Noch zu Erik:
“Mit der Prinzipienfestigkeit ist das allerdings so eine Sache. Kürzlich lösten zwei Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen einen heftigen Shitstorm aus, als ihre privaten Flug-Eskapaden bekannt wurden. Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer, eine der Hauptorganisatorinnen des von Greta Thunberg inspirierten Schulstreiks "Fridays For Future", hatte ausweislich ihres Instagram-Accounts
Fernreisen nach Kanada, Honkong, Schweden, England, Marokko, China, Indonesien, Namibia, Schottland, Tanzania unternommen (Der Account wurde mittlerweile "bereinigt"). Daneben bereiste sie in der näheren Umgebung Frankreich, Italien, Österreich, Belgien, Schweiz, Polen und die Niederlande.
Nimmt man nur die zehn Fernreisen der dem Klimaschutz dienenden Aktivistin, so hat sie nach dem CO2-Rechner von
Atmosfair den Ausstoß von rund 27.000 kg CO2 verursacht. Nach den Berechnungen von Atmosfair liegt das klimaverträgliche Jahresbudget eines Menschen bei 2.300 kg/Jahr, wenn die durchschnittliche Erderwärmung bis 2050 auf 2°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden soll.
Bis 2050 verbleibt ein globales Emissionsbudget von ca. 750 Mrd. t CO2. Bei einer angenommenen mittleren Weltbevölkerung von 8,2 Mrd. Personen im Zeitraum 2010 bis 2050 bedeutet dies, dass jedem Menschen auf dieser Erde ein klimaverträglicher Ausstoß von im Durchschnitt jährlich rund 2,3 t CO2 zusteht.
Atmosfair
Die Grüne Luisa Neubauer hat somit bereits bis zu ihrem 21. Lebensjahr nicht nur den gewaltigen Berg von 27 Tonnen Kohlendioxid verursacht, sondern damit ihr klimaverträgliches CO2-Jahresbudget für 12 Jahre verbraucht. Bis zum Jahr 2030 dürfte sie dann wohl nur noch Reisen mit dem Fahrrad unternehmen, um nicht Scham und Schande zu erleben.
Das zweite Mitglied der Grünen, das des ökologischen Sündenfalls entlarvt wurde, war die bayerische Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze. Zum Jahreswechsel zeigte sie im Internet stolz Fotos von ihrem Winterurlaub in Kalifornien. Dabei lautet ihre politische
Vision: "Ich möchte Bayern zu einem Land der ökologischen Nachhaltigkeit weiterentwickeln. … Ich möchte in einem Bayern leben, das sich um die nachfolgenden Generationen und unsere Umwelt sorgt."
Wie man pragmatisch Anspruch und reale Praxis (zumindest für die Allgemeinheit) verbinden kann, dokumentiert für Frau Schulze insbesondere der gewonnene Bürgerentscheid gegen die 3. Startbahn am Münchner Flughafen, dessen Kampagne sie geleitet hat. "Anstatt nur zu kritisieren, haben wir angepackt. Und das Ergebnis gibt uns recht:
Immer höher, schneller, weiter geht auf Dauer nicht und wollen die Menschen auch nicht mehr.
Katharina Schulze
Das mit "den Menschen" ist schon fraglich, aber beim Menschen Schulze klafft schon eine deutliche Lücke zwischen Reden und Tun. Ein Hin- und Rückflug nach Los Angeles per Charter und Economy verursacht nach Atmosfair pro Person 4.611 kg CO2. Sollte sie in Begleitung geflogen sein, summiert sich die Umweltsünde schon auf 9.222 kg CO2. Frau Schulze ist daher zu raten, ihre im
Fragebogen ausgebreiteten Wunschziele ihrer nächsten Urlaubsreisen nochmal zu überdenken: "Als nächstes großes Reiseziel habe ich vor, mit der Bahn durch Kanada zu fahren." Denn das macht nur für den Hin- und Rückflug pro Person nach Kanada/Montreal 2.580 kg CO2 bzw. Vancouver 3.855 kg CO2 und damit ein klares Überschreiten des ökologisch verträglichen Jahreslimits.
Es ist zu erwarten, dass - nicht nur die grünen - Politiker künftig nicht mehr in aller Offenheit auf ihren Internet-Seiten ihre Reiseunternehmungen präsentieren werden. Schweigen ist jetzt Gold.“
aus
https://www.heise.de/tp/features/Fl...uer-das-Fliegen-mit-dem-Flugzeug-4354163.html