Ein sehr schöner Thread, danke dafür und auch an alle die sich mal nicht gegenseitig die Schädel einschlagen, wie es vor zwei Jahren hier noch Usus gewesen wäre.
Den Eingagspost kann ich nahezu voll unterschreiben, ging mir fast genauso:
Meine ersten Computererfahrungen sammelte ich mit Commodore C64 und 128D, im Informatikunterricht dann auch mal an einem Apple II. Mein Erster PC kam dann mit einem 25MHz 386er und Windows 3.0 ins Haus. Danach folgten alle Windows-Systeme einschliesslich ME bis hin zu XP.
Beruflich hatte ich seit 1996 mit Mac OS zu tun, das müsste System 7 gewesen sein. Mein erster eigener Mac war dann ein Clone, ein Storm Pulsar mit OS 8.5. Derweil arbeitete ich aber privat parallel auch am PC weiter, da mir das klassische Mac OS an vielen Stellen schon zu kompliziert und eingefahren war. Allein das ständige "Programmen mehr Speicher zuweisen" und die Druckereinrichtung war ein Graus.
2003 war ich total angenervt vom klickibunti XP und bekam zu einem neuen Job einen der ersten G5 PowerMacs die gerade frisch vom Band gelaufen waren. Sofort hatte ich mich in das damals aktuelle OS 10.2.7 verliebt und keine zwei Wochen später oderete ich meinen eigenen G5.
Seitdem verschimmelten alte, selbst zusammengebastelte PCs in der Ecke. Zum Basteln hatte ich keine Lust mehr. Out of the Box und logische Bedienung war das was mich an Apple so begeisterte, plus der Bonus brauchbare Programme wie iMovie etc. mitgeliefert zu bekommen.
Ein neues Hobby war geboren und im Laufe der Zeit sammelten sich hier über 20 Macs an, die gepflegt und instandgehalten werden wollten. Vom Mac SE über diverse PowerMacs, Books und iMacs bis hin zum XServe, Mac Pro und so lustigen Zusatzgeräten wie Newtons, Apple Quicktake und natürlich iPods am dem Mini 2. Generation. Ab Erscheinen des ersten iPhones war ich auch iPhone-User und wechselte dafür, gegen meine damalige Überzeugung, sogar zur Telekom.
Was hat mich zum Wechsel bewogen?
Punkt 1: Die Unverlässlichkeit von Apple. Oft genug sind liebgewonnene Pluspunkte des OS kastriert worden, das fing bei mir mit Tiger an, als man beim Kopierendialog plötzlich nicht mehr sehen konnte welche Datei gerade kopiert wird. Beim Abbruch des Kopiervorganges hatte man so oft das leidige Vergügen herauszufinden, bei welcher Datei es denn gehakt hat. Danach folgten noch die ungeliebte Umstellung von Etiketten auf Tags, die Kastration des Festplattendienstprogrammes etc. Auch der Wegfall liebgewonnener Programme wie iWeb schlug fad auf, weshalb ich dazu überging die mitgelieferten Programme wie iPhoto aus Prinzip nicht mehr zu nutzen. Einzig iTunes blieb wegen des iPhones die Ausnahme, sorgte aber für den bisher größten Aufreger bei mir. Neben der unnötig verhunzten Oberfläche von iTunes hat mir Apple stufenweise über 10.000 Titel von der Festplatte gelöscht ein ungewollter Dienst, den ich bei Apple auch noch jährlich für Match bezahle. Aber das ist ein ausführliches Thema zu dem es bereits einen eigenen Thread gibt. Mein Vertrauen in ein abgestimmtes System, was hier ja oft als Vorteil von Apple genannt wird ist seitdem völlig eliminiert.
Punkt 2: Die Hardware. Ich rüste so lange ich denken kann meine Rechner auf, so dass ich sie möglichst lange nutzen kann. Etwas was Apple konsequent aus dem Programm gestrichen hat. Ob sich daran etwas ändert werden wir vermutlich in zwei Jahren wissen. Mein aktuellster Ma ist demnach ein MBP 13", Mid 2012. Danach fand ich kein Gerät mehr im Programm welches meine Ansprüche erfüllt oder durch Nachrüsten dazu zu bringen ist diese zu erfüllen. Bspw. nutze ich in meinem Hauptmac, einem MBP 15" late 2011 insgesamt 2,5TB internen Speicher. da ich auch bereits vom defekten Grafikchip des MBP betroffen war und ich auch die Serienfehler der Vergangenheit mitbekommen habe, wehrt sich bei mir alles einen Rechner zu kaufen, wo ich nicht einmal die Laufwerke in ein neues System übernehmen kann.
Zudem wollte ich endlich mal ein Gerät, welches die Leistung nicht nur auf dem Papier bringt, sondern diese auch ausreizt, Thema Kühlkonzept. Mein MBP late 2011 kocht bereits bei uralten Spieltiteln oder bei Java-Anwendungen. Da nützt mir auch der i7 und die damals recht performante Grafik nichts.
Punkt 3: Es ist nicht mehr alles so einfach wie es mal war. Beruflich arbeite ich in einem Mischnetzwerk, da wird einem leider immer häufiger klar wo Apple eigene Süppchen kocht und unnötig für Probleme sorgt die mit gängigen Standards gar nicht erst da wären. Ein Beispiel: SMB.
Beim Besuch in einem Technikladen fiel mir vor einem Jahr dann ein Laptop auf: ein Acer Predator 17". Ich habe eine halbe Stunde damit rumgespielt und mich direkt verliebt. Das ging mir dann nicht mehr aus dem Kopf und mit der halbjährigen Suche nach dem richtigen Modell gingen die Parallelen zum Eröffnungspost los. Letztendlich konnte mich im Gesamtkonzept kein anderes Book so sehr überzeugen, wie das Predator und so wurde es das letztendlich auch, allerdings ein deutlich neueres Modell.
Aber auch hier gab es Fallstricke, da ich erstmal feststellen musste, dass es von diesem Laptop abgespeckte Versionen in Elektronikmärkten gibt, die auf der Acer-Homepage nicht einmal erwähnt wurden. Also online bei notebooksbilliger bestellt, denn so wusste ich, dass ich das bekomme was ich möchte.
Zum Glück packt Acer auch fast nur nützliche Tools auf die Books, somit hielt sich das Datensäubern in Grenzen. Das suchen von Programmen gestaltete sich gemischt. Einige Programme wie meinen Passwortmanager gibt es auch für Win, Steam funktioniert unter Windows bedeutend besser, die Abobe Suite hat teils andere Macken wie die Mac-Version...
Einige Tools waren schwer zu finden. Am meisten vermisste ich Quicklook, welches ich tatsächlich nun in einem größeren Funktionsumfang mittels des Tools "Seer" auch unter Windows nutzen kann. Etiketten sind unter Windows leider immer noch ein nur teilweise gelöstes Problem, hier kommt "FileMarker" der Lösung am nächsten, ist aber noch weit von Etiketten oder Tags entfernt.
Ich gebe somit allen Recht, dass es bei Windows länger dauern kann, bis man sein System so hat wie man es möchte, aber es geht und kann auch Spass machen. Ich habe nach so langer Zeit, in der ich mich gegen Frickellösungen gewehrt habe, sogar wieder so viel Spaß daran, dass ich diesen Monat meinen Mac Mini als HTPC in Rente geschickt und durch einen selbstzusammengebastelten HTPC ersetzt habe. Der Mini hatte seine Grenzen mit denen man leben musste, jetzt geniesse ich es schon wieder weitere Optimierungen und Ausbauten für den HTPC zu planen.
Meine Macs zuhause nutze ich jetzt im Schnitt nur noch ein mal die Woche, mit dem Acer bin ich so zufrieden, dass ich selten denke, dafür nimmst Du jetzt doch lieber den Mac.
Es ist also, auch nach vielen Jahren mit Macs, möglich zu wechseln und zufrieden zu sein, die Bereitschaft sich auf etwas Neues einzustellen und alte Gewohnheiten loszulassen ist allerdings Pflicht. Und wenn man nicht mit dem zufrieden ist was einem die Basisinstallation liefert muss man, nach meiner persönlichen Erfahrung, bei beiden Systemen nachhelfen und stundelang nach Problemlösungen suchen. (EDIT: Beispiel AirPort Express, von der ich hier noch die erste Generation habe, diese aber ohne Hacks nicht mehr mit aktuellen Apple-Systemen einrichten kann.)
Wow! Das ist jetzt lang geworden. Ich hoffe für den einen oder anderen dennoch interessant.