Nun bemerkte ich aber, dass ich ständig Probleme hatte, die Befehle für meine Bedürfnisse zu kennen.
Bei normalem Fließtext ist die Zahl der nötigen Befehle erstaunlich übersichtlich, die kennt man mit der Zeit einfach auswendig und kann sie dank einem vernünftigen TeX-Editor mit Command Completion auch schnell fehlerfrei eingeben. Hier heißt es, einfach üben, also Dokumente mit LaTeX schreiben, dann schleift sich das ein.
Denn trotz allem, muss man ja im Augenblicklichen Punkt der Arbeit passende Befehle einsetzen um z.B. später eine Tabelle oder Formel zu erhalten.
Für Tabellen haben die meisten Editoren Templates oder gar Assistenten eingebaut, mit denen man sich das Grundgerüst erzeugen lassen kann (notfalls kann man solche Templates auch selbst schreiben). Man sollte sich natürlich vorher mal angeschaut haben, wie diese Umgebungen funktionieren, damit man zumindest die Grundlagen kann. Seltener gebrauchte Dinge/Varianten kann man mit etwas Hintergrundwissen dann häufig auch besser/schneller im Internet recherchieren (es gibt im Netz so viele gute Quellen, die einem Kommandos erklären oder Pakete beschreiben). Die Formeln sind in der Tat recht befehlslastig, aber auch hier helfen gute Editoren, die umfangreiche Tabellen mit vielen mathematischen Zeichen beinhalten. Da kann man sich dann die seltener gebrauchten Zeichen schnell zusammenklicken (bei häufig verwendeten Zeichen kennt man diese aber häufig auch recht schnell auswendig). Oder man benutzt entsprechende Tabellen aus dem Netz.
Denn trotz allem, muss man ja im Augenblicklichen Punkt der Arbeit passende Befehle einsetzen um z.B. später eine Tabelle oder Formel zu erhalten. Das kann man ja gar nicht alles im Nachhinein machen, das wäre Selbstmord.
Muss man nicht, man kann auch im LaTeX-Dokument durch Kommentare für später markieren, dass hier beispielsweise noch eine Formel oder eine Tabelle fehlen. LaTeX ist gegenüber später eingefügten Inhalten sehr robust was Änderungen im Layout angeht. Da das "Finetuning" des Layout ohnehin erst am Ende erfolgt, wenn also der Inhalt schon komplett ist, muss man sich bis dahin auch nichtmal groß um das Layout im gesetzten Dokument kümmern.
Und bevor ich mich nun Wochenlang in Latex einarbeite, erstelle ich alle wissenschaftlichen Arbeiten weiterhin mit Word, denn das hat bisher ohne Probleme funktioniert
Wichtig ist, LaTeX muss man üben, man muss also damit (möglichst viele) Texte schreiben. Bei mir fing das während des Studiums mit Protokollen an, die ich damit geschrieben habe. Als es dann an die Abschlussarbeit ging, hatte ich das ganze schon soweit verinnerlicht, dass ich nur noch in Ausnahmefällen etwas nachschlagen musste, und wusste, was zu tun ist.
( Ich Studiere Maschinenbau, die Arbeiten sind mit sehr vielen mathematischen Ausdrücken und Formeln versehen.) Ob ich nun in Word den Mausklick mache um eine Formel zu erstellen oder eine Zeile als Überschrift zu Setzen ist für mich ein geringerer Aufwand als für Überschriften bis zur 3. Ebene, Formeln, Bilder etc. immer die Befehle für Latex nachschlagen zu müssen.
Da habe ich genau umgekehrte Erfahrungen gemacht. Viele, die ihre Arbeiten in formellastigen Naturwissenschaften oder Mathematik mit Word geschrieben haben, haben das hinterher bereut bzw. sind schnell zum Schluss gekommen, auf LaTeX umzusatteln. Wie gesagt, hat man die Grundlagen erstmal verinnerlicht, geht das Schreiben sehr einfach und flüssig von der Hand (das Nachschlagen von Befehlen ist dann eine seltene Ausnahme). Formeln schreibe ich beispielsweise genau so schnell wie Fließtext und der Formelsatz (also die gesetzte Formel) von LaTeX spielt im Vergleich zu Word oder anderen Programmen einfach in einer anderen Liga was die Qualität betrifft. Ich würde formellastige Dokumente mit keinem anderen Programm schreiben wollen.
Und darüber hinaus habe ich banal ausgedrückt einfach keine Lust den ganzen Latex scheiss zu lernen.
Daran wird es scheitern. Man muss sich schon die Zeit nehmen, um LaTeX zu verstehen und zu üben. Die Lernkurve ist anfangs vergleichsweise steil, dafür wird man Ende damit belohnt, dass man stressfrei und schnell qualitativ sehr hochwertige Texte bekommt. Kurz gesagt: In LaTeX ist es für den Anfänger vergleichsweise schwer auch nur 10-seitige Dokumente "richtig" zu erstellen. In Word ist das einfacher, zur Not missbraucht man Word einfach als Schreibmaschine, wenn man wenig bis keine Ahnung hat. Der Vorteil von LaTeX ist jedoch, kann man 10-seitige Texte richtig schreiben (mit Formeln, Tabellen, den diversen Verzeichnissen usw.), kann man auch 100- oder 1000-seitge Bücher schreiben, der Mehraufwand ist in LaTeX dann vergleichsweise klein (bei sehr langen Dokumenten braucht es in der Regel neben Inhaltsverzeichnis auch noch Abbildungs- und/oder Tabellenverzeichnisse und ggf. einen Index). In Word ist das anders. Word muss man sehr gut beherrschen, um damit ähnlich lange Texte vernünftig schreiben zu können, ansonsten steigt der Aufwand schnell "exponentiell" mit der Textlänge.