"A Serious Man" – Frage zur Dibbuk-Geschichte

MissDalloway

MissDalloway

Mitglied
Thread Starter
Dabei seit
20.09.2009
Beiträge
35
Reaktionspunkte
0
Hallo ihr, die ihr den Film "A Serious Man" (2009) von den Brüder Coen gesehen habt,

vermutlich könnt ihr euch erinnern, dass der Film mit einer Episode beginnt, die in der Vergangenheit spielt und eigentlich nichts mit der dann folgenden Handlung zu tun hat – wenn wir mal davon absehen, dass sie vermutlich als eine Art "Interpretationshilfe" verstanden werden kann.

Jedenfalls ist es die Geschichte eines Paares, das von einem Rabbi Besuch bekommt. Obgleich der Rabbi dem Mann geholfen hat, ist die Frau fest davon überzeugt, dass es sich bei dem Gast um einen "Dibbuk", einen Totengeist, handelt und rammt ihm schließlich ein Messer in die Brust. Der Rabbi verabschiedet sich mit den Worten: "Ein Gast weiß, wann er nicht erwünscht ist" (oder so ähnlich).

Nun meine Frage: Weiß jemand von euch, ob diese den Film eröffnende Episode tatsächlich auf eine wahre jüdische Volksgeschichte zurückgeht? Oder ob sich das die Coen-Brüder nur ausgedacht haben?

Weihnachtliche Grüße
MD
 
Vielen Dank für den Link. Der Wiki-Artikel nennt zwar den Coen-Film, beantwortet aber nicht die Frage, ob diese Dibbuk-Geschichte pure Fikiton ist oder tatsächlich eine alte Parabel.

Im Internet habe ich bislang keinen Hinweis auf die Provenienz der Geschichte finden können.

Ich dachte, vielleicht treibt sich hier ja zufällig ein jüdischer Macuser herum, der sich mit polnischen Dibbuk-Märchen auskennt.
Aber dem ist wohl nicht so … :)

Es leben die Filme der Coens!
Fröhliche Weihnachten!
 
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Dybbuk-Vorfilm ein altes Märchen nachspielt - dazu ist er viel zu clever und Coen-typisch. Das Coen-Typische an der Dybbuk-Story ist ja, dass man gar nicht weiß, ob es eine Dybbuk-Story ist: Vielleicht wurde der alte Rabbi nur fälschlich für einen Dybbuk gehalten, weil die Frau zu viele Dybbuk-Märchen gelesen hat. Usw. ... Außerdem ist es ziemlich unvorstellbar, dass es in der jüdischen Folklore Märchen gibt, in denen ausgerechnet Rabbis als Dybbuks wiederkehren. (Damit passt der Vorfilm aber wieder gut zum Hauptfilm, in denen die Rabbis ja eine sehr zwiespältige Rolle spielen.)

Service Announcement für Coen-Fans: Am 22. 12. kommt endlich True Grit in die Kinos - leider nur in den USA. In Deutschland am 10. 2. auf der Berlinale.
 
Einfach eine historische Dibbuk-Geschichte nacherzählen wäre nicht sehr Coen-mäßig. Sie verbinden auf geniale Weise den Slapstick mit Philosophie, die Eingangsgeschichte wird sehr kontrovers diskutiert ich stimme eher Rick(nick) zu der die Vorgeschichte als Zusammenfassung des Film versteht, die Frage "Was wissen wir wirklich?". Die Tür wird zugeschlagen und wir sind genau so schlau wie zu Beginn.

Zweite Überlegung meinerseits: die Dibbuk-Geschichten (ich bin weder Jude noch Fachmann, dies vorweg) gibt es in variierenden Erzählungen und es es ist schwer das "Original" zu bestimmen. Diese jüdischen Geschichten haben sich auch immer ein wenig mit dem jeweiligen Kulturkreis in dem sie weitergegeben wurden verändert - auch das spricht gegen eine bestimmte Dibbuk-Geschichte, es passt meines Erachtens aber sehr wohl, dass man auch bei diesen Geschichten nicht immer schlau wird.

Und drittens sind die Coen Meister der Verunsicherung…*es scheint ihnen Spaß zu machen die Reaktionen und Schlussfolgerungen auf ihre Filme zu verfolgen, lösen tun sie die Vermuten in der Regel nie - aber auch das ist schließlich Teil des Spaßes. Wenn ich die Wahrheit erfahren habe ist der Spaß des Suchens schließlich vorbei…

Die Schwarz-Weißen, Gut-Böse, Oben-Unten Geschichten mag Hollywood erzählen, der Rest ist dann eher was für mich und andere Fans der Coens. ;)
 
Ihr hattet Recht!
Ich habe mir mittlerweile die DVD gekauft.
Im Booklet wird Ethan Coen zitiert: "Wir glaubten, eine kleine, in sich abgeschlossenene Geschichte würde gut als Einfürhung zu diesem Film passen. Und da wir keine passende jiddische Fabel kannten, dachten wir uns eben eine aus." Und Joel fügt hinzu: "Es hat mit dem, was folgt, im Grunde nichts zu tun, aber es half uns einfach, mit dem Nachdenken über den Film anzufangen."

Genialer Film!
 
Den habe ich tatsächlich verpasst, Leute, obwohl ich seit 'Blood Simple' den Brüdern verfallen bin. Hehehe, freu mich schon d'rauf ...
 
Also der Dibbuk (Dybbuk) gehört zur jüdischen Erzählkultur, wie auch der Golem.

Ob es eine Geschichte gibt, die genau das darstellt, was da im Film passiert, weiss ich aber nicht.

Alex
 
Zurück
Oben Unten