Weil viele Musik (oder was sich so nennt) heute nur noch wie Fastfood konsumieren.
Ich finde diese Schlussfolgerung nicht richtig. Wir sind eine Musikerfamilie und meine drei Söhne haben alle schon Alben produziert, einer auf Vinyl, die andern beiden in den Streamingdiensten.
Aus Produktionssicht muss man bei physischen Alben in Vorleistung treten und dann auch abschätzen, welche Auflage man benötigt. Vielleicht sitzt man hinterher auf vollen Kartons und wird die Alben erst auf längere Sicht los. Bei den Streamingdiensten geht das Veröffentlichen wesentlich einfacher. Mehr Geld gibt es aber leider dann doch nicht. Die Plattformen sind schon echt geizig.
Aus Sicht des Rezipienten würde ich sagen, dass es sich bei den Playlisten à la Spotify um ein anderes Hören handelt als beim linearen Hintereinander-Durchhören von Alben. Man muss nicht die Titel hören, die eigentlich nicht so gut gelungen sind, weil sie nun mal auf dem Album drauf sind, sondern stellt sich die Titel nach seinem Geschmack zusammen. Und wenn man länger bei einem Streamingdienst dabei ist, sorgt der Algorithmus dafür, dass man auch neue bisher unbekannte Musik kennenlernt. Als Käufer von Alben dreht man sich eher im Kreis und hört nur das, was man gekauft hat. Neues lernt man so halt nicht so leicht kennen.
Dass es Fastfood-Musik gibt, nun ja, das ist kein nur auf die heutige Zeit beschränktes Phänomen. Je geringer die Kenntnisse über Musik sind, desto leichter lassen sich die Leute von billig dahin geworfenen Massenproduktionen beeinflussen. Früher war es der Schlager, dann Modern-Talking-Einerlei, heute ist es der Deutschrap.
Selbst in der Klassik gab es die "leichte Unterhaltung". Walzer und Polkas von Johann Strauss haben ja auch bei Weitem nicht den Tiefgang einer Gustav Mahler Sinfonie.