Innovation fürs Depot
Was haben der weltgrößte Uhrenhersteller Swatch und der US-Konzern Apple gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts, bei näherem Hinsehen ergeben sich allerdings Berührungspunkte: Beide sind innovative Unternehmen, die auf Design Wert legen und Trends setzen. Und jetzt wollen beide zusammen arbeiten.
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Der kommerzielle Erfolg gibt ihnen recht. Nun denken die beiden Trendsetter angeblich über ein gemeinsames Projekt nach. Swatch führte 1998 eine Internetzeit ein, bei der der Tag in 1000 sogenannte Beats unterteilt wird. Geht es nach dem Schweizer Fernsehsender Télévision Suisse Romande, hat Apple nun Interesse an dieser Art der Zeitrechnung angemeldet.
Plötzlich scheint die "iPod-Uhr" denkbar - eine Nachricht, die in ruhigeren Börsenzeiten für reichlich Kursfantasie sorgen würde. Doch in der aktuellen Krise verpuffen derartige Nachrichten: Die Apple-Aktie hat seit Jahresbeginn mehr als ein Viertel ihres Werts eingebüßt, Swatch verlor über zwölf Prozent.
Dabei lassen die Schweizer Uhren die Herzen der Sammler rund um den Globus höherschlagen. Mittlerweile ist der Konzern in mehr als 50 Ländern mit rund 20.000 Mitarbeitern präsent - und das äußerst erfolgreich. In den vergangenen drei Jahren steigerte Swatch seinen Gewinn im Durchschnitt jährlich um rund ein Fünftel. Die Nettomarge dürfte 2007 auf mehr als 18 Prozent gewachsen sein. 2005 lag die Rendite noch bei 14,4 Prozent.
Finanzkennzahlen Swatch
Ein entscheidendes Kriterium für den Erfolg liegt im breiten Produktportfolio. Denn Swatch bietet Uhren für jeden Geldbeutel, von der klassischen Swatch-Armbanduhr über die gehobene Kategorie (Tissot) bis hin zu exklusiven Marken wie Omega. Nach einer Analyse von Kepler Equities ist die Premiummarke mit einer operativen Marge von 28,5 Prozent am gewinnträchtigsten.
Machte sich zuletzt noch Verunsicherung über die Fortsetzung der Erfolgsstory breit, straften die jüngst vorgelegten Umsatzzahlen für 2007 Zweifler Lügen. Der Umsatz stieg um 17,6 Prozent auf fast 6 Mrd. Franken. Überproportional legte die Gruppe im Kernsegment "Uhren und Schmuck" mit einem Zuwachs von einem Fünftel zu. Engpässe in der Produktion verhinderten ein stärkeres Wachstum. "Die Zahlen waren besser als erwartet", sagt Credit-Suisse-Analyst Patrick Jnglin. Er hatte lediglich mit einem Erlösanstieg von 16 Prozent gerechnet. Für ihn ist die Aktie ein klarer Kauf, denn der jüngste Kursrutsch erscheint Jnglin zu viel.
Langfristig besser als der Markt - Swatch relativ zu den Indizes
In der Tat verlor die Swatch-Aktie zuletzt deutlich stärker als der Schweizer Leitindex SMI. Der Credit-Suisse-Analyst sieht Potenzial bis 410 Franken - ein Aufschlag von 44 Prozent zum aktuellen Kurs. Auch Helvea-Analyst Alessandro Migliorini setzt sein Swatch-Kursziel auf diesem Niveau. "Die Umsatzzahlen waren gut und dürften das Gewinnwachstum trotz des Margendrucks aufgrund von steigenden Rohstoffkosten und Währungseffekten unterstützt haben", sagt Migliorini. Zahlen zur Gewinnentwicklung ist Swatch noch schuldig. Allerdings verriet "Mr. Swatch" Nicolas Hayec, dass er eine "überproportionale Steigerung des operativen Gewinns" erwartet.
Im Zuge der guten Bilanz konnte die Swatch-Aktie kurzzeitig Boden gutmachen. Doch im Sog der Börsenkorrektur ging es mit dem SMI-Titel schnell wieder bergab. Charttechniker erkennen allerdings gute Unterstützungszonen auf dem aktuellen Niveau: Bei 260 Franken sowie zwischen 225 und 245 Franken warten ausgeprägte Haltelinien.
Fundamental ist Swatch ohnehin interessant. Die zunehmende Nachfrage aus Osteuropa und Asien, insbesondere nach hochpreisigen Luxusuhren, dürfte weiterhin für ordentliche Ergebnisse sorgen. So könnten langfristig orientierte Anleger das aktuelle Niveau für Käufe nutzen.
Doch es bleiben Risiken: Die unsichere Konjunkturentwicklung könnte der Kundschaft die Laune verderben. Zudem besteht bei einer Abschwächung der Weltwirtschaft die Gefahr, dass der für die Branche wichtige Tourismus ins Stocken gerät. Um dann eine überdurchschnittliche Gewinnentwicklung aufrechtzuerhalten, sind neben einer guten regionalen Aufstellung auch die richtigen Produkte nötig - dabei könnte Apple ja vielleicht helfen.
