@Schiffversenker: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das meist nur eine Frage der Gewöhnung ist. Ich habe mir mittlerweile auch angewöhnt keinerlei "explizite Formatierungen" oder "kryptische Steuerzeichen" mehr im Text zu benutzen. Anstatt beispielsweise wichtige Textpassagen mit \textit oder \textbf hervorzuheben, benutze ich selbstdefinierte Kommandos wie \wichtig im Text, die dann das Layout entsprechend anpassen. Das hat zwei Vorteile, beim Lesen des Texts verrät mir das Kommando direkt wieso es da steht und was es macht (es steht da, weil dessen Argument "wichtig" ist und es passt das Layout entsprechend an), gerade wenn für die Layoutänderungen mehrere Kommandos nötig sind, schafft das Übersichtlichkeit. Und zum anderen kann man so sehr viel leichter auch noch im Nachhinein das Layout anpassen. Wenn mir beispielsweise später die Idee kommt die wichtigen Textteile nicht einfach nur kursiv zu setzen sondern beispielsweise zusätzlich rot zu machen, muss ich nur einmal die Definition des Befehls \wichtig anpassen und bin fertig. Hätte ich den Befehl \textit verwendet, müsste ich den gesamten Text durchgehen und mir bei jedem Aufruf des Befehls \textit überlegen, ob die Passage nun "wichtig" war oder vielleicht nur aus anderen Gründen kursiv gesetzt wird. Das braucht Zeit und ist fehleranfällig.
Zu deinem zweiten Absatz: Es gibt mittlerweile Editoren wie Texpad, die das Dokument automatisch setzen (kann man natürlich auch abschalten), wenn du kurz für wenige Sekunden nichts schreibst. Wenn du dir also neben dem Dokument das gesetzte PDF anzeigen lässt, hast du dort eigentlich immer die Möglichkeit zeitnah zu sehen, was sich geändert hat. Bei sehr langen Dokumenten mag es eventuell sinnvoll sein, diese in Kapitel aufzuteilen und dann immer nur das gerade aktuelle Kapitel zu setzen (beschleunigt das Setzen, auch wenn dann vielleicht nicht mehr alle Verweise und Seitenzahlen stimmen, aber das dürfte zu verschmerzen sein).
Zum Thema: Wenn man das Layout der Arbeit selbst erstellen will, kann LaTeX recht unübersichtlich werden. Denn für fast alles gibt es ja schließlich irgendein Paket, das man einbinden kann und eine gewünschte Änderung durchführt. Zum Problem kann das werden, wenn man Dinge finetunen will oder wenn verschiedene Pakete inkompatibel sind. Dann wälzt man oftmals Dokumentationen und gerade bei größeren Paketen muss man erstmal grob verstehen, wie das Paket arbeitet, um dann genau die eine Option oder das eine Kommando zu finden, das das Problem löst. Oder man stellt eben fest, das es so nicht geht.
In diesem Fall empfehle ich gerne ConTeXt, das auf TeX basiert aber im Gegensatz zu LaTeX monolithischer aufgebaut ist. Soll heißen, es gibt für ConTeXt sehr viel weniger Pakete (dort Module genannt), aber dafür kommt ConTeXt mit vielen nützlichen Befehlen, mit denen man fast jedes gewünschte Layout realisieren kann. Kompatibilität ist dann kein Problem mehr und die Syntax der Befehle ist einheitlicher und auch ihre Bezeichnungen/Namen mMn besser gewählt als in LaTeX.
Edit:
darf ich die vielleicht etwas unnötige Frage stellen, was der Vorteil von LyX gegenüber MS Word wäre? bzw die Nachteile?
LyX ist eine Art Hybrid zwischen klassischer Textverarbeitung und LaTeX. Es erzeugt am Ende LaTeX Code, aber an Stelle Code zu schreiben, editierst du das Dokument ähnlich wie in einer Textverarbeitung. Die Anzeige entspricht dabei zwar nicht hundertprozentig dem mit LaTeX erzeugten gesetzten Dokument, ist aber gerade für LaTeX-Anfänger vielleicht weniger ungewohnt/verwirrend. Mit LaTeX ist man jedoch sehr viel flexibler und der von Lyx erzeugte LaTeX-Code ist nicht unbedingt immer optimal.