Bei so einer Frage, da könnte ich schon. Es gibt doch sicherlich an Deinem Gymnasium Informationsveranstaltungen, auf denen die entsprechenden Fachlehrer für ihr jeweiliges Fach sprechen.
Folgende Mißverständnisse zum Fach Latein gibt es leider immer noch:
1. Latein sei eine "tote" Sprache
2. Der Lateinunterricht sei trocken und langweilig
3. Latein nimmt modernen Fremdsprachen den Platz weg
4. Latein bewirke schlechtes Deutsch (so ein Vorurteil hab ich mir mal anhören dürfen)
Das Fach Latein an sich ist multivalent. Soll heißen: Latein ist die europäische Sprache überhaupt. Sie zwingt den Lernenden, weil sie eine flektierende Sprache ist, sich konzentriert und gründlich mit ihr auseinanderzusetzen: man lernt problemlösendes Denken, also analytisches, kombinatorisches, logisches und kreatives Denken. Weiter lernt man eine gewisse Lern- und Arbeitshaltung: man lernt, sich selbst zu quälen. Später hilft es einem ungemein.
Was man gratis noch dabei hat, wenn man Latein lernt: man erhält Einblicke in die griechische und römische Kultur, Geschichte, Philosophie usw. (später ein bissel mehr dazu)
Nur auf die Sprache bezogen, vermittelt Dir der Lateinunterricht Sprachkompetenz. Du lernst, Deine Muttersprache besser zu beherrschen (hör nur hin, wieviele "wegen dem Auto" anstatt "wegen des Autos" sagen). Wenn Du noch vorhast, Französisch oder Spanisch zu lernen, hilft Dir Latein immens, diese Fremdsprachen zu erlernen: ergo das Pauken geht schneller von der Hand, da das grammatische System und die Vokabeln sehr verwandt sind. Auch wenn das Englische so gesehen nichts mit dem Lateinischen zu tun hat, so basiert doch der englische Wortschatz stark auf lateinischen Entlehnungen (z.B. das schöne Wort "Winterschlaf").
In der Wissenschaft wird oft mit lateinischen (teils griechischen) Fachtermini herumgeworfen, die meisten wissen kaum, was das bedeutet. Für ein späteres Studium wird Dir das Latinum, wie andere bereits erwähnten, einen Vorteil verschaffen, weil Du A)die Wortbedeutungen schneller erfassen kannst, und B)das Latinum nicht in einem Crashkurs in Unikursen nachackern mußt. Der Preis für die schulische Wahlfreiheit ist dann sehr hoch, wenn man neben dem regulären Studium in solch einem Sprachkurs unter harten Bedingungen das pauken mußt, was Du an der Schule wesentlich bequemer und effektiver hättest lernen können. Denn ein längeres Studium oder ein Crashkurs kosten Nerven, die kosten Zeit, Zeit ist Geld - und Geld haben wir nicht. Ergo: Du sparst Zeit.
Nebst Sprachkompetenz vermittelt der Lateinunterricht auch Kulturkompetenz. Einblicke in ausgewählte Werke lateinischer Literatur; ferner verschaffst Du Dir eine Art Bewußtsein für und Verständnis der gemeinsamen kulturellen Wurzeln Europas. Dadurch läßt sich das in Grundzügen von der griechisch-römischen Antike geprägte Europa besser verstehen.
Scherzhaft gesehen: bislang hat man immer nur gehört, daß sie spinnen. Im Lateinunterricht wird mal die andere Sichtweise eingenommen, die Sichtweise eines Römers, um seine Welt, deren Kultur mit ihren Mythen und Sagen noch heute eine große Faszination ausübt, kennenzulernen und zu erfahren, ob die wirklich gesponnen haben, die Römer. Daß das nicht so war zeigt sich alleine schon daran, daß Latein schon gerade durch seine Logik, Prägnanz, Präzision und Klarheit eine schöne Sprache ist.