Ein großes Problem bei den Amerikanern und zunehmend auch in anderen Ländern, sind die Anbieter von Videoplattformen.
Gerade Netflix allein verursacht in den USA anscheinend in Spitzenzeiten weit mehr als die Hälfte des Traffics. Die Entwicklung hin zu 4K Auflösung des Videomaterials macht die Sache noch schlimmer. Selbst das Datenaufkommen von Audiostreaming Diensten und der normale Verbrauch durch Seitenaufrufe und dazu zählen auch Dienste wie Facebook mit Bildern oder kleinen, niedrig aufgelösten Videoclips, fallen dabei im Vergleich kaum noch ins Gewicht.
Diese Videoportale sind den Internetanbietern, gerade wenn es Kabelanbieter sind, eh schon lange und zunehmend ein Dorn im Auge, weil sie eben abgesehen von der verbrauchten Bandbreite auch noch die direkte Konkurrenz zu deren Angebot darstellen.
Netflix nutzt also die vorhandene Infrastruktur massiv, hat aber seither nichts dafür bezahlt, verdient im Gegenzug aber ganz gut damit. Irgendwann reicht die vorhandene Bandbreite dann nicht mehr aus um den ganzen Verkehr mit voller Geschwindigkeit durch zu lassen. Man müsste die Infrastruktur weiter ausbauen. Das kostet natürlich Geld. Irgendwo verstehe ich da die Anbieter, dass sie kein Interesse daran haben, für diese Kosten aufzukommen und auch aus Sicht der Internetnutzer im Allgemeinen ist es nicht einzusehen, wenn wenige Dienste, die von ebenfalls nur einem Teil der Internetnutzer genutzt werden, Kosten verursachen, die sozusagen von der Allgemeinheit getragen werden sollen.
Der Verbrauch stieg zwar schon immer an und die Provider mussten ihre Systeme ausbauen, aber das lies sich über die Einnahmen gut machen. Wenn der Trafficzuwachs dann aber plötzlich sprunghaft ansteigt, kommt es eben zu Problemen und das seither halbwegs funktionierende System bricht zusammen.
In der Theorie klingt es von daher für mich nicht schlecht, wenn die Hauptverursacher des Traffics, die sozusagen die vorhandene Infrastruktur überlasten, für ihren extremen Verbrauch etwas zahlen sollen, damit das System ausgebaut werden kann. Die können dieses Kosten dann entweder von ihrem vorhandenen Gewinn abziehen, oder es eben an ihre Kunden weitergeben. Egal wie, es zahlen dann die für den Netzausbau, die diesen überhaupt bzw. hauptsächlich nötig machen.
Leider dürfte es bei der Theorie bleiben, denn so wie es in andere Bereichen läuft, wird es auch hier kommen: Irgendjemand verdient sich eine goldene Nase und der Kunde ist am Schluß der Dumme. Seien es nur durch Mehrkosten die ihm entstehen, oder noch schlimmer, einem Sterben von kleineren Inhaltsanbietern und dem ausbleiben von neuen Anbietern, die sich eine Präsenz im Internet schlicht nicht mehr leisten können. Denn darauf wird es ohne Kontrolle am Ende hinauslaufen. Die die zahlen können bekommen die Bandbreite, die die nicht zahlen können und das sind eben die Kleinen oder Neueinsteiger, schauen in die Röhre, weil die vorhandene Bandbreite eben doch nicht entsprechend ausgebaut, sondern an die verteilt wird, die sie sich leisten können.
Gerade bei den Amerikanern dürfte das zum Problem werden, weil sich hier an den meisten Orten der Markt nicht selbst regeln bzw. kontrollieren kann, weil die meisten Orten von jeweils nur einem Anbieter versorgt werden. Mal ist es Comcast, mal Verizon, oder sonst einer der Großen. Ohne Konkurrenz ist es praktisch vorprogrammiert, dass das Geld irgendwo verschwindet und nicht in den Ausbau gesteckt wird.
Eine der Forderungen, zumindest eines Teils der Netzneutralität Vertreter, ist deshalb, dass das Internet in Zukunft der gleichen Rechtslage unterliegen soll, wie das Telefonsystem. Provider die kein eigenes Netz haben dürfen sich Bandbreite bei den Netzinhabern mieten. Bei der Telefonie wurde das eingeführt, als die Monopolstellung der Telefonprovider ein Problem wurde. Fürs Internet gilt das bei den Amerikanern seither nicht. So zu verfahren war auch der direkte Ratschlag des Gerichts an die FCC, das den Klagenden Providern unter der bestehenden Rechtslage Recht gab. Die FCC müsste das Internet nur auf eine Stufe mit dem Telefon stellen.
Warum sie das nicht machen ist eine gute Frage. Könnte daran liegen, dass der aktuelle Chef der FCC vorher auf der anderen Seite stand und auch nicht der erste wäre, der nach einer gewissen Zeit bei der FCC wieder in die Wirtschaft zurückkehrt.
Die Preisgestaltung den Monopol habenden Providern zu überlassen, ohne einen Finger darauf zu halten, was mit dem eingenommenen Geld gemacht wird, was keine leichte Sache sein dürfte ohne irgendwelche Schlupflöcher, halte ich jedenfalls für keine gute Idee. Das was gemacht werden muss, sehe ich ein, aber das "wie" ist die große Frage.