Typische Typo für Tageszeitungen?

zimperlein

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Wisst ihr welche Schriften oft für Tageszeitungen verwendet werden?

LG Katrin
 
Die meisten Tageszeitungen haben ihre eigenen Schnitte oder verwenden Brotschrift-Klassiker, zum Beispiel verwendet die Rheinische Post eine eigene »Bookman«-Variante (etwas schmaler), in Frankreich und Italien sieht man häufig die »Bodoni«, mit der auch Die Zeit in der besonderen Variante arbeitet. Im Boulevard-Blatt wird man häufiger der »Helvetica« in einer schmalen Variante begegnen (BILD), in den USA eher die »Franklin Gothic«. In Wochenblättern wird man häufiger einer französischen oder gar venezianischen Renaissance Antiqua begegnen.

Grammitik-Fehler: Deutsch ist meine erste Fremdsprache. Ich arbeite daran.
 
Guten Abend Zimperlein!

Unter anderem werden noch immer die „klassischen”
Zeitungsschriften neben der Times wie Excelsior,
Concorde und Centura verwendet. Es gibt eben bis
heute nichts besseres für die Augen!

Gruss Jürgen
 
Die ZEIT verwendet die Garamond und Tieman-Antiqua.
 
zimperlein schrieb:
Wisst ihr welche Schriften oft für Tageszeitungen verwendet werden?
oft und gerne natürlich die times, obwohl die eigentlich für die rauhen druckbedingungen und das schlechte papier viel zu empfindlich ist. ansonsten nimmt man gerne schriften, die einerseits eher robust sind (geringe schwankungen in der strichstärke) und etwas schmaler als normal sind, um möglichst viel text pro seite unterbringen zu können. eine neuere schrift für den einsatz in zeitungen ist die swift:
http://www.linotype.com/96806/swift-family.html
schau auch mal nach schriften mit dem stichwort "legibility", da findest du auch "typische" zeitungsschriften.

schöne grüsse,
medelvio
 
Guten Morgen Medelvio!

Zum Thema „Times” muss ich widersprechen!
Die Times wurde eigentlich nur für die englische
Tageszeitung „Times” geschnitten. Daher auch
der Name.Dass sich diese Schrift über die Jahr-
hunderte als die „Brotschrift” durchgesetzt hat,
liegt daran, dass sie so „robust” in ihrer Einsatz-
Vielfalt ist.

Beste GRüsse

Jürgen
 
JürgenggB schrieb:
Zum Thema „Times” muss ich widersprechen!
Die Times wurde eigentlich nur für die englische
Tageszeitung „Times” geschnitten. Daher auch
der Name.Dass sich diese Schrift über die Jahr-
hunderte als die „Brotschrift” durchgesetzt hat,
liegt daran, dass sie so „robust” in ihrer Einsatz-
Vielfalt ist.
nanana, nu mach ma halblang. :)
ich habs gerade noch mal nachgelesen, die times wurde erst 1931 entworfen. von "jahrhunderten" zu reden ist daher doch etwas übertrieben. nichtsdestotrotz war und ist die times im verlagswesen eine überaus beliebte schrift. da sie auf den ersten desktop-computern und laser-druckern als eine der standardschriften installiert war hat sich ihre weite verbreitung bis heute gehalten. dennoch ist die times eigentlich ein anachronismus, da sie zu starke unterschiede in der strichstärke für eine zeitungsschrift hat. aber wie heisst eine der "ewigen" typo-weisheiten doch so schön: "you read best, what you read most." und so wird uns die unpraktische und hässliche schrift sicher noch lange erhalten bleiben.

schöne grüsse,
M.
 
mirage, stone serif, thesis, interstate
 
von "jahrhunderten" zu reden ist daher doch etwas übertrieben.

Überhaupt nicht, denn JürgenggB hat schon Recht mit den Jahrhunderten, wenn er meint, das sich die Times, obwohl sie 1931 entstanden ist (und damit im vorherigen, 20. Jahrhundert) auch im 21. Jahrhundert immer noch Verwendung findet. Es erscheint uns nur in dem Zusammenhang seltsam, als Kinder zweier Jahrhunderte, so leicht über den Zeitraum als solchen sprechen zu können, denn der letzten Generation, die vor uns einen Jahrhundertwechsel miterleben durfte, kam es sicher auch merkwürdig vor, über zwei Jahrhunderte zu sprechen, an denen sie teilnahmen.

Beweis:
"Wann wurden Sie geboren?"
"Im vorherigen Jahrhundert!"
"Kann doch nicht sein, Sie sind doch erst 39."
"Na, dann überlegen Sie mal. Es kann nämlich doch sein."

Das mag seltsam klingen, entspricht aber den Tatsachen und das trifft auch für viele Mitbürger zu, die mit uns den Zeitsprung machen durften und die nicht im hohen Alter sind, auch wenn die Vermutung nahe liegt, wenn jemand von Jahrhunderten spricht und davon berichten kann - als Zeitzeuge. Daran muss man sich erst gewöhnen.

- Sterling (39)
 
Danke Sterling,

ich muss wohl in Zukunft über solch ein Thema
ausführlicher schreiben. Damit ich nicht miss-
verstanden werde. Oder eben ein Smiley dahinter
setze.

Der Times-Schnitt von Morrison aus dem 20.Jahrhundert
für die „Times” ist ein „modernerer” Schnitt der Plantin von
Frank Pierpont aus dem 19. Jahrhundert, der wiederum hat
kräftig von den Handschriften Robert Granjons aus dem
16. Jahrhundert gekupfert.

Sowohl die Plantin als auch die Times gehören zu Klassifi-
zierung „Barock-Antiqua”.

Gruss Jürgen

Übrigens, eine der gebräuchlichsten Zeitungs-
Schriften in Deutschland ist die Excelsior.
 
JürgenggB schrieb:
ich muss wohl in Zukunft über solch ein Thema
ausführlicher schreiben. Damit ich nicht miss-
verstanden werde. Oder eben ein Smiley dahinter
setze.

Der Times-Schnitt von Morrison aus dem 20.Jahrhundert
für die „Times” ist ein „modernerer” Schnitt der Plantin von
Frank Pierpont aus dem 19. Jahrhundert, der wiederum hat
kräftig von den Handschriften Robert Granjons aus dem
16. Jahrhundert gekupfert.

Sowohl die Plantin als auch die Times gehören zu Klassifi-
zierung „Barock-Antiqua”.

hmpffff ... och komm.
so ziemlich jede schrift beruht mehr oder weniger auf irgendwelchen
historischen vorbildern. da kannst du im prinzip beliebig weit zurückgehen,
um analogien zu finden. zur karolingischen minuskel, zu den gemeisselten
inschriften der römer, zur sumerischen keilschrift, usw. ... also bitte. solche
vergleiche sind doch bestenfalls für schrifthistoriker interessant.

für mich ist die times eine schrift des 20. jahrhunderts und ist somit "nur"
einige jahrzehnte alt. dass sie als barock-antiqua oder "transitional"
kategorisiert wird weiss ich auch. doch was sagen solche klassifizierungen
schon aus? solche kategorien sind ja nicht vom himmel gefallen, sondern
sind menschengemachte (und somit in grenzfällen höchst subjektive) listen
von schriften, die unter formalen gesichtspunkten gewisse ähnlichkeiten
aufweisen. dabei kann es durchaus vorkommen, dass schriften die im
20. jahrhundert entstanden sind als renaissance- oder barock-schrift
klassifiziert werden, obwohl sie "moderne" schriften sind.

unter anderen gesichtspunkten kann es beispielsweise sinnvoll sein,
kategorien von schriften unter dem aspekt der anwendungsgebiete (z.bsp.
zeitungsschriften) aufzustellen. oder ein ganz eigenes kategorisierungssystem
zu entwickeln, dass den persönlichen anforderungen genügt, usw.

worauf ich hinauswill: eine absolute wahrheit gibt es in diesen fragen nicht,
sondern nur sichtweisen die im hinblick auf diese oder jene fragestellung
sinnvoll sind oder nicht.

schöne grüsse,
M.
 
Guten Tag Medelvio!

Nun sehe meinen Beitrag nicht so eng;)

Er war eigentlich als Antwort auf Deine Bemerkung
gedacht:
„… oft und gerne natürlich die times, obwohl die
eigentlich für die rauhen druckbedingungen und das
schlechte papier viel zu empfindlich ist…"

Bewusst hatte ich die alte Bleisatz-Klassifizierung er-
wähnt. Ich selbst fand schon in der Berufschule und
im Studium diese Klassifizierungen unausgegoren.
Aber, so weit ich mcih entsinnen kann, ist diese mal
wieder typisch für Deutschland (DIN Norm) gewesen.

Einen stressfreien Tag
wünscht
Jürge
 
JürgenggB schrieb:
Nun sehe meinen Beitrag nicht so eng ;)

na hör mal. wo bleibt da das standesethos? :eek:
als typografische gestalter sind wir sozusagen schon von berufs
wegen pedanten. wir achten ständig auf winzige details, die sonst
kein mensch sieht und sehen den untergang des abendlandes
heraufdämmern, wenn jemand sich über die altehrwürdigen regeln
hingwegsetzt und jetzt sagst du ich soll dass alles nicht so eng
sehen? ich bin schockiert!!! (jawohl, mit 3 ausrufezeichen) ;)


Bewusst hatte ich die alte Bleisatz-Klassifizierung er-
wähnt. Ich selbst fand schon in der Berufschule und
im Studium diese Klassifizierungen unausgegoren.
Aber, so weit ich mcih entsinnen kann, ist diese mal
wieder typisch für Deutschland (DIN Norm) gewesen.
wie gesagt. per se schlecht finde ich die klassifizierungen nicht.
es kann ja durchaus nützlich sein, wenn man eine schrift sucht,
die "ein bisschen so aussieht, wie die "xy", aber nicht ganz" und
dann nicht durch die ganze schriftsammlung wühlen muss, sondern
nur durch eine teilliste. aber was red' ich -- das weisst du ja
auch alles selbst.

Einen stressfreien Tag
das sowieso & dir auch,
M.
 
und wie könnte ich das papier nachbauen, so dass es zum schluss aussucht, als sei der text auf eine wirkliche zeitung gedruckt?

lg thomas
 
zimperlein schrieb:
und wie könnte ich das papier nachbauen, so dass es zum schluss aussucht, als sei der text auf eine wirkliche zeitung gedruckt?

lg thomas

So kannst Du Papier herstellen, damit es authentisch wird,
alte Haderlumpen noch dazu:
http://www.die-maus.de/sachgeschichten/altpapier/
http://www.buch-kunst-papier.de/c154.html

Hier bekommst Du Bleischriften:
http://www.schriftenservice-d-stempel.de/ausw-schr.htm

Hier die Druckmaschinen:
http://www.sellner-online.de/Gebrauchtwaren/Buchdruckmaschinen/buchdruckmaschinen.html

Nach etlichem „Kleinkram” wie Setzerwerkzeuge, Setzereiausstattungen,
Druckerzubehör usw. usw.. musst du mal googeln.;)

Gruss Jürgen

Stehe Dir gerne beratend zur Seite, solltest Du vorhaben,
eine biblipphile Zeitung zu erstellen:)
 
Hallo,

die Aufgabe kann man unterschiedlich lösen. Unter folgender Adresse beschäftigt man sich damit, auch wenn die beste Lösung viel Geld kostet. Aber dafür stimmt dann die Haptik. Kommt auf das Ziel an. Den Newspaper Effekt als reinen Screenshot zu simulieren (wie man ihn bereits tausenfach im Fernsehen und Kino gesehen hat) ist eine Sache der richtigen Schriftauswahl sowie der richtigen Oberflächentextur für den Hintergrund mit leichten Störungen. Wenn es jedoch gilt, die Zeitung tatsächlich zu drucken, um das Papier anfassen zu können, dann reicht der Einsatz mit Tintenstrahl- oder Laserdrucker nicht aus. Proof auf Orginalpapier - sonst wirkt es nicht echt und fühlt sich auch nicht echt an.

Die Empfehlungen von Jürgen passen wunderbar in die Jahreszeit! Bald ist Weihnachten und wer seine Wunschliste noch nicht voll hat, der findet sicher Gefallen an einer Druckmaschine. Dafür muss Omi zwar eine Weile stricken, aber Omi strickt doch gern - nur beeilen muss sie sich. Wer keine Omi hat, der muss einfach die hässliche Tochter eines Verlegers heiraten, denn dann bekommt man als neuer Schwiegersohn nicht nur den Verlag, sondern auch allen Grund, sich in der Hochzeitsnacht in der Druckerei zu verstecken. Genug Zeit, um mit den tollen Sachen zu spielen, die man dort findet. Spannend, auch wenn es nur ein Sonntagsblatt wird, denn wenn die neue Familie einen findet, muss man(n) ran. Schließlich muss die Erbfolge noch vor der 1. Auflage gesichert sein. Steht alles in der Zeitung.

- Sterling
 
Zuletzt bearbeitet:
Ähem, eigentlich wollte ich das Papier eher in Photoshop aufbauen, letztendlich geht es um ein Plakat bei dem eine Zeitungsheadline zu sehen ist. Dies soll so realistisch wie möglich aussehen.
 
Guten Abend Zimperlein,

am einfachsten ist es, bei Papierherstellern nach
Mustern anzufragen und dies dann zu scannen.
Denn egal, wie Du es ohne Vorlage zum Beispiel
in Photshop fertigst, es wird nie die Orignalan-
mutung bekommen, die Dir vorschwebt.

Es gibt einige Edelpapierhersteller, diese bieten
ausgefallene Papiere an (Papiere aus Bierbraurück-
ständen, alten Geldnoten, 100% Baumwolle etc.).
Dort wirst Du fündig. Am besten unter hadernhal-
tigen Papier suchen.

Eine gute Adresse ist diese:

http://www.gmund.com

Gruss Jürgen
 
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