Was bleibt Netto wirklich über?

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Manni Brecht

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Sehr geehrte Damen und Herren,

ich stehe vor der Entscheidung als Freiberufler anzufangen oder Angestellter zu bleiben. Abgesehen von den persönlichen Punkten (eigene Entscheidnugen, Risiko, Privatleben, Vorlieben), eine Frage rein zum Gehaltsvergleich. Auf das Risiko und solche Dinge, bitte bei dem Thema nun nicht eingehen.

Frage 1:
Nehmen wir mal an, jemand ist Freiberufler und ...
- hat fast das ganze Jahr Projekte, in denen er als IT Consultant tätig ist,
- hat einen Stundensatz von ca. 70 Euro,
- versichert sich "durchschnittlich" gut,
- und dazu kommt noch, dass natürlich Fahrtkosten, Hotelkosten, Schulungen, Unkosten, evtl. sonstige Bedarfe selbst getragen werden müssen.

Mich interessiert nun, wieviel davon am Ende des Jahres in der eigenen Tasche ca. übrig bleibt, so als Richtwert. Mir würde auch eine einfache Aussage "Freiberufler Butto ca. X und wirklich Netto in der Tasche im Jahr ca. Y" reichen.

Frage 2:
Ich habe mal als Richtwert gehört, man muss als Freiberufler das doppelte eines Angestelltengehalts verdienen, damit man am Ende das gleich Netto in der Tasche hat wie ein Angestellter. (Eben wegen hohe Abgaben, keine Spesen, Hotel, Fahrt, Bedarfe, Versicherung) Ich finde die Abzüge etwas viel und kann mir nicht vorstellen, dass man wirklich Brutto doppelt so viel einnehmen muss wie ein Angestellter. Als Freiberufler hat man doch sicher viele Möglichkeiten, bei der zB. Steuererklärung einiges wieder zu bekommen. Was haltet Ihr von der Aussage?

Und wie würdet Ihr ganz grob den Brutto-Verdienst eines Freiberuflers mit dem eines Angestellten vergleichen?

Ich freue mich sehr auf Eure Antworten.
Grüße, Manni Brecht
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu Frage 3:
Sprich mal mit einem fachkundigen Steuerberater.
Einem, der viele Freiberufler betreut.

Als Freiberufler hat man doch sicher viele Möglichkeiten,
bei der Steuererklärung einiges wieder zu bekommen.

Klingt einfach zu unbedarft, deshalb – siehe oben.

Viel Glück!
 
Was heisst in dem Zusammenhang "lohnen"?


Cheers,

2nd
 
Du trägst die Kosten für Altersvorsorge und Krankenkasse allein, Deine Urlaubszeit ist unbezahlt. Deine Krankheitszeit ist unbezahlt. Wenn Du kein eigenes Büro hast, gibt es auch kaum einen kontinuierlich absetzbaren Kostenrahmen.
 
Danke euch für die Hinweise. Ich habe das Eröffnungsposting nochmal überarbeitet. Die Stelle mit dem "lohnen" ist erklärt. Ausserdem sind es nur noch 2 Fragen.

@hjg: Danke für den allgemeinen Tipp, ich hoffe nur weiterhin wird nur auf die Fragen an sich eingegangen und nicht wen ich noch Fragen kann. Ich frage nun eben zunächst erstmal Euch.

Du trägst die Kosten für Altersvorsorge und Krankenkasse allein, Deine Urlaubszeit ist unbezahlt. Deine Krankheitszeit ist unbezahlt. ...
Danke, das wusste ich zwar schon, aber nochmal Danke für den Hinweis. Wie gesagt, evtl kann mir nun jemand etwas bespielhaftere und konkretere Aussagen zu den Fragen geben.
 
hallo manni.

diese fragen sind für jeden einzelnen genauso zu beantworten wie die frage „wie schnell fährt eigentlich ein fahrrad?“

du kannst rechnen und planen, im endeffekt wirst du es nach erleben aller unwägbarkeiten als freiberuflich selbstständiger erst nach drei jahren einigermaßen genau wissen.
nur meine eigene erfahrung. aber immer noch im rennen :)

gruß, al
 
diese fragen sind für jeden einzelnen genauso zu beantworten wie die frage „wie schnell fährt eigentlich ein fahrrad?“
Nur das ich diese Frage beantworten könnte, aber anscheinend meine niemand. Man kann schreiben wie schnell ein Durchschnittlich sportlicher Fahrer mit einem Mountain Bike ca. fährt, wie schnell im Rennsport gefahren wird. Und vor allem(!) man kann seine eigenen Erfahrungen schreiben(!), wie schnell man so im Durchschnitt mit seinem bestimmten Fahrrad fährt(!) und wie sportlich man ist. Hat man Erfahrung mit Mountain Bike und Rennrad, kann man sagen wie da so im Schnitt die Geschwindigkeitsunterschiede werten würde. Mann kann auch auch mal Rückfragen, was für ein Fahrrad der jenige sich holen möchte (Rennrad oder MTB), oder nachfragen wie sportlich er ist, falls man meint zur Beantwortung der Frage noch Informationen zu benötigen. Oder ob er mehr bergisch oder mehr Strasse fahren mag. Man kann von ein paar Erfahrungswerten erzählen und anbei nachfragen wie es diesbezüglich bei dem Fragesteller aussieht.

Oder man kann Antworten "kann man nicht sagen, jeder fährt anders, kauf dir eins und dreh ne Runde". Aber diese Antwort bringt niemanden etwas, dann kann man besser "nichts" schreiben.

Ich hoffe dass das drum-herum-Gerede nun aufhört. Wer aus seiner Sicht mal etwas sagen möchte, wie es bei ihm ist, der schreibt eben etwas. Ansonsten einfach "nichts" schreiben" Danke!

Dazu kann man ja noch auf Eventualitäten eingehen, die man selbst nicht hat. zb. "wenn man dies und jenes wie in deinem Fall noch berücksichtigt, dann sieht es wohl ...". Eben einfach mal Beispiele beschreiben wie man sie selbst erlebt hat.

Und wer es nicht beantworten kann, braucht auch nicht schreiben dass man es nicht kann, sondern kann einfach nichts schreiben. Denn es ist das gleich.

Danke und weiter geht es ...
 
du legst ja 'nen guten ton vor beim ersten posting, manni.
wenn du die suchfunktion bemüht hättest würdest du sehen, dass deine frage nicht neu ist.

ok, ab dafür, ich wiederhole mich gerne, wo es nötig scheint. ;-)
ich als freiberuflicher grafiker (büro im eigenen haus) kann konstant damit rechnen, zwischen einem drittel und der hälfte meiner bruttoeinnahmen nach abzug aller steuern, versicherungen, pipapo nicht in die eigene tasche stecken zu können.

gruß, al
 
Also ich hab in der Stunde rund 45,-€ mit einer Auslastung von mind. 160 Std/Monat.
Es bleiben mir netto rund 3700,- im Monat. Allerdings habe ich eine Ltd. und arbeite überwiegend im 20km Umkreis von zu Hause. Nebenbei hab ich seit Beginn an, jedes Jahr noch 12000,-€ investiert.
Wenn ich auswärts arbeite, dann kostet das 54,- € die Stunde, aber nur bei einer Auslastung von mindestens 200 Std/Monat (kommt in den Vertrag) oder gleich mit Tagessatz (560,-€/Tag).
Unterm Strich bleibt dann das Gleiche netto.
der Stundensatz von 70,- hört sich gut an, aber welche Auslastung hast du damit?
Wieviel Rücklagen kannst du bilden?
Wie lange kannst du dir erlauben, krank zu sein?
Welche Kunden warten, bis du wieder gesund bist?
Bist du bereit, Samstags zu arbeiten und Sonntags zu buchen?
Hast du Ahnung vom Steuerrecht?
Oder musst du Buchhaltung und Steuervormeldungen ausser Haus geben und separat bezahlen? (keine Ahnung, was sowas kostet, mach alles selbst...)
 
Da man bis Mitte - Ende Juli für Papa Staat arbeitet (pi mal Daumen) kannst Du damit rechnen, dass Du mehr als die Hälfte an "Nebenkosten" abgeben müssen wirst.

Bei der Firma meiner Frau blieb etwa ein Drittel "über", der Rest ging an Steuern, Versicherungen, usw.

B.
 
Du trägst die Kosten für (...) Krankenkasse allein

Kannst die Ausgaben dafür aber steuerlich absetzen bzw. geltend machen, so daß dich die PKV im Endeffekt kaum etwas kostet. In meinem Fall bleiben von monatlich ca. 260 Euro nur etwa 60 Euro im Monat bei mir hängen. Natürlich muß man dabei erstmal in Vorleistung treten.
 
Kannst die Ausgaben dafür aber steuerlich absetzen bzw. geltend machen, so daß dich die PKV im Endeffekt kaum etwas kostet. In meinem Fall bleiben von monatlich ca. 260 Euro nur etwa 60 Euro im Monat bei mir hängen. Natürlich muß man dabei erstmal in Vorleistung treten.

Dazu hat der BGH ein interessantes Urteil gefällt:
Die Krankenkassenbeiträge dürfen nicht versteuert werden (ist rechtwidrig). Überhaupt nicht. Allerdings erst ab 2011, da sonst die Staatsfinanzen gefährdet wären. der Kläger zieht nun vor den EuGH (wenn lt. BGH etwas rechtswidrig ist, dan ab sofort und nicht erst ab 2011) und ich habe Widerspruch zu meinem Steuerbescheid eingelegt, da in ein paar Jahren, wenn das dann entschieden ist.
 
ich als freiberuflicher grafiker (büro im eigenen haus) kann konstant damit rechnen, zwischen einem drittel und der hälfte meiner bruttoeinnahmen nach abzug aller steuern, versicherungen, pipapo nicht in die eigene tasche stecken zu können.

gruß, al

is doch ne schöne, einfache und richtige Aussage!

:cool:
 
Moin,

@ Blomquist: Du schreibst, dass durch die Möglichkeit, die KK Beiträge abzusetzen von 260 Euro im Endeffekt nur noch 60 Euro hängen bleiben.

Kannst Du mir das erläutern? Ausgehend von einem Spitzensteuersatz von sagen wir mal 50% komme ich maximal auf 130 Euro Ersparnis. Gerne auch per PM, wenn die Sache zu windig sein sollte ;)

@ Threadersteller:
Dass man das doppelte Bruttogehalt eines Festangestellten heranziehen muss, ist eher untertrieben als übertrieben.

Was mir gerade so einfällt an monatlichen "Betriebskosten"
- 300 Euro Leasing für einen vernünftigen Mittelklassewagen
- 100 Euro für eine Betriebshaftpflichversicherung (keiner will mit seinem Häuschen haften)
- 100 Euro Leasingkosten Hardware (MBP, Drucker, Monitor zu Hause)
- 50 Euro Handykosten
- 50 Euro DSL-Kosten zu Hause
- 50 Euro UMTS-Flat
- 200 Euro Weiterbildungskosten (-> 2400 Euro pro Jahr entspricht etwa 3 Tagen Schulung mit Anreise und Unterkunft und paar Bücher und die eine oder andere Fachzeitschrift und ist nicht zu hoch angesetzt, zumindest im IT-Sektor. Verdienstausfall in dieser Zeit nicht eingerechnet.)

Somit komme ich alleine schon mal auf etwa 1000 Euro Fixkosten im Monat, rein von den Ausgaben. Vielleicht kann man hier und da nen Euro sparen, ganz sicher kommen aber noch Kosten dazu: Software, Steuerberater, Defekte, Kunden die mal nicht zahlen....


Was man nicht vergessen darf, aber schwer messen kann:
- Büro zu Hause? Ein vernünftiger Stuhl und Schreibtisch kosten schnell 1000 Euro.
- Kapitalverzinsung der Kosten
- etwa 20% vom Brutto Arbeitnehmeranteile an Sozialversicherung und Co. müssen beim Vergleich berücksichtigt werden
- xx Euro für Kleidung und Reinigung. Als Consultant schlägt man eher nicht in Freizeitkleidung beim Kunden auf. Diese Kosten hat zwar ein Festangesteller auch, aber bei Kunden habe ich immer einen Anzug an, im Büro reichen Hosen und Hemd...
- 20-30 % unfakturierbare Zeit für Buchhaltung, Akquise etc.

Hinzu kommtn: Man kann und darf als Wissensarbeiter (erst recht nicht als Selbständiger) nicht zu 100% produktiv sein (Tom DeMarco, "Spielräume", sehr lesenswert).

Mein Fazit: Soll sich der Stress und das Risiko unterm Strich lohnen, dann muss, zumindest für mich, wenigstens branchenübliches Bruttogehalt * 2,5 als Jahresumsatz rauskommen. Zumindest dann nicht, wenn ich mir selbst nichts vormachen will. Manch einer versucht, den Minderertrag durch Mehrarbeit zu kompensieren. Das ist meiner Meinung nach der falsche Ansatz. -> "Dont' work more - work smarter"

Das schlimme ist: Leider habe ich diesen 2,5fachen Umsatz noch nicht erreicht, stelle mich de fakto also finanziell schlechter als ein Angesteller, würde aber um nichts auf der Welt wieder in ein Angestelltenverhältnis wechseln.

Das Paradoxon der Selbständigkeit: Glücklicher trotz Mehrarbeit und Minderlohn ;)

Ciao
Fuzzel

PS: Unabhängig davon finde ich einen Tagessatz von 560.- "all in" für einen selbständigen IT-Consultant eher günstig, ohne zu wissen wo genau das Spezialgebiet liegt. Als erstes würde ich das ändern in 560.- zzgl. Spesen und dann schauen, was andere für diesen Job bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Fuzzelabbe

....hmmmmir fehlen in deiner "Rechnung" noch posten wie:

- Krankenversicherung
- Altersvorsorge
- Reisekosten
 
Moin in2itiv,

völlig korrekt - ich wollte vor allem die Kosten aufzählen, die ein Angestellter nicht hat (oder zumindest: nicht unbedingt haben muss), also die Mehrkosten, die veranschaulichen, warum man wesentlich mehr verdienen muss als Selbständiger.

Reisekosten "sollten" eigentlich abgerechnet werden, aber Du hast Recht, in der Realität gondelt man doch das ein oder andere mal umsonst durch die Gegend. Das würde noch mal etwa 50-100 Euro im Monat draufschlagen ... es wird nicht weniger ;)

Ciao
Fuzzel
 
@Fuzzelabbe

...KV und AV musst du aber bedenken, das du selber die 50% trägst, die sonst der AG übernimmt. Allerdings kannst du diese Beträge dann aber auch steuerlich geltend machen.

...50-100 € halte ich recht wenig für Reisekosten, erstrecht bei den heutigen spritpreisen. Und auch Bahn und Flieger lassen sich damit nicht abdecken .... es sein denn, du hockst nur daheim im büro .... dann allerdings halte ich die 300 € leasing für den PKW überflüssig (die ich auch sehr niedrig finde, da ein leasing ohne Anzahlung in der regel steuerlich deutlich besser ist, was dann aber recht hohe leasing-raten bewirkt)
 
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