Wird Kompetenz überschätzt?

carstenj

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Hi,

ich frage mich schon eine ganze Weile, ob Kompetenz oft überschätzt wird. Meine Beobachtungen, die natürlich rein subjektiv sind, kommen eigentlich genau zu diesem Schluss.

Jüngst die Wahl von Ursula von der Leyen zur EU-Kommissionsvorsitzende. Alles, was man so als Außenstehender mitbekommt, ist ja eigentlich nicht von höchster Kompetenz geprägt: Berateraffäre, Bundeswehr kaputt sparen, Zensur des Internets (Zensursula) etc. Da hat man den Eindruck, dass je blöder man sich anstellt, desto höher kommt man nach oben.

Jetzt muss ich zugeben, dass ich nicht jede Tat von ihr verfolgt habe, möglicherweise hat sie auch den Großteil ihres Jobs perfekt erledigt, was ich allerdings bezweifle. Sie hat ein Netzwerk, ein wenig Charme, wenn sie redet klingt das immer so als wären da nicht ansatzweise Zweifel in dem was sie sagt und gilt natürlich durch ihre sieben Kinder als der Inbegriff der Mutter und Karrierefrau in einer Person. Die kriegt ALLES hin.

AKK wird jetzt als Nachfolge gehandelt. Auch bisher eigentlich ein Desaster sondergleichen, als CDU Vorsitzende ein absolut klägliches Bild abgegeben. Und zack, Ministerin.

Trump ist das nächste Beispiel. Ein ********* sondergleichen, Multimilliardär, Präsident trotz offensichtlicher Mängel im Umgang mit quasi allem. Trifft quasi alles von oben zu, außer dass er keiner siebenfache Mutter ist.

Also auf was kommt es wirklich an?

Natürlich ist mir klar, dass ein großes Netzwerk sowie sicheres Auftreten und Kompetenz an sich niemals ein Nachteil sein werden, aber ich denke dass Kompetenz bei den o.a. Beispielen den mit Abstand geringsten Stellenwert hat.

Ich weiss auch, dass die Frage an sich ein wenig Naivität an den Tag legt, aber die Beispiele häufen sich meiner Meinung in letzter Zeit und mich interessiert eben, wie andere das sehen.
 
Kurz und Knapp "Peter Prinzip"

Bilderberg regelt
 
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Ich glaube hier müssen wir den Begriff "Kompetenz" etwas differenzieren. Insofern eine Unterteilung, die ich im Rahmen einer Vorlesung in "IT-Management" kennen gelernt habe.
  • Fachkompetenz (Frau von der Leyen wird wahrscheinlich nicht viel Ahnung von Verteidigung, Panzern etc. gehabt haben)
  • Methodenkompetenz (Wie werden Projekte mit welchen Werkzeugen angegangen?)
  • Sozialkompetenz (Hier spielen in der Tat so Sachen wie Netzwerke und "Klüngeln" mit hinein)
 
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@TE: M.E. verwechsest Du "Kompetenz" mit der Fähigkeit, deinen politischen Erwartungen zu entsprechen.
 
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ich frage mich schon eine ganze Weile, ob Kompetenz oft überschätzt wird.
Darüber kann man diskutieren. Ich bin ganz allgemein ein großer Anhänger des Peter-Prinzips und sehe es im Alltag oft bestätigt.

Dies aber an UvdL auszumachen, halte ich für arg fehlgeleitet, obwohl ich nicht gerade ein Fan von ihr bin (alleine die Handhabung des Gorch Fock-Skandals...). Sie bringt schon einige Voraussetzungen für die kommenden Aufgaben mit: lange Karriere in der Politik mit vielen Stationen auf unterschiedlichen Ebenen; ein echter erlernter/studierter Beruf, auch wenn er von der späteren beruflichen Karriere abweicht; mehrsprachig; eine sehr europäische Biografie fast wie aus dem Bilderbuch des Nachkriegs-Europas usw.

Was AKK angeht (das schlimmste, was ich in der CDU in den letzten 15 Jahren gesehen habe nach Friedrich Merz, der noch schlimmer und in der falschen Partei ist): es kann in einer Demokratie im Umkehrschluß aber nicht Sinn der Sache sein, einen General a. D. oder den ehemaligen Geschäftsführer einer Rüstungsfirma zum Verteidigungsminister zu machen, nur weil der sich "besser auskennt". Dass sich z. B. Minister in ihr Ressort erst einmal einarbeiten müssen, ist nicht ungewöhnlich. Alleine deshalb sind sie noch nicht automatisch inkompetent.
 
Ohne Sachkompetenz kann man kaum einen Beruf ausüben, bei dem genau diese Kompetenz gefragt ist. Höhere Regierungsposten brauchen aber eher Sozialkompetenz, sowie Sinn für Verwaltung und Delegierung, da muss man nicht unbedingt (obwohl es nicht schaden kann) Sachkompetenz besitzen, sondern die Fähigkeit, Probleme und Lösungen zu erkennen, seine Untergebenen anzuleiten, und den Laden allgemein in Schwung zu halten.

Die Facharbeit wird dann von den richtigen Fachleuten erledigt. Oder sollte zumindest.

PS: Sozialkompetenz hilft einem auch herauszufinden, wie ein gewisser Laden "tickt". Etwas, was vdL wohl bei der Bundeswehr nicht geglückt ist. Ob es AKK besser kann? Ich weiss es nicht.

PPS:
Trump ist das nächste Beispiel. Ein ********* sondergleichen, Multimilliardär, Präsident trotz offensichtlicher Mängel im Umgang mit quasi allem. Trifft quasi alles von oben zu, außer dass er keiner siebenfache Mutter ist.
Trump hat in seinem Job komplett versagt, und tut es immer noch. Er ist als Geschäftsmann, als Politiker, wie auch als Mensch ein Totalausfall. Dazu stehe ich.
 
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Sie bringt schon einige Voraussetzungen für die kommenden Aufgaben mit: lange Karriere in der Politik mit vielen Stationen auf unterschiedlichen Ebenen; ein echter erlernter/studierter Beruf, auch wenn er von der späteren beruflichen Karriere abweicht; mehrsprachig; eine sehr europäische Biografie fast wie aus dem Bilderbuch des Nachkriegs-Europas usw.

Ihre Biographie - soweit mir bekannt - weist aber trotzdem zwei eklatante Lücken auf, die die Ursache dafür sein könnten, dass so ziemlich alles zu Scheiße wird, was sie politisch anpackt:

1. Fehlende Bodenhaftung. vdL ist ein klassischer Fall von Vererbung des beruflichen Status der Eltern auf ihre Kinder. Sie ist mit einem elitären Selbstverständnis großgeworden, das sie fatalerweise nie in Frage stellen musste, weil alle Türen stets offenstanden. Ihr Vater Ernst Albrecht war erst Geschäftsführer bei Bahlsen, dann Ministerpräsident von Niedersachsen. Exklusive Netzwerke, Zugang zu den stets besten Bildungs- und Karrierechancen gab es gleich ab Geburt, verbunden mit der elitentypischen Neigung, den Zufall aus dem Leben nach Möglichkeit herauszuhalten. Da geht man seinen steilen, aber eben auch schnurgeraden Weg nach oben und sieht vom echten Leben drumherum nicht so wahnsinnig viel. Das heißt ausdrücklich nicht, dass vdL alles in den Schoß fiel, sondern "nur", dass ihre persönlichen Erfahrungen einer differenzierten Wahrnehmung von krass verschiedenen Lebensumständen nicht unbedingt förderlich sind.

2. vdL hat keinen mühsamen Aufstieg durch die Partei absolvieren müssen, sondern wurde als Quereinsteigerin direkt in das erste Kabinett Merkel berufen. Das fanden die Deutschen mehrheitlich sogar gut, weil sie vdLs fehlenden politischen Erfahrungen mit Lebensnähe, unkonventionellem Habitus und "frischem Wind" gedanklich verbanden. Tatsächlich hatten sie es mit dem glatten Gegenteil zu tun und in Folge mit einer erratisch agierenden Politikerin, die allen Ernstes Stoppschilder für Internet-Seiten auf den Weg bringen wollte.

Als EU-Grüßaugusta ist sie aber OK. Der Job passt zu ihr, und viel Schaden anrichten kann sie auch nicht.
 
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Lücken würde ich das aber nicht nennen.
Das sind Defizite, Mängel, Probleme.
Eine Lücke in der Biographie wäre, wenn sie mal für fünf Jahre verschwunden wäre und keine Angaben machen wollte.

Und das Projekt "Entmilitarisierung der Bundesrepublik" hat sie doch recht gut hinbekommen. Auch wenn Thomas die Misere da sehr viel Vorarbeit geleistet hat.
 
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Als EU-Grüßaugusta ist sie aber OK. Der Job passt zu ihr, und viel Schaden anrichten kann sie auch nicht.

Das sehe ich anders. Gerade diese Position müsste zwingend mit einem Visionär im besten Sinne besetzt sein.
Jean Schluck Juncker als Schutzpatron der Konzerne war gerade das nicht. Und vdL wird es schon gar nicht sein.
Sie ist der Garant des Status Quo.

Sehr aufschlussreich:



Sie kann perfekt in die Kameras grinsen, ihre heuchlerische Doppelmoral hat sie aber schon oft genug bewiesen.
 
Als wenn in der Politik etwa Fachkompetenz gefragt wäre... kann man ebenfalls im Verkehrsministerium gut sehen, wo eher Parteizugehörigkeit das Maß der Dinge zu sein scheint.
 
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I
Ihr Vater Ernst Albrecht war erst Geschäftsführer bei Bahlsen, dann Ministerpräsident von Niedersachsen. Exklusive Netzwerke, Zugang zu den stets besten Bildungs- und Karrierechancen gab es gleich ab Geburt, verbunden mit der elitentypischen Neigung, den Zufall aus dem Leben nach Möglichkeit herauszuhalten.

Uschis Bruder Barthold war da aber anders unterwegs. Ich kann mich an eine Show in den 80ern erinnern, wo er mit wilder Friese zu sehen war - ich glaube in der gleichen Sendung war auch Gloria von Thurn und Taxis zu sehen, damals zu Ihr Punk (ohje)-Phase. Naja.

Und hatte der Knabe nicht sogar mal die Hosen während der Chaos-Tage zu Gast? Ich meine, damals waren die Hosen ja noch die Hosen und nicht wie heute SIlbermond für Arme...
 
Das sehe ich anders. Gerade diese Position müsste zwingend mit einem Visionär im besten Sinne besetzt sein.

Kleines Präsent von Ursula von der Leyen: Jeder EU-Parlamentarier findet Berater auf seinem Tisch, der Postillon trifft es wieder auf dem Punkt;)
https://www.der-postillon.com/2019/07/von-der-leyen-berater.html?m=1
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Was erwartet Ihr denn? Dass der Verteidigungsminister eine Ausbildung zum General hinter sich hat um die notwendige Kompetenz zu haben?
Ich glaube hier werden abweichende politische Meinungen hinter einem eigenwilligen Kompetenzbegriff versteckt, ich zumindestens kenne keinen Masterstudiengang "europäische Regierungsführung".
 
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Hi, ich frage mich schon eine ganze Weile, ob Kompetenz oft überschätzt wird. Meine Beobachtungen, die natürlich rein subjektiv sind, kommen eigentlich genau zu diesem Schluss.
Kompetenz im klassischen Sinn brauchst du heutzutage immer weniger für eine Führungsposition. Schauspielerische Fähigkeiten sind eher gefragt. Du musst die Rolle einer Führungspersönlichkeit spielen können, das reicht aus.

Im Falle von der Leyen kommt noch die familiäre Herkunft dazu. Für eine führende Rolle braucht sie keine Kompetenz (weder Fachwissen noch Führungsqualitäten) nachweisen, da reicht die direkte Erbfolge der Albrechts und die Zugehörigkeit zur CDU vollkommen aus. Schauspielerische Fähigkeiten bringt sie mit – ebenso die Fähigkeit, angerichteten Schaden, sei er auch noch so groß, ohne Gewissensbisse und mit der ihr eigenen Unverschämtheit zu den Akten zu legen.
 
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Außer man hat bei der Doktorarbeit geschummelt.
Na dann ist aber was los.
Dann genießt man “das vollste Vertrauen“ der Kanzlerin..
 
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