Warum es so schwer ist, was gegen Neonazis zu machen...

spoege

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Lesenswert für alle, die hier in einigen Threads zum Themen Ostdeutschland und Neonazis diskutiert haben:
Ein Interview mit der ostdeutschen Band "Virginia jetzt" über ihre Gründe, ein Konzert gegen Neonazis in Mügeln abzubrechen.

Zitate des Sängers Nino Skrotzki:
"Ein Zuschauer sagte, weder in Mügeln noch in Sachsen gebe es Fremdenfeindlichkeit. Die Besucher haben applaudiert. Ein junger Mann von einer Organisation für Opfer rechter Gewalt wurde ausgebuht. Die Initiatoren aus dem Ort, die einen offenen Brief verfasst hatten, wurden als Nestbeschmutzer beschimpft."
"Kürzlich haben wir eine Tour durch Jugendzentren gemacht und gesehen, dass auf dem Land kaum Jugendarbeit stattfindet. Eher werden Ehrenamtlichen Steine in den Weg gelegt. Das ist sicher auch eine Ursache dafür, dass es Jugendliche zu den Rechten zieht."
 
Dass es aber auch anders geht, hat sich in Gräfenberg/Oberfranken gezeigt. Das Verwaltungsgericht Bayreuth hatte in Wunsiedel das Verbot für eine Veranstaltung der Nazis zum Todestag von Rudolf Hess in Wunsiedel bestätigt, das Verbot des Landratsamtes Forchheim für Gräfenberg jedoch aufgehoben. 900 Bürger haben daraufhin den Marktplatz zu einem großen Biergarten umgewandelt und sich um 17:00 Uhr - dem Zeitpunkt, an dem die Nazis ihre Kundgebung am Marktplatz durchführen wollten - einfach geweigert zu gehen. Die Polizeiführung hat entschieden, dass es unverhältnismäßig wäre, den Marktplatz zu räumen - genial! Die Braunen sind dann sehr bedröppelt in einer Zufahrtsstraße herumgestanden und dann gegen 20:40 unverrichteter Dinge frustriert abgezogen.

Wenn sich eine Vielzahl an Leuten zusammenschließen, geht auch was. Dass es im Osten auf Grund vieler Faktoren (Arbeitslosigkeit und keine Perspektive) zu einer Stärkung der Nazis kommt, ist leider nur zu verständlich, denn das einfache Programm kommt gerade bei diesen Leuten an, die sich von der derzeitigen Politik im Stich gelassen fühlen.

Dass sich im Osten aber trotzdem etwas tut, zeigt sich z. B. auf www.apfelfront.de - (Nein, das ist keine Vereinigung der Mac-User ;-))

Die Jungs führen die dumpfen Parolen der Nazis vor und machen sie lächerlich. Einfach klasse.

Only my 2 cents, Frank
 
Was will man denn machen? Da vermöbeln paar Nazis frühlich paar Ausländer und das ganze Dorf sagt: Ne, da war nichts. Und wenn man was gegen die Nasen machen will ist man selbst der Buhmann. Wenn man mich fragt sollte man die Methode aus dem Simpsonsfilm anwenden. "Isch nähm die Nummär dree"
 
In Köln heißt das "Angst vor Überfremdung"...und wie freu ich mich auf den Karneval, wenn hier auch der letzte Jeck wieder röhrt:" So simmer all hierher jekumme..."
 
nur was? das ist doch nichts neues. wo Kultur aus Zeltfesten besteht, und man mit anderem keine Chance hat, bzw. einem Steine in den Weg gelegt werden, ist es klar, dass sowas passiert. erst alleingelassen, dann Arbeitslos. feines Leben.

Ist nicht nur in Ostdeutschland so.
 
Dass es aber auch anders geht, hat sich in Gräfenberg/Oberfranken gezeigt. Das Verwaltungsgericht Bayreuth hatte in Wunsiedel das Verbot für eine Veranstaltung der Nazis zum Todestag von Rudolf Hess in Wunsiedel bestätigt, das Verbot des Landratsamtes Forchheim für Gräfenberg jedoch aufgehoben. 900 Bürger haben daraufhin den Marktplatz zu einem großen Biergarten umgewandelt und sich um 17:00 Uhr - dem Zeitpunkt, an dem die Nazis ihre Kundgebung am Marktplatz durchführen wollten - einfach geweigert zu gehen.
In Schneverdingen sind die Dinge letztes Wochenende etwas anders gelaufen:
Zu einem Volkslauf des örtlichen Sportvereins hatten auch Neonazis gemeldet. Der Vorstand wollte sie nicht ausladen, immerhin hat ihnen aber der Vorsitzende gesagt, sie müssten beim Lauf ihr T-Shirt mit Neonazis-Parolen ausziehen. Sonst dürften sie nicht mitlaufen.
Quelle: NDR
"Im Zieleinlauf zogen die "Snevern Jungs" ihr T-Shirt mit der verkappten Holocaust-Leugnung wieder an. Auch ihre Ankunft wurde beklatscht."

Aber die Lüneburger Heide war schon immer eher ein Sumpf.
 
Hm.

Solange Neonazis wegen "Landfriedensbruch" auf ein paar Euro fuenfzig verklagt werden, ist die Frage, was man dagegen machen kann, hinfaellig. Mir geht auch total diese Einstellung "Ist schon schlimm, aber die Leute haben kein Geld und keine Arbeit"-Verstaendnisgebrabbel auf den Sack - fuer solche Aktionen gibt es kein Motiv und kann es kein Verstaendnis geben.
Letzten Freitag ist meine Garage mitsamt Motorrad ausgebrannt. Vermutlich ein Kurzschluss in der Leitung. Und - geh ich jetzt los und pruegel auf die Araber hier im Viertel ein?

Laecherlich.
 
Was sollte man gegen Neonazis ausrichten, solange die ihre tiefbraune Soße ungehindert selbst über eine Massenplattform wie Youtube verbreiten können, damit sie auch noch die allergrößten Hohlköpfe erreichen?
 
Was sollte man gegen Neonazis ausrichten, solange die ihre tiefbraune Soße ungehindert selbst über eine Massenplattform wie Youtube verbreiten können, damit sie auch noch die allergrößten Hohlköpfe erreichen?

Ich sag's mal mit einem Auszug aus einem Lied von Klaus Hoffmann, "Die Mittelmäßigkeit":

bisher habe ich mich noch nie
geäußert über Politik
wollte nie beteiligt sein, zog mit jedem mit
doch sie sagen, mein Schweigen
bringt vieles Schlimmes ein
es verhilft, dass andre noch viel lauter schrein

Genau das trifft es. Nichts sagen oder nicht zeigen, dass man mit dem braunen Gesockse nicht einverstanden ist, heißt wegschauen und tolerieren. Gräfenberg war für mich das Musterbeispiel, was von "normalen" Bürgern machbar ist. Interessanter Weise waren nur wenige Autonome vor Ort, 99 Prozent waren Einwohner von Gräfenberg und Umgebung, die deutlich gezeigt haben, dass die Stadt - auch wenn dies im Rahmen des Versammlungsrechts vom VG anders gesehen wurde - keinen Platz für Nazis bietet.

Das ist das, was du machen kannst.

Gruß Frank
 
Dazu muss aber eine gewisse kritische Masse vorhanden sein. Die fehlt in vielen Provinzorten leider, speziell im Osten.
Wenn ein großer Teil der Bevölkerung sogar noch heimliche oder offene Sympathien für die hegt, spüren die das natürlich genau und trumpfen entsprechend auf.
Da wird es dann sehr gefährlich, sich gegen Neonazis zu stellen, weil man damit alleine bleibt.

Ich habe großes Verständnis dafür, wenn jemand schlicht Angst hat, denn man muss sich gegen Typen wehren, die meistens schwer und brutal sind.
 
Dazu muss aber eine gewisse kritische Masse vorhanden sein. Die fehlt in vielen Provinzorten leider, speziell im Osten.
Wenn ein großer Teil der Bevölkerung sogar noch heimliche oder offene Sympathien für die hegt, spüren die das natürlich genau und trumpfen entsprechend auf.
Da wird es dann sehr gefährlich, sich gegen Neonazis zu stellen, weil man damit alleine bleibt.

Ich habe großes Verständnis dafür, wenn jemand schlicht Angst hat, denn man muss sich gegen Typen wehren, die meistens schwer und brutal sind.

Ich denke, dass es sich überall lohnt, seine diesbezügliche Meinung laut,klar und deutlich zu artikulieren. Oft sind die Menschen einfach nicht aufgeklärt genug, dem kann man mit Fakten entgegenwirken.
Ich bin weiblich, 1,78cm groß, in Rage sicher bis zu 4cm größer, und habe mich der Dummheit immer noch gern in den Weg gestellt.
So findet man dann in der Menge oft auch Leute, die der gleichen Meinung sind und auf eine Initialzündung gewartet haben.
 
Heute der Presse:
Sachsen-Anhalt, das die Hitliste der Bundesländer in Bezug auf Neonazi-Übergriffe seit Jahren angeführt hat, liess seine Statistiken über Straftaten mit rechtsextremen Hintergrund frisieren.
Der Direktor des Landeskriminalamts (LKA), Frank Hüttemann, hat seine Beamten Ende 2006 angewiesen, eindeutig rechte Straftaten, bei denen kein Täter bekannt sei, als politisch uneindeutig einzuordnen. In der Statistik sind dadurch die unklar motivierten Delikte stark angestiegen. Die Zahl rechtsextremer Straftaten dagegen halbierte sich nahezu.
Im LKA habe man die neue Zählweise damit begründet, dass eine Hakenkreuzschmiererei womöglich von einem Kind stammen könnte.

Die Landesregierung hatte 2006 die Kampagne "Hingucken!" ausgerufen, die von BürgerInnen und Polizeibeamten mehr Engagement im Kampf gegen Rechtsextremismus forderte.
Nun wurde bekannt, dass im Februar drei Dessauer Staatsschützer von ihrem Vorgesetzten angewiesen wurden, bei der Erfassung politischer Straftaten wegzugucken. Die hohe Quote rechtsextremer Gewalt sei schlecht für das Image des Landes, auch im Ministerium sei man unglücklich darüber. Als die Staatsschützer fragten, warum die Kampagne der Regierung dann "Hingucken" heiße, habe der Vorgesetzte gesagt, die Kampagne sei "nur für die Galerie".

Ebenfalls in Dessau sollen etwa 70 rechtsextreme Delikte Ende 2006 ganz aus der Statistik verschwunden sein – falsch einsortiert...
 
Während unsere Bundesregierung damals den Aufstand der Anständigen propagandierte, musste ich mir von der Polizei den Schädel auf einer Gegendemonstration zu einem NPD-Aufmarsch einschlagen lassen. Mein Vergehen: Ich stand in der ersten Reihe einer Menge, von der weder Gewalt noch sonstwas ausging. Die Erfahrung, dass man als friedlicher Demonstrant plötzlich von Polizeiknüppeln niedergestreckt wird und dann wegen Verdacht auf Schädelbruch ins Krankenhaus gefahren werden muss, hat mein Vertrauen in unseren Rechtsstaat und vorallem seine Exekutive, die ich inzwischen als Auffangbecken, als Bodensatz der Gesellschaft sehe, nicht gestärkt. Vielmehr glaube ich, dass sich in bestimmten Polizeieinheiten rechtes Gedankengut verbreitet ist.
 
Die linken Idioten sind aber kein bisschen besser als das die Rechten Idioten, alles Idioten! Sorry, ist aber so!
 
Die linken Idioten sind aber kein bisschen besser als das die Rechten Idioten, alles Idioten! Sorry, ist aber so!

absolut richtig ! :upten:

Habs leider mehrfach erlebt, daß die Herren der möchtegernintellektuellen Linken sich weit mehr daneben benahmen als alle anderen - eigentlich war da kein Unterschied mehr zu Hooligans die auch nur auf Randale aus sind.
 
Wenn man das ausspricht, landet man nur meistens selbst in der Rechten Ecke
 
Das ist leicht gesagt. In der Tiefe stecken aber schon unterschiedliche Motivationen und verschieden gefährliche Absichten dahinter.
Während linke Organisationen nach meinem Eindruck oft Sammelbecken für linke Studenten bis hin zu gegen-alles-Schafe sind, haben die rechten Organisationen immer enorm gefährliches Potenzial. Sie sind grundsätzlich missionarisch. Sie haben im Gegensatz zu romantisch-naiven bis gewalttätigen linken Szene feste, überaus gefährliche Ziele und verbreiten ein Welt- und Wertebild, das wesentlich destruktiver zielgerichtet ist.

Deshalb ist es eine fahrlässige Vereinfachung, wenn man einfach alles und jeden als gleich doof oder als Spinner abtut.
Mir persönlich sind ein paar Jugendliche mit ziellosem Zerstörungsdrang lieber als Organiationen, die gezielt HJ und SA wieder nachbauen und ein Armee aus debilen aber gefährlichen Ochsen aufbaut.
 
Das ist leicht gesagt. In der Tiefe stecken aber schon unterschiedliche Motivationen und verschieden gefährliche Absichten dahinter.
Während linke Organisationen nach meinem Eindruck oft Sammelbecken für linke Studenten bis hin zu gegen-alles-Schafe sind, haben die rechten Organisationen immer enorm gefährliches Potenzial. Sie sind grundsätzlich missionarisch. Sie haben im Gegensatz zu romantisch-naiven bis gewalttätigen linken Szene feste, überaus gefährliche Ziele und verbreiten ein Welt- und Wertebild, das wesentlich destruktiver zielgerichtet ist.

Deshalb ist es eine fahrlässige Vereinfachung, wenn man einfach alles und jeden als gleich doof oder als Spinner abtut.
Mir persönlich sind ein paar Jugendliche mit ziellosem Zerstörungsdrang lieber als Organiationen, die gezielt HJ und SA wieder nachbauen und ein Armee aus debilen aber gefährlichen Ochsen aufbaut.

Das würde ich so nicht unterschreiben. Auch die Ultralinken haben solche Strukturen.
 
Es ist nicht schwer was gegen Neonazis zu machen.
Nur meistens ist es strafrechtlich relevant.
 
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