Wie viele Korrekturphasen und wie teuer?

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Leslie

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Moin zusammen,

ein Bekannter arbeitet in einer Drei-Mann-Agentur für Konzeption, Text und Layout und macht für einen kommunalen Betrieb eine Image-Broschüre zum Pauschalpreis. Der Geschäftsführer dieses kommunalen Betriebs scheint ein schwieriger Partner zu sein; die fünfseitige Broschüre geht jetzt in die elfte Korrekturphase, wobei Entwurf Nummer zwölf im Prinzip wieder wie Nummer sechs aussehen wird.

In meinem Job arbeite ich auf der Auftraggeberseite an ganz ähnlichen Projekten und wundere mich jetzt ein wenig: Erstens, weil wir noch nie so viele Korrekturphasen hatten, und zweitens, weil bei uns der Preis für ein solches Prozedere normalerweise im Voraus festgelegt wird. Für einen Pauschalpreis bekommen wir normalerweise zwei oder drei Korrekturphasen, alles weitere wird normalerweise zum Stundensatz oder pro Entwurf abgerechnet.

Meine Frage wäre jetzt, ob mein Bekannter seinen Auftraggeber langsam mal in die Schranken verweisen könnte (der müsste ja auch einsehen, dass da irgendwann mal Schluss, sofern nicht zusätzlich bezahlt wird), oder ob die Agentur jetzt Pech gehabt hat und je nach Belieben des Auftragggebers Endlosschleifen drehen muss, nur weil sie versäumt hat, das im Voraus zu regeln.

Wie handhabt Ihr das, und welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
 
Ich lege vorher im KVA fest, wieviele Korrekturgänge mit im Preis inbegriffen sind. Das ist dann ein bisschen in beide Richtungen dehnbar, mehr aber auch nicht. Meistens gibt es ein bis zwei Korrekturgänge. Unter dem KVA steht folgender Satz: "Sollten zusätzliche Änderungen anfallen, werden diese gesondert in Rechnung gestellt.".

Bis jetzt hat das gut funktioniert, bin noch nicht so lange dabei, aber mit meinen Kalkulationen lag ich bis jetzt meistens ganz gut - für beide Parteien.

Zu Deinem Bekannten: Meiner Meinung nach eine ziemlich unprofessionelle Geschichte, von Kundenseite und Dienstleisterseite aus betrachtet. Zeit für 12 Korrekturenphasen zu haben, ist ganz schön krass. Und... mir wäre kein Kunde dieses Affentheater wert, ich würde mich zügig trennen, da etwas grundsätzlich nicht zu stimmen scheint.

Just my 2 cents,

Frank
 
also, ein wenig komisch klingt das ganze schon aber keineswegs ungewöhnlich ... kam bei mir auch schon öfter mal vor, dass der kunde sich so gar nicht entscheiden konnte und man mit dem projekt nicht vorwärts kam. meist entsteht sowas, wenn man dem kunden zu viele möglichkeiten (entwürfe) anbietet ... klingt doof, aber dann sind sie oft verwirrt und total verunsichert. deswegen ist mein motto, maxiamal 3 entwürfe in (fast) reinform ... und alles weitere baut auf einem dieser auf.
bei korrekturen handhabe ich das ähnlich. bei größeren projekten (mehrseitige broschüren, kataloge o.ä.) sind im angebotenen preis eine layoutkorrektur und 2 autorenkorrekturen des inhalts (texte neu oder so) enthalten. mit dem hinweis auf dem angebot, das jede weitere korrektur zum satzstundenpreis zusätzlich berechnet wird. bei kleinen projekten (flyer etc.) biete ich eine layoutkorrektur und eine autorenkorrektur an, zusätzliches wie gehabt per satzstunde.
der hinweis mit der zusätzlichen brechnung, lässt kunden (meiner erfahrung nach) genauer überlegen und gezielter korrigieren, da sie ja nicht unbedingt mehr zahlen wollen als nötig.
ja, so sehe ich das.
 
Ich kenne das so, daß 3 Korrekturschleifen im Preis inbegriffen sind - alles
Weitere kostet extra. Wobei zu beachten ist, das eine "Korrektur" etwas
Anderes ist, als eine "Änderung" - Zweiteres kostet IMMER zusätzlich!

BTW.: kostenpflichtige Schleifen sind auch immer ein gutes Mittel um zu
zerstreute und unentschlossenen ... Kunden am Zügel zu halten - wenn´s
was zusätzlch kostet, kann man sich schnell entscheiden und braucht oft
auch zusätzlich angedachte Dinge plötzlcih so gar nicht mehr. ;)
 
Mir scheinen dies keine Korrekturen zu sein, sondern
schlichtweg Änderungen kundenseitig. Zudem Leslie
ja auch von „Layouts” spricht.

Diese extreme Layout-Situation kenne ich nur aus
dem Packaging-Bereich und dort sind die Konditionen
im Voraus eindeutig fixiert.

Zumindest jetzt würde ich den Kunden einen Riegel
vorschieben. Entweder eine der gelieferten Varianten
wird genommen oder jegliche weitere Änderung
schlägt sich in einer Zusatzrechnung nieder. Zudem
ja auch noch die Artfinish-Leistung im „Angebot”
der Agentur beinhaltet ist.

Dass es diese „Agentur” überhaupt so weit kommen
lässt, zeugt nicht gerade von Professionalität.

Für gut 100 Euro bekommt man ein ausgefeiltes
Vertragswerk für nahezu alle Belange im Werbe-
bereich (Designers' Contract). Damit wären sie gut
abgesichert gewesen. Weshalb scheuen sich New-
Comer-Agenturen stets davor, ihren Kunden Ver-
träge vorzulegen? Die Zeiten, in denen ein Job mit
Handschlag besiegelt wurde und damit basta,
diese sind lange vorbei.

Ich hege die Befürchtung, dass viele Hemmungen/
Angst haben, ihren potentiellen Kunden einen Ver-
trag vorzulegen. Weshalb eigentlich? Will ein Kunde
keinen Vertrag unterzeichnen, dann gehe ich davon
aus, dass an der Sache prinzipiell etwas faul ist.

Bei mir ist deutlich im Vertrag geregelt, eine Layout-
Version, jede Alternative ist kostenpflichtig, im
Schnitt 1/3 der Layoutkosten. Zwei Änderungen
(nicht Alternativen) des Layouts sind im Preis ein-
kalkuliert, jede weitere Änderung wird nach Aufwand
abgerechnet.


Gruss Jürgen
 
Wenn die Korrektur- oder Änderungsphasen keine Ende nehmen wollen, haben die meisten Kunden eigentlich kein Geld mehr um überhaupt etwas zu bezahlen. Zumindest eine finanzielle Durststrecke.
 
Tollschock schrieb:
Wenn die Korrektur- oder Änderungsphasen keine Ende nehmen wollen, haben die meisten Kunden eigentlich kein Geld mehr um überhaupt etwas zu bezahlen. Zumindest eine finanzielle Durststrecke.


An diese Variante habe ich gar nicht gedacht! :D

Zu mal der Auftraggeber auch noch ein kommunaler
Betrieb ist, ergo, eh kein Geld, noch dazu langes Warten
auf die Rechnungsbegleichung.

Gruss Jürgen
 
@leslie: der kv würde mich mal interessieren... man sollte die korrekturstufen, die im preis inbegriffen sind schon beziffern, um genau dies zu vermeiden. nun sind die korrekturstufen schon zum selbstläufer geworden und es ist höchste zeit, mit dem kunden mal über das momentane vorgehen zu sprechen. denn da scheinen beiderseits auch kommunikationsschwierigkeiten vorzuliegen... aus meiner sicht ist das sowohl für kunden- als auch agentur-seite völlig unbefriedigend.

ich will auch nicht 12 mal zum friseur, bis alles sitzt, wäre mir sogar egal, ob das im preis drin ist oder nicht, es wäre mir schlicht zu DOOF.

grüße von mia.
 
Ja Jürgen - genauso sehe ich das auch - allerdings scheuen sich
wirklch viel Agenturen vor ordentlichen Verträgen - ja ich gehe
sogar soweit, daß ich meine, sie schauen sich davor den Kunden
ordentlich/kompetent zu führen ... Sie lassen sich lieber vom Kunden
führen, bzw. sogar gängeln. Das alles aus flasch verstandener Kunden-
freundlichkeit ... Dies hat leider zur Folge, daß sich der Kunde nicht
in professionellen Händen fühlt und so selber das Ruder in die Hand
nimmt und eben die Agentur führt, die damit zum Handlanger degra-
diert wird und nur noch funktionieren muß/kann ...

Fazit: führe kompetent den Kunden - zeige ihm seine Grenzen und
es ist ein schönes Arbeiten mit dem Kunden ...

BTW.: Agenturen verziehen ihre Kunde allesamt selber!
 
Hallo Kemor,

es ist ja nicht das erste Mal, dass dieses „Problem”
hier im Forum behandelt wird. Empfiehlst du diesen
„Agentur-Eignern” aber, sich Vertragswerke zu zu-
legen, heisst es allgemein „…so teuer!”

Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, in denen
sowohl ich als auch Kollegen mit solchen Verträgen
Rechtsanwälte reich gemacht haben. In über 25 Jahren
Selbstständigkeit hatte ich lediglich zwei Fälle, in denen
es trotz Vertrag zu Rechtsstreitigkeiten kam. Beide
gingen zu meinen Gunsten aus.

Ich denke, das grundlegende Übel bei vielen „Werbern”
ist eine äusserst mangelnde Selbstdisziplin, nach dem
Motto „…ich bin Kreativer, was brauche ich Verträge!”,
einhergehend mit mangelndem kaufmännischem Ver-
ständnis und auch zu geringer Kapitaldecke, um sich
eben Verträge „leisten” zu können, und sei es nur ein
Standardwerk für eben mal 100 Euro.

Wie wollen gewisse Kreative ihre Klientel kompetent
führen, wenn es ihnen selbst an Kompetenz und
Selbstbewusstsein mangelt?

Oder ist es die Angst, den Job nicht zu bekommen,
wenn ich einen Vertrag vorlege?

Wie kann sich eine „Ågentur” mit Konzept, Layout,
Text-Ambitionen schmücken, wenn sie selbst kein
Konzept hat.

Mein Kunde will mich als Fachmann, dem zu Folge
muss ich ihn seine Grenzen aufzeigen. So „erziehe”
ich einen zufriedenen, langjährigen Kunden.

Zum Wohle aller Beteiligten.

Gruss Jürgen
 
Ja eben, nur leider sehen Agentur-Eigner das wohl anders!?
Schön aber zu sehen, daß ich mit meinen Beobachtungen und
Schlußfolgerungen nicht so nebend er Spur liege ... :)

Wie wollen gewisse Kreative ihre Klientel kompetent führen,
wenn es ihnen selbst an Kompetenz und Selbstbewusstsein mangelt?
Ja, das ist wohl eines der grundlegensten Problem in der Branche!?
Zudem reicht eben ein bischen "Hip" hier und ein bischen "In" da nicht
aus, um heute einen Kunden kompetent mit allen Folgen zu führen ...

BTW.: dies von Dir Jürgen angesprochenen Verträge interessieren
mich.Kann man die als "Standart-Vordruck" kaufen und dann quasi
als "wasserdicht" in abgeänderter/angepaßter Form an den Kunden
zur unterzeichnung geben? Oder wie läuft das?

Gruß
 
Hi Kemor,

die Verträge bekommst Du bei

http://www.pyramideverlag.de/shop/index.html?conditions.htm

für 78 Euro bekommst Du eine CD mit diversen Verträgen
als PDF, RTF und Word-Dateien. Dazu ein ausgefeiltes und
erklärendes Handbuch. Sämtliche Verträge kannst Du nach
Deinem Gusto ändern.

Ich benutze es seit 2001 erfolgreich. Eben ist es in neuer
Auflage erschienen.

Gruss Jürgen
 
Na, aber 78,- Euro sollten doch einer Agentur nicht weh tun, oder?
Hab mir den Link gleich mal gespeichert - werde ich mir bestellen.

Danke Dir. :)
 
Da aus der Website nicht hervorgeht,
welche Verträge Inhalt sind, hier eine
Auflistung:

Ageenturvetrag, AGF, AGG, AGP, Anzeigenauftrag,
Arbeitsvertrag, Auftragszettel, Ausstellungsvertrag,
Berechtigungsabfrage, BGB-Gesellschaft, Freie Mitarbeit,
Grafik-kaufvertrag, Ideenschutz, Illustrationsvertrag,
Lizenz Grafik, Lizenz ProduktDesign, Markenanmeldung,
Musteranmeldung, Partnerschaft, Praktikant, Repräsentanz,
Vertrag Multimedia, Vertrag Zeitschriften, Vollmacht,
Werkvertrag CD, Werkvertrag PD

Wahrscheinlich hat der Verlag das Vertragsangebot noch
erweitert.

Gruss Jürgen
 
kemor schrieb:
Na, aber 78,- Euro sollten doch einer Agentur nicht weh tun, oder?
Hab mir den Link gleich mal gespeichert - werde ich mir bestellen.

Danke Dir. :)


Is ja mein Reden/Schreiben! :mad:

Gruss Jürgen
 
JürgenggB schrieb:
(..)Wie kann sich eine „Ågentur” mit Konzept, Layout,
Text-Ambitionen schmücken, wenn sie selbst kein Konzept hat.(..)
du hast ja recht, nicht aber äpfel mit birnen mischen ;) vertragskonzepte sind nicht agentursache, sondern eine der anwälte.

dass nicht jede agentur sie schon parat hat, zeigt nicht, dass sie konzeptlos ist ;) wohl aber noch nicht ordentlich geschäftlich da, zugegeben.
rob
 
Hallo Rob,

ich wollte auch nicht „Äpfel mit Birnen verwechseln”!
Vielmehr dieses, wenn ich als Auftragnehmer und
dann noch als „Konzeptions-Agentur” für mich kon-
zeptionslos auf einen Kunden losgehe, dazu gehören
auch fehlende Verträge, dann sollte ich erst einmal für
mich ein Konzept erstellen.

Wo ist den verdammt nochmal das Problem, im Akten-
koffer Verträge parat zu halten?

Macht doch einen schlechten Eindruck bei einem
seriösen Kunden, verkaufe ihm ein Konzept und habe
anschliessend Probleme wegen eines nicht vorhan-
denen Vertrages.

Das nenne ich Konzeptionslosigkeit mit nachfolgender
Imageschädigung seitens der Agentur.


Sehr wohl sind die Verträge Agentursache. Die
Anwälte sind im besten Falle nur unterstützende
Gehilfen. Kein Anwalt haftet für den von mir gegen-
gezeichneten Vertrag.

Mit freundlichen Grüssen

Jürgen
 
JürgenggB schrieb:
Hallo Rob,

ich wollte auch nicht „Äpfel mit Birnen verwechseln”!
Vielmehr dieses, wenn ich als Auftragnehmer und
dann noch als „Konzeptions-Agentur” für mich kon-
zeptionslos auf einen Kunden losgehe, dazu gehören
auch fehlende Verträge, dann sollte ich erst einmal für
mich ein Konzept erstellen.

Wo ist den verdammt nochmal das Problem, im Akten-
koffer Verträge parat zu halten?

Macht doch einen schlechten Eindruck bei einem
seriösen Kunden, verkaufe ihm ein Konzept und habe
anschliessend Probleme wegen eines nicht vorhan-
denen Vertrages.

Das nenne ich Konzeptionslosigkeit mit nachfolgender
Imageschädigung seitens der Agentur.
ich hab ja gesagt, du hast völlig recht. aber:
Sehr wohl sind die Verträge Agentursache. Die
Anwälte sind im besten Falle nur unterstützende
Gehilfen. Kein Anwalt haftet für den von mir gegen-
gezeichneten Vertrag.
(..)
...das vertragskonzept kommt von den anwälten (ok, hab mich vorhin falsch ausgderückt).
sonst würden die von dir genannten cds mit musterverträgen auch von einer agentur kommen (können) und nicht nur von verlagsjuristen.
rob
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Rob,

ich habe Dich sehr wohl verstanden, einige Deiner kompetenten
Beiträge sind mir noch gut in Erinnerung. Mir ging es vielmehr
in diesem Beitrag darum, eventuelle Missverständnisse meines
ersten Beitrages für nicht solch fachkundige Leserschaft auszu-
räumen.

Mit besten Grüssen

Jürgen
 
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