auch wenn man in diesen (oster-)tagen kaum zur ruhe kommt, denn entgegen mancher meinung sind die kirchen voll, die predigt will gehört werden. und das nicht nur aus tradition.
Aber ich hoffe, dass Du es nicht übel nimmst, wenn wir die Frage humorvoll beantworten. Dieses Board nennt sich "MacUser Bar", und hier gibt es nicht nur Jugendliche.
Ich bin nicht in der Kiche, mich interessiert aber die Religiosität der Menschen in unserer bisherigen Menschheitsgeschichte sehr. Genau genommen halte ich Religion sogar für die Auswirkung einer grundlegenden Eigenschaft des Menschen.
Allerdings haben die Kirchen aus meiner Sicht damit zu kämpfen, dass diese Eigenschaft nicht wirklich "Religiosität" ist, sondern Abstraktionsvermögen, und das hat uns schon in der Frühzeit Probleme bereitet, als wir uns erst zu Menschen entwickelten. Unser Abstraktionsvermögen steht oft im Gegensatz zu unserem (überlieferten) Wissen, und wir Menschen wollten schon immer Erklärungen für das alltägliche Unerklärliche (wie z.B. Krankheit und Tod) haben.
Wer solche Erklärungen liefern konnte, konnte Menschen beruhigen und sie lenken. Inzwischen sind wir aber schon ein ganzes Stück weiter gekommen, und haben zum einen die Wissenschaft, die bessere Erklärungen liefern kann, und sind teilweise auch so weit, dass wir einsehen, dass es immer Unerklärliches geben wird, ohne dass deswegen das Weltbild oder eine Kultur zusammenbrechen muss. Ich persönlich bin vor einigen Jahren zu der Einsicht gekommen, dass es immer die Frage geben wird, warum es etwas gibt, und nicht nichts. Darauf kann man mit einem Schöpfer antworten, muss es aber nicht. Ich finde diese Antwort nett, aber belanglos, denn auch wenn es keinen Schöpfer gibt, existiert die Welt trotzdem. Das glaube ich jedenfalls.
Ich finde es sehr begrüßenswert, wenn das moderne wissenschaftliche Weltbild in Einklang mit Religiosität gebracht wird. Ich bin überzeugt davon, dass es geht, aber dafür muss man sich von Dogmen lösen. Denn der Mensch wird sich immer ändern, und es nützt deshalb nichts, wenn man jahrhundertelang bei veralteten Verhaltensregeln für unsere menschlichen Kulturen bleibt.
So, und zum Thema habe ich auch etwas zu sagen:
Unser Kalender ist eine Meisterleistung, und die Reform von Papst Gregor 1582 hat den Julianischen Kalender so genau gemacht, dass er erst weitere 1500 Jahre später um einen Tag nachgegangen wäre. Das korrigieren wir aber inzwischen jährlich mit Schaltsekunden.
Aber, unser Kalender ist nicht aus der christlichen Religion heraus entstanden, sondern wurde von den Römern "erfunden". Bis zu Papst Gregor wurde die letzte große Kalenderreform von Julius Cäsar durchgeführt. Es gab und gibt so viele verschiedene Kalender, und die meisten ursprünglichen Kalender richten sich eher nach dem Mond als nach der Sonne, oder kombinieren beide.
Es ist eine weitere Meisterleistung der christlichen Kirche, unseren reinen Sonnenkalender von Anfang bis Ende mit kirchlichen Terminen zu besetzen. Das ist nicht nur Ostern oder Weihnachten, das ganze Jahr ist voll von kirchlichen Terminen. Das ist langsam gewachsen, und noch im ersten Jahrtausend fand das Osterfest teils zu ganz anderen Terminen statt.
Der Termin für das Osterfest nach der heutigen Regelung wurde absichtlich so gelegt, damit Ostern auf keinen Fall mit dem jüdischen Passah-Fest zusammen gefeiert wurde, und hierbei wurde der Mondumlauf für die Berechnungen verwendet, ebenso wie der Umlauf der Erde um die Sonne. Denn die ersten Christen waren Juden, und mit dem Osterfest, dass letztlich aus dem Passah-Fest entstand, aber eine ganz andere Bedeutung erhielt, wollte man sich vom früheren Glauben abgrenzen.
Der Termin für Karfreitag hat also nichts mit dem tatsächlichen Todestag von Jesus zu tun, aber das muss ja auch nicht sein. Wichtig ist das Gedenken, und die Erinnerung daran, dass mit seinem Tod die Erbsünde stellvertretend für alle Menschen von uns genommen wurde. Das ist natürlich ein rein christliches Konzept, das andere Religionen nicht teilen.
Interessantes Thema.