Einschränkung der Netzneutralität: US-Telekom-Behörde stimmt für Zwei-Klassen-Interne

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Hallo,

vielleicht hat das Thema der eine oder andere verfolgt:

[h=2]Einschränkung der Netzneutralität: US-Telekom-Behörde stimmt für Zwei-Klassen-Internet[/h]http://www.spiegel.de/netzwelt/web/netzneutralitaet-in-den-usa-fcc-zum-zwei-klassen-internet-a-969678.html


Ich hoffe nicht, das solche Maßnahmen Schule macht (auch wenn bereits viele deutsche Carrier ähnlich arbeiten).
 
Aus Rache haben sie offenbar gerade spiegel.de abgeklemmt, ist im Moment nicht erreichbar ... doof...
 
Kann man mir das mal in einfachen Worten erklären?
Ich überfliege schon seit längerem gelegentlich Artikel zu dem Thema - mir fallen dabei aber fast schneller die Augen zu, als ich wegklicken kann.
Was hat das mit Netzneutralität zu tun?
So wie ich es verstanden habe, möchten die Betreiber am liebsten nur noch 50 MB in 56k bereitstellen und sich den Rest teuer bezahlen lassen, oder um was geht es wirklich??
 
Konzerne dürfen spezielle Dienste schneller über das Internet schicken, wenn sie dafür Geld zahlen. Das hat die amerikanische Internetbehörde FCC beschlossen - trotz großem Protest.
Quelle: Süddeutsche

Ich habe das Gefühl, dass viele die jetzt laut schreien, garnicht wissen um was es genau geht. Wenn Youtube Geld bezahlt, damit ich mir schneller Videos anschauen kann, wo ist dann das Problem? Voraussetzung: andere Dienste dürfen nicht künstlich verlangsamt werden.
 
Wenn die einen schneller sind, sind die anderen langsamer. Was bedeutet das? Der Nutzer wird eher die Dienste von Großanbietern nutzen, da diese es sich leisten können, Geld dafür zu bezahlen, dass ihre Inhalte schneller beim Nutzer sind. Damit wird sich der Anbietermarkt ausdünnen und es wird mehr Monopolisten geben. Das finde ich schade, denn gerade die Vielfalt im Netz macht das Netz ja auch aus. Bislang war es so, dass jedes Datenpaket gleichwertig war, nun wird es Datenpakete z. B. von Google geben, die hochwertiger, also schneller, sind. Damit ist das Netz nicht mehr neutral, da es nun aktiv „entscheidet“, welches Datenpaket schneller ist.
 
Wenn Youtube Geld bezahlt, damit ich mir schneller Videos anschauen kann, wo ist dann das Problem?

Das Problem ist, dass (unabhängig von irgendwelchen Versprechungen im Vorfeld) youtube/Google/Facebook Geld dafür bezahlen, dass ihre Inhalte in der gleichen Geschwindingkeit wie bislang beim Kunden ankommen - und alles andere wird unzuverlässiger bzw. langsamer.

D.h. in der Praxis: Du bekommst im Netz z.B. nur noch das zu sehen, was youtube für richtig hält (Tipp: "Leider in deinem Land nicht verfügbar"), weil es sich kein Startup leisten kann, die Kosten für die priorisierte Streaming-Bandbreite zu bezahlen. Wenn man mal nicht die zensi...ähh...optimierten Google-Suchergebnisse sehen will, wird das länger dauern, weil der unzensierte Crawler leider unter "sonstiges" fällt, uswusf.

Voraussetzung: andere Dienste dürfen nicht künstlich verlangsamt werden.

Na klar: Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten und der HSV wird nächstes Jahr deutscher Fussballmeister.
 
Sehr gut erklärt:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Quelle: Süddeutsche

Ich habe das Gefühl, dass viele die jetzt laut schreien, garnicht wissen um was es genau geht. Wenn Youtube Geld bezahlt, damit ich mir schneller Videos anschauen kann, wo ist dann das Problem? Voraussetzung: andere Dienste dürfen nicht künstlich verlangsamt werden.


Das ist lustig.
Die Konzerne könnten jetzt schon schneller ausliefern wenn sie wollten. CDN ist hier das Stichwort. Schau mal bei Akamai.
So eine schnelle Auslieferung kostet halt ein "wenig".

Was jetzt eingeführt werden soll ist, zahl Geld und es wird nicht langsamer.
Oder glaubst Du die Lichtimpulse in der Glasfaser bekommen einen extra-Schub um schneller zu werden :p

Sozusagen Transworb und Impuls ….

edit: zum Video

Dort wird aber nur die Theorie gezeigt. Richtig ist, das auch heute schon eine Priorisierung erfolgt. Stichwort hier QoS in den WAN Anbindungen innerhalb der Carrier.
 
Aber das was ihr befürchtet haben wir doch schon seit Ewigkeiten? :kopfkratz:
 

Was jetzt eingeführt werden soll ist, zahl Geld und es wird nicht langsamer.
Oder glaubst Du die Lichtimpulse in der Glasfaser bekommen einen extra-Schub um schneller zu werden :p

Aus dem Artikel:
Nach Kritik war der Vorschlag abgemildert worden - so soll es nun explizit verboten sein, als Konsequenz aus der Vorzugsbehandlung bestimmter Dienste andere Datenpakete zu verlangsamen oder zu blockieren.
 
Aus dem Artikel:
Nach Kritik war der Vorschlag abgemildert worden - so soll es nun explizit verboten sein, als Konsequenz aus der Vorzugsbehandlung bestimmter Dienste andere Datenpakete zu verlangsamen oder zu blockieren.

Und wie soll das funktionieren? Wenn ich 1 GB/s Kapazität hab und Google und Facebook kaufen mir jeweils 500 MB/s ab und nutzen das auch aus - was bleibt da übrig?
 
Und wie soll das funktionieren? Wenn ich 1 GB/s Kapazität hab und Google und Facebook kaufen mir jeweils 500 MB/s ab und nutzen das auch aus - was bleibt da übrig?

Ich glaube das auch nicht dran, aber angeblich soll das Netz weiter ausgebaut werden.
(In den USA hinken sie eh' hinterher.)
 



und?

Niemand wird etwas künstlich verlangsamen. Andere Inhalte werden halt nur schneller ausgeliefert.
Schau Dir bitte einmal an wie ein CDN funktioniert. Es sind also gar keine neuen Regeln notwendig.

Warum sollten also neue Regeln etabliert werden, welcher Sinn steckt Deiner Meinung nach dahinter?
 
Kann sein, dass ich eine andere Sichtweise auf die Dinge habe oder irgendwer irgendwen nicht versteht.

Ich wohne in einer Gegend in der das Internet teilweise noch ausgebaut wird, einer meiner Kollegen hat erst seit diesem Jahr überhaupt DSL. Ich dagegen erfreue mich schon seit Jahren an einer 100Mbit/s-Leitung, aber dafür bezahle ich halt auch gutes Geld. Also Zwei-Klassen-Internet kenne ich schon sehr lange.

Ich habe leider keiner Zeit für eine sicher interessante und kontroverse Diskussion jetzt; ich finde es auch selbst lustig, dass ich nun quasi auf der Befürworter-Seite stehe, aber ich finde auch, es gibt wichtigere Dinge im Leben als das. Ich lese gerne heute hier mit und bin auch bereit mich überzeugen zu lassen, aber nun muss ich erstmal bissl was schaffen…
 
Ein großes Problem bei den Amerikanern und zunehmend auch in anderen Ländern, sind die Anbieter von Videoplattformen.
Gerade Netflix allein verursacht in den USA anscheinend in Spitzenzeiten weit mehr als die Hälfte des Traffics. Die Entwicklung hin zu 4K Auflösung des Videomaterials macht die Sache noch schlimmer. Selbst das Datenaufkommen von Audiostreaming Diensten und der normale Verbrauch durch Seitenaufrufe und dazu zählen auch Dienste wie Facebook mit Bildern oder kleinen, niedrig aufgelösten Videoclips, fallen dabei im Vergleich kaum noch ins Gewicht.
Diese Videoportale sind den Internetanbietern, gerade wenn es Kabelanbieter sind, eh schon lange und zunehmend ein Dorn im Auge, weil sie eben abgesehen von der verbrauchten Bandbreite auch noch die direkte Konkurrenz zu deren Angebot darstellen.

Netflix nutzt also die vorhandene Infrastruktur massiv, hat aber seither nichts dafür bezahlt, verdient im Gegenzug aber ganz gut damit. Irgendwann reicht die vorhandene Bandbreite dann nicht mehr aus um den ganzen Verkehr mit voller Geschwindigkeit durch zu lassen. Man müsste die Infrastruktur weiter ausbauen. Das kostet natürlich Geld. Irgendwo verstehe ich da die Anbieter, dass sie kein Interesse daran haben, für diese Kosten aufzukommen und auch aus Sicht der Internetnutzer im Allgemeinen ist es nicht einzusehen, wenn wenige Dienste, die von ebenfalls nur einem Teil der Internetnutzer genutzt werden, Kosten verursachen, die sozusagen von der Allgemeinheit getragen werden sollen.

Der Verbrauch stieg zwar schon immer an und die Provider mussten ihre Systeme ausbauen, aber das lies sich über die Einnahmen gut machen. Wenn der Trafficzuwachs dann aber plötzlich sprunghaft ansteigt, kommt es eben zu Problemen und das seither halbwegs funktionierende System bricht zusammen.

In der Theorie klingt es von daher für mich nicht schlecht, wenn die Hauptverursacher des Traffics, die sozusagen die vorhandene Infrastruktur überlasten, für ihren extremen Verbrauch etwas zahlen sollen, damit das System ausgebaut werden kann. Die können dieses Kosten dann entweder von ihrem vorhandenen Gewinn abziehen, oder es eben an ihre Kunden weitergeben. Egal wie, es zahlen dann die für den Netzausbau, die diesen überhaupt bzw. hauptsächlich nötig machen.

Leider dürfte es bei der Theorie bleiben, denn so wie es in andere Bereichen läuft, wird es auch hier kommen: Irgendjemand verdient sich eine goldene Nase und der Kunde ist am Schluß der Dumme. Seien es nur durch Mehrkosten die ihm entstehen, oder noch schlimmer, einem Sterben von kleineren Inhaltsanbietern und dem ausbleiben von neuen Anbietern, die sich eine Präsenz im Internet schlicht nicht mehr leisten können. Denn darauf wird es ohne Kontrolle am Ende hinauslaufen. Die die zahlen können bekommen die Bandbreite, die die nicht zahlen können und das sind eben die Kleinen oder Neueinsteiger, schauen in die Röhre, weil die vorhandene Bandbreite eben doch nicht entsprechend ausgebaut, sondern an die verteilt wird, die sie sich leisten können.

Gerade bei den Amerikanern dürfte das zum Problem werden, weil sich hier an den meisten Orten der Markt nicht selbst regeln bzw. kontrollieren kann, weil die meisten Orten von jeweils nur einem Anbieter versorgt werden. Mal ist es Comcast, mal Verizon, oder sonst einer der Großen. Ohne Konkurrenz ist es praktisch vorprogrammiert, dass das Geld irgendwo verschwindet und nicht in den Ausbau gesteckt wird.
Eine der Forderungen, zumindest eines Teils der Netzneutralität Vertreter, ist deshalb, dass das Internet in Zukunft der gleichen Rechtslage unterliegen soll, wie das Telefonsystem. Provider die kein eigenes Netz haben dürfen sich Bandbreite bei den Netzinhabern mieten. Bei der Telefonie wurde das eingeführt, als die Monopolstellung der Telefonprovider ein Problem wurde. Fürs Internet gilt das bei den Amerikanern seither nicht. So zu verfahren war auch der direkte Ratschlag des Gerichts an die FCC, das den Klagenden Providern unter der bestehenden Rechtslage Recht gab. Die FCC müsste das Internet nur auf eine Stufe mit dem Telefon stellen.
Warum sie das nicht machen ist eine gute Frage. Könnte daran liegen, dass der aktuelle Chef der FCC vorher auf der anderen Seite stand und auch nicht der erste wäre, der nach einer gewissen Zeit bei der FCC wieder in die Wirtschaft zurückkehrt.

Die Preisgestaltung den Monopol habenden Providern zu überlassen, ohne einen Finger darauf zu halten, was mit dem eingenommenen Geld gemacht wird, was keine leichte Sache sein dürfte ohne irgendwelche Schlupflöcher, halte ich jedenfalls für keine gute Idee. Das was gemacht werden muss, sehe ich ein, aber das "wie" ist die große Frage.
 
[h=2]Merkel stellt Netzneutralität infrage[/h]http://www.sueddeutsche.de/digital/netzpolitik-der-bundesregierung-merkel-stellt-netzneutralitaet-infrage-1.2252640

naja, das ist ja auch noch Neuland für die Dame
 
Ist das noch Ahnungslosigkeit oder schon Boshaftigkeit?
 
Mit der "Innovationsfreundlichkeit" eines Zwei-Klassen-Netzes zu argumentieren, verlangt schon einiges an Chuzpe. :koch:
 
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