Prinz Herbert
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Und wer an die Autonomie des Individuums glaubt, der glaubt auch generell an das Gute im Menschen. Dass beides ein Irrglaube ist, verdeutlichen uns jeden Tag aufs neue die Nachrichten.
Also das ist ja mal Käse. Richtig ist: Jederzeit autonom handeln kann niemand, es gibt keine "absolute Autonomie". Dennoch gab und gibt es immer wieder Beispiele für autonomes Verhalten, auch wenn es nicht so wahnsinnig oft vorkommt. Edward Snowden, zum Beispiel, als er sich dafür entschied, die Praktiken der NSA öffentlich zu machen. Es gibt Künstler, die zu ihrem persönlichen Ausdruck gefunden haben und die Kultur immens bereichern, und es gibt immer wieder Leute, die querdenken, d.h. Zustände hinterfragen, zum Denken anregen und der Gemeinschaft Impulse geben, bessere Lösungen für A oder B zu finden - zum Wohle aller.
Ich lebe fremdbestimmt. Seitdem ich geboren bin, erzählen mir andere Menschen, was ich tun und lassen soll. Das wird bis zu meinem Tode so bleiben und das ist auch gut so. Denn nur so funktioniert eine stabile Gesellschaft.
Eine stabile Gesellschaft - ja, vielleicht, aber keine pluralistische Demokratie. Die Borg funktionieren als stabile Gesellschaft, und sie funktionieren wirklich gut. Willst du ein Borg sein?
Der springende Punkt ist aber, dass moderne Gesellschaften wie unsere viel stärker ausdifferenziert sind als die Borg oder vorstaatliche Gesellschaften, in denen die Rollen (Beschaffung von Nahrung / Verteidigung der Gruppe) festgelegt waren, weshalb sie ein Ausscheren weder erforderten noch vertrugen. Unsere moderne Gesellschaft ist geradezu darauf angewiesen, dass sich Individuen frei entscheiden können.
Glücklicherweise bin ich nicht so paranoid zu glauben, dass sich wirklich ein System für mich als Individuum ernsthaft interessieren könnte.
Danke dafür. Das bringt mich weiter.