Ich komme auch von Aperture und muss sagen, mir fehlt derzeit auch noch einiges. Manches ist aber einfach nur anders organisiert und evtl. nicht gleich zu finden. Ich finde die Strukturierung nicht besser oder logischer als bei Aperture, aber das wäre Gewöhnungssache. Leider weiss man auch nicht, was an Funktionen alles noch kommt und was nicht.
Im Einzelnen:
Zur Strukturierung wurde schon gesagt, dass es keine Projekte mehr gibt. Das war bisher auch meine zentrale Struktur.
Es gibt aber "Alben" und dort hat der automatische Import meine Aperture-Projektstruktur auch übernommen. Um es etwas schwieriger zu machen, wurden meine Projekte in "iPhoto-Ereignisse" einsortiert. Das lässt sich aber natürlich anpassen, wenn auch teilweise umständlich (einen Unterordner bekommt man durch Rechtsklick und den Befehl "Aus dem Album "XXX" herausbewegen" eine Ebene höher). Die Sortierung erfolgt jetzt iPhone-artig über Icons und Ordner (also iOS-artige Icon-Ordner mit Vorschaubildchen im 3 x 3-Raster).
Die klassische Ansicht über hierarchische Listen ist natürlich deutlich einfacher zu überblicken. Hier sieht man die Projekte erstmal als Vorschaubildchen und den Inhalt erst nach dem Doppelklick. Besonders hinderlich ist es, dass die Navigation für eine Ebene (Ordner oder Projekte) immer das ganze Programmfenster einnimmt.
Man sollte eine flache Hierarchie anstreben, sonst verliert man schnell den Überblick. Dafür ist das Ganze mit wenig Änderung auch auf einem Tablet oder gar Handy analog umsetzbar.
Die Bewertung mittels Sternen war mein zweites zentrales Sortierelement. Schnelles durchschauen, Sterne verteilen und dann nur die Fotos mit mehr als drei Sternen auf Nachbearbeitungsbedarf überprüfen. Übrig geblieben ist ein Favoritenherzchen. Könnte eventuell reichen, aber die Bewertung über die Zifferntasten war einfach, schnell und effektiv.
Zur RAW-Konvertierung: Es gibt keine Anpassungsmöglichkeit für die Standard-Konvertierung mehr (Aperture: "RAW-Feinabstimmung"). Mir war die Apple-Einstellung manchmal etwas zu bunt ("Farbton verstärkt") und zu stark vorgeschärft; ich hatte für meine Kameras eigene Voreinstellungen. Das ist offenbar nicht mehr möglich, wäre aber ein Muss, wenn ich das Programm weiter verwenden wollte. Da die RAW-Konvertierung auf Systemebene läuft, könnte diese Einstellung gerne auch in den Systemeinstellungen liegen.
Mir fehlt der Regler "Wiederherstellung". Das wäre möglicherweise über die Tonwertkorrektur auch hinzubekommen, aber auf jeden Fall umständlicher.
Es ist zu begrüßen, dass man an den Reglern auch Werte eingeben kann. Das ist nur bisher etwas blöd gelöst. Ein Klick auf die Zahl bewegt den Regler an die Stelle, wo der Zahlenwert angezeigt wird. Ein Doppelklick setzt den Regler zurück. Ein weiterer Doppelklick macht dann die Zahl editierbar. Vielleicht geht das über 'force-click' besser.
Insgesamt fehlt weniger von den Basisfunktionen, als man bei ersten, zweiten und auch dritten Durchstöbern so denkt. Die Stoßrichtung ist klar, das Programm konvergiert stark mit Tablet-Apps und wir werden sicher bald eine funktionsgleiche iOS-Variante sehen. Schön und in sich konsistent ist es aber meiner Meinung nach noch nicht und man merkt wieder, was für ein großer Wurf Aperture eigentlich war. Immerhin fühlt sich die App auf meinem alten MB Air deutlich flotter an als das inzwischen ziemlich träge Aperture. Ich werde letzteres dennoch weiter verwenden und das weitere Wachsen und Gedeihen von "Fotos" verfolgen.
Viele Grüße,
Sebastian