Klingt ein bisschen nach dem Plot von Eat Pray Love.. ich verstehe den Gedanken dahinter, aber oftmals ist das auch eine Kombination aus einzigartigem Moment, der Abkehr vom Gewohnten und insbesondere ein Bild im Kopf, in diesem Fall das Ideal vom „einfacheren Leben und trotzdem alles haben“, welches den Moment aufwertet.
Und wer weiß, vielleicht würde die alte Frau aus den kretischen Bergen ihren Kartoffeltopf sofort stehen lassen für den Tausch mit einem Leben wie unsereins es hier in einer westlichen Großstadt führt. Es ist so ein bisschen „in“ geworden, das Gegenteil von dem eigentlich sehr guten Leben, das man führt, als Ideal zu stilisieren. Menschen aus anderen Gegenden - um das Kreta-Beispiel nicht überzustrapazieren nenne ich mal die kroatische Fischerfamilie, bei denen wir seit Jahren die Sommer verbringen - denken oftmals viel pragmatischer und würden gar nicht verstehen, wieso Dir so ein schnell gemachter Kartoffeltopf solche geistigen Orgasmen beschert.
Damit will ich Dein Erlebnis gar nicht abwerten, mich beschäftigt so etwas ebenfalls schon lange. Ich versuche nur, das ganze von verschiedenen Seiten zu betrachten.
Der automatische Pragmatismus von Großstadtmenschen birgt betreffs Ernährung oftmals industrielle Fertigprodukte.
Sei es Saucen, Mikrowellen- oder "Backofenschachteln" und ähnliches.
Je schneller eine Gesellschaft ist, im Arbeits- und Alltagsleben, umso eher auch verkürzt deren Bezug auf Ernährung und Nahrungsmitteln an sich.
Es ergibt sich, dass so maximal das "Essen gehen" oder das am Wochenende stattfindende geplante "Kochen" eine Art Intensität bringen mag.
Innerhalb der "Tretmühle" und deren Takt wird sich doch eher "nur satt gemacht", damit man Zeit hat für Hund, Katze, Freunde und Freizeit…
Ich plane meine zuzubereitenden Mahlzeiten: heute habe ich mir gegen 10,00 Uhr morgens eine halbe Packung dicke weisse getrockenete Bohnen ins kalte Wasser gelegt,
damit diese dann irgendwann Nachmittags weichgekocht werden können.
Was genau ich damit letztendlich zubereiten werde, weiß ich noch gar nicht hundertprozentig.
Mache mir jetzt noch etwas Teig, falls ich dazu etwas Brot haben möchte oder ähnliches.
Die einfachen Dinge sind imo immer besser.
Natürlich sind die speziellen Surroundings der Dinge auch ausschlaggebend, wie einmalige Erlebnisse durch Situationen und innerhalb dieser die nötige entspannte Zeit dafür.
Aber auch dann hat man erst wirklich einen Blick und die Aufnahmefähigkeit sich diesen vollends widmen zu können.
Das beste Beispiel ist hier, wie oben schon geschrieben:
Schlichte gekochte oder gebackene Kartoffeln mit Butter und irgend eine Komponente dazu.
Aber nicht jeder ist in seinem Alltag auch dazu in der Lage dies wertschätzen und geniessen zu können.
Oftmals muss es der Wildlachs an Risotto-Premium-Reis mit Steinpilz-Feigen-Dattel-Waldhonigsauce sein -
sonst ergibt das keine Befriedigung von dem Alltag. Das Besondere hat bitte auch "besonders" zu sein.
Der "Erlebnis- und Freizeit-Wert" hat dem Ausgangspunkt gegenüber bitte gesteigert zu sein – bestenfalls muss es zusätzlich "social-media-tauglich" sein.
Eines meiner Lieblingsgerichte ist: ein ganzer gekochter Blumenkohl, wo dann ein dickes Stück Butter drauf kommt und etwas Salz und Pfeffer.
Den muffel ich dann glückselig weg.