Das Bofinger-Interview in der WiWo ist ziemlich peinlich - man kann eigentlich nur froh sein, dass er nicht mehr den Wirtschaftsweisen angehört. Aktuell sind's ja nur drei, wenn ich das richtig sehe. Von denen konnte ich so gut wie gar keine Positionierung gegenüber Bitcoin & Co finden. Schade eigentlich.
So, jetzt komme ich mal auf eine Frage zurück von Dir, liebe
@Lucinda, die Du vor ein paar Wochen gestellt hast:
@einseinsnull @thorstenhirsch @tocotronaut @appletom
Ich fand eure kritischen und hochwertigen Inputs hier im Forum bisher sehr interessant.
Was denkt ihr zu dieser Diskussion ab Minute 34:00 über Geldentwertung, Inflation, Immobilien...? Seht ihr auch solche Gefahren?
Es ist sogar noch schlimmer - neben der exorbitanten Geldausweitung, der Inflation und der Wende auf dem Immobilienmarkt haben wir sogar Krieg "vor der Haustür" und die Lage in China/Taiwan wird auch immer bedrohlicher. Man kann sich vortrefflich darüber streiten, in wieweit die Geldausweitung Ursache für die Inflation ist, aber ist das wirklich so entscheidend? Welche Probleme kann ein anderes Geldsystem überhaupt lösen und wo ist es machtlos?
Roman argumentiert (ganz grob), dass Nixon den Vietnamkrieg nicht hätte weiterführen können, wenn er 1971 nicht die Goldkopplung des Dollars aufgehoben hätte. Okay, ein Krieg weniger bzw. zumindest kürzer. Aber wie sieht das aktuell aus? Würde Russland keinen Krieg mehr führen können oder China nicht in Taiwan einmarschieren können? So lange Russland sein Gas weiter verkaufen kann, kommt Geld rein um weiter Krieg zu führen. Dieser Krieg wird (noch) nicht durch Schulden finanziert - vielleicht sieht das in 7 Jahren anders aus, so lange hatte es zumindest bei den USA gedauert (Kriegseintritt war 1964), aber an einen so langen Krieg wollen wir mal lieber nicht denken.
Wenn Staaten ihr Währungsmonopol verlieren oder abgeben (z.B. zugunsten von Bitcoin) wird den Regierungen ein wichtiges Instrument der Fiskalpolitik genommen. Das ist schlecht, denn was auf der einen Seite Schulden sind, sind auf der anderen Seite Investitionen in die Wirtschaft und dienen der (politischen) Stabilität. Wir haben in Europa gesehen wie schwierig es ist, die wirtschaftlich sehr unterschiedlich aufgestellten Länder mit einer gemeinsame Währung zu regieren, aber immerhin konnte man - wenn man sich auf europäischer Ebene geeinigt hat - noch Maßnahmen ergreifen. Wie soll das mit Bitcoin funktionieren, bei dem Regierungen überhaupt keine Steuerungsmöglichkeiten haben?
Während Roman sagt, dass das aktuelle System zu unkontrollierbarer Verschuldung führt, was die Wurzel allen Übels ist - das kann mit Bitcoin nur besser werden, bin ich der Meinung, dass eine eigene Staatswährung essenziell ist um eine stabile Wirtschaftspolitik führen zu können. Hört sich zunächst an als hätte ich etwas gegen den Euro, aber nein, ich bin überzeugter Europäer und trotz der Probleme, die eine gemeinsame Währung mit sich bringt, bin ich davon überzeugt, dass sich die Mühe lohnt. Möglicherweise muss Europa dafür eine Republik werden.