Ich finde, dass dies ein sehr lesenswerter Thread ist.
Und ich würde gerne das Thema in eine eher philosophische Richtung lenken.
Denn wenn es nur um die Sicherung von geschäftlichen Daten geht, gibt es genügend sehr gut funktionierende Lösungen, die alle die weltweit geforderten zehn Jahre einhalten. Ich glaube, das ist nicht das Thema. Geschäftliche Daten können nach dieser Zeit ohne Probleme verloren gehen.
Die Archivierung von kulturellem (und natürlich auch indiustriellem) Wissen ist schon sehr viel problematischer. Bei Datenträgern kommt neben dem physikalischen Verfall (der stärker ist als bei Büchern und Papier) die grundsätzliche Unlesbarkeit als zweite Schwierigkeit hinzu.
Die Bereitstellung von geeigneter Hardware inklusive Betriebssystemen und Programme ist immer notwendig, um gespeicherte Daten überhaupt sichtbar zu machen.
Ganz schlecht ist, dass diese Maschinen wiederum eigene Speichermedien und damit ein zweites Archivierungssytem benötigen. Dazu kommen noch die Koordination von Datenformaten und Programmen, und dazu zählen alle Datenformate, selbst XML oder ASCII. Wer glaubt, unsere Formate seien für die Zukunft konzipiert, hat noch nicht genügend Menschheits-Generationen und deren Erfindungen erlebt.
Wer glaubt, dass man in 50 Jahren keine MS Office-Datei oder kein JPG mehr öffnen kann, der ist IMHO leicht paranoid.
Diese Aussage halte ich für Blödsinn. Technische Errungenschaften samt deren Manifestation als Geräte, Maschinen und Gebäude gehen im Laufe der Zeit nicht unter, sondern werden allmählich assimiliert.
Wir finden außer ein paar Scherben nichts aus der Zeit p.D. weil die Menschheit schon immer wertvolle Güter (und vor allem deren Bestandteile) recycelt hat. Wo sind denn all die Dampfmaschinen und Lokomotiven aus der Zeit vor 1900? Wo sind denn all die Model-Ts? Wo sind denn all die Grammophone? Außer ein paar Museumsstücken wurde alles wiederverwertet oder verbuddelt.
Ich habe Dateien aus der Zeit um 1985, auf dem Mac erstellt, die ich nicht mehr öffnen kann, wenn ich keinen 68000 Motorola-Mac mehr habe, und die dazu gehörige Software. Z.B. Multiplan-Daten (vom Excel-Vorläufer). Klar, mit der Software, mit Basilisk und einem ROM und einem G4 und Classic ginge es, aber sind da nicht bereits jetzt, nach nur 20 Jahren, zu viele implizite "Wenn"s?
Genau so ist es - im digitalen Zeitalter ist die Information vom Medium getrennt zu betrachten.
Das Medium vergeht - der Datensatz kann weiterbestehen. Wenn man die Arbeit macht, ihn in aktuelle Formate umzuwandeln und auf aktuelle Datenträger zu schreiben.
Ganz wichtig ist: Offene, standardisierte Formate.
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Also: Überall, wo es geht: Wichtige Infos in offenen Standardformaten ablegen. Und fleissig alle paar Jahre auf ein aktuelles Medium umkopieren.
Danke @ Burning Dice!
Besser kann man es nicht sagen.