erzählt er. "Wir waren bettelarm und wohnten im tiefsten Texas, im Niemandsland." Eines Nachts habe er am Himmel einen ganz besonders hellen Stern gesehen. "Als nächstes lag ich auf einem OP-Tisch. Ich hörte, wie die Aliens über meine anstehende Gehirnoperation diskutierten."

Seine Geiselnehmer aus dem All - die also offenbar Englisch sprachen - hätten "große, schwarze Augen" gehabt, "aber weder Bauchnabel noch Genitalien", berichtet Sims, ein schnauzbärtiger Mann in Jeanshemd, Boots und Cowboy-Gürtelschnalle. "Sie versuchten, meine Erinnerung auszulöschen. Aber das hat nicht funktioniert." Er schnippt fröhlich mit den Fingern. "Wir sind nicht wehrlos. Wir können uns verteidigen. Man muss nur wissen, wie."

Und deshalb ist Sims an diesem Wochenende auch, wie Tausende andere, nach Roswell gepilgert, jenen Ort im glutheißen Herzen New Mexicos, der berühmt ist für ein einziges Ereignis in seiner Geschichte: den angeblichen - und angeblich von der Regierung vertuschten - Absturz eines Ufos im Juli 1947. Seit jener Nacht ist Roswell der heilige Gral für Ufologen und Verschwörungstheoretiker aus aller Welt, und jeden Juli treffen sie sich hier zur großen Sause, zu "Spaß und Mysteriösem", wie die Einladung verspricht - und um sich Storys zu erzählen, die ihnen sonst keiner glaubt.

"Ich höre viel Mist über Aliens", sagt Sims, der auf seiner Visitenkarte den Titel "Meister-Hypnotherapeut" führt und sich überdies als Mitglied der Association of Former Intelligence Officers (AFIO) vorstellt, eines Pensionärsclubs alter Top-Spione, dessen Ehrenvorsitz die Ex-Präsidenten Gerald Ford und George Bush bekleiden. Als erhöhe diese Gesellschaft seine Glaubwürdigkeit: "Ich kann Lüge von Wahrheit unterscheiden. Ich weiß, wovon ich rede."

Das sagen natürlich alle, die an Ufos glauben - wie auch alle, die ihre Existenz bestreiten. Überzeugen können hat bis heute keine Seite die andere. Und so kehren sie immer wieder nach Roswell zurück, seit fast 60 Jahren nun, als liege dort die Antwort auf all ihre Fragen.

Die Gastgeber haben sich dazu auch diesmal wieder herausgeputzt. Die sonst so staubigen Fassaden an der Main Street sind gewaschen, die Gehwege gekehrt, die Auslagen mit Alien-Figuren und fliegenden Untertassen aus Pappe dekoriert. "Reservierter Parkplatz - nur für Außerirdische", warnt ein Schild. Auch das kleine Ufo-Museum, das Devotionalien des "Roswell Incidents" ausstellt, strahlt im neuen Anstrich. "Hätten die Aliens unsere Schuhe getragen", wirbt der Schuhladen Chewning, "dann wären sie bestimmt nicht abgestürzt."

Die alljährliche Ufo-Manie ist die größte Einnahmequelle Roswells, das mitten in einer enormen Halbwüste liegt und von der nächsten Großstadt - Albuquerque im Nordwesten, El Paso im Südwesten - mindestens drei Stunden schnurgerade Autofahrt entfernt ist. 30.000 Besucher erwartet die Handelskammer dieses Jahr, und sie vermarktet das Wochenende längst als touristisch-kommerziellen Event: "Von Ufos bis Kultur, für jeden etwas." Alle Hotels am Ort sind ausgebucht. Auch die Hamburger-Kette "Arby's" freut sich: "Aliens Welcome", grüßt die auf ihrer Leuchttafel.

Abwechslung können sie hier gut gebrauchen - und auch den Extra-Umsatz durch die Alien-Fans. Die halten derweil im Konferenzzentrum ernste Referate und legen oft sehr emotional "Zeugnis ab" über ihre ganz eigenen, "unheimlichen Begegnungen der dritten Art", die Roswell zur Weltprominenz verholfen haben und später zu einer gleichnamigen TV-Serie.

"Ich war ein kleines Mädchen, als das alles passierte", sagt die Schriftstellerin Weslynn McCallister, eine elegante Dame mit auftoupiertem Haar. "Wir wohnten in Roswell, und meine Eltern waren mit den Leuten befreundet, die die Ufo-Trümmer gesehen haben." Warum sollten die gelogen haben? "Das waren anständige Leute, die hatten keinen Grund, sich so was auszudenken."

Auch McCallister hat im Nachthimmel schon "so einige Untertassen gesehen", einmal wäre sie dabei sogar "vor Schreck fast in den Graben gefahren". All das hat sie zu "romantischen Science-Fiction-Romanen" inspiriert, die sie im Konferenzzentrum "zum Sonderpreis" von 15 Dollar feilbietet, zwei für 20 Dollar. Ihr neuestes Werk "Prophecies of the Ancients", in dem die Heldin "auf die Insel ihrer Träume" entführt wird, hat von einer Rezensentin das "Sinnlichkeitsrating Süß" verliehen bekommen.

Will sagen: Nicht alles ganz so ernst nehmen. Um die bittere Diskussion etwas aufzulockern, haben sie drüben am alten Gerichtsgebäude denn auch einen Ufo-Rummelplatz aufgebaut, gleich gegenüber den in Marmor gemeißelten zehn Geboten. Da finden sich Außerirdische in allen möglichen Formen: als Aufkleber, als Schlüsselanhänger, als Magneten, sogar als aufblasbare Puppen. Die meisten sind grün, in klassischer Marsmännchen-Optik à la Hollywood: Wasserkopf, Mandelaugen, dürrer Körper. Kinder können für vier Dollar in einen Raumschiff-Simulator steigen. Es gibt Zuckerwatte, Hot Dogs und den Rosé "Flyin' Saucer Wine" aus dem Norden New Mexicos.

"Ich liebe das Ufo-Festival", sagt Rosa Alvarez, die mit ihrem Sohn Jose unter einem Sonnenschirm am Straßenrand sitzt. "Es bringt jedes Jahr die ganze Familie zusammen." Ob sie selbst an Ufos und Aliens glaube? Alvarez lacht. "Manchmal wünsche ich mir schon, dass mich jemand mal irgendwo anders hinbeamt."

Mit einem "galaktischen Kostümwettbewerb" auf den Stufen des Gerichts geht die samstägliche Alien-Invasion zu Ende. Einer nach dem anderen marschieren sie vor den Preisrichtern auf, in "Star Wars"-Masken, Glitterschleppen, Plastikhelmen, Skistiefeln, Gummifüßen, lila Hosenanzügen, schwarzen Bettlaken, grünem Make-up. Sogar einen Dackel haben sie zum vierbeinigen Außerirdischen ausstaffiert. Sieger in der Kategorie "am weitesten gereister Alien" wird eine fünfköpfige Familie aus Forth Worth in Texas, die sich komplett in Alufolie gehüllt hat, und das bei 45 Grad Hitze, selbst am Abend noch.

Als Moderator des Spektakels assistiert niemand anders als Derrel Sims, der "schon oft von Aliens entführte" Meister-Hypnotherapeut. Der führt anschließend auch, begleitet von ein paar namhaften Ufologen, im offenen Kabrio die große "Lichterparade mit Alien-Angriff" an.

Dazu gehen im Ortszentrum aber erst mal alle Lichter aus. Hunderte Schaulustige an der Main Street raunen erregt. Ein Düsenjet brüllt durch die Nacht. Polizei und Feuerwehr zockeln mit Blaulicht und Sirenen vorbei, als verfolgten sie die Eindringlinge, die berittenen Sheriffs haben "gefesselte" Plastik-Aliens im Sattel sitzen, die Cheerleader der Roswell High School kreischen hysterisch, und Miss New Mexico Hispanic Teen winkt huldvoll aus ihrer Limousine.

Wochenlang haben die Rosweller auf diesen Moment hingearbeitet. Sie haben ihre Traktoren mit Lichterketten geschmückt, haben aus ihren Kinderwagen kleine, rasende Untertassen gebastelt und einen Heißluftballon mit einem Alien-Gesicht bemalt. Zum Schluss der Prozession rollt ein hupender Tieflaster heran, darauf verbogene Trümmerteile, mit Planen bedeckt - ein symbolisches Ufo-Wrack. "Wer weiß", sagt Rosa Alvarez. "Wer weiß.""

Quelle: Spiegel Online

zumindest für das Städtchen Rosewell scheint dieser "Vorfall" im Jahre 1947 ein Glücksfall ohne Ende gewesen zu sein.
 
"I believe!" :cool: ;)
 
naja, was soll daran sein? wäre ich dort, würd ich sicher mitmachen, klingt lustig, und natürlich ist was wahres an der geschichte ;)
 
I want to believe ;)
 
Wie sagte die eine Frau?

"Manchmal wäre ich froh wenn man mich hier wegbeamt..."

jo, so gehts manchem :)
 
Zurück
Oben Unten