Sterling
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Na, da erlaube ich mir doch mal kurz, meinen heutigen Beitrag, den ich kurz vor dem Wochenende selbst am Computer realisierte, anhand der Kosten transparent zu machen, die der Kunde tatsächlich auf der Rechnung stehen hat und die er mit Freude bezahlen wird.
Auch Kleinvieh macht bekanntlich Mist.
Heute, kurz vor meinem Trip ins Wochenende:
Ein Stammkunde rief mich heute Vormittag an und bat mich, seine nun von amtlicher Seite registrierte Handelsmarke in einem Prospekt kenntlich zu machen. Also, der berühmte Buchstaben R im Kreis, hinter einem Namen. Mehr nicht. Ansonsten hat sich an den Inhalten der Druckvorlage nichts geändert. Gesagt, getan. Datei geöffnet, das Zeichen hinter dem Namen ergänzt, die Datei gespeichert und als PDF/X-3-Datei nach ISO-Norm 15930-3:2002 ausgegeben. Die PDF per Internet an die übliche Druckerei versendet.
Insgesamt keine 10 Min. Arbeit von meiner Seite und ich fragte mich, was ich nun verrechnen sollte? Eigentlich hätte ich die Sache dem Kunden schenken können, denn es war ja eine Miniergänzung, kaum der Rede wert. Aber dann habe ich aus Sicht eines Zuschauers darüber nachgedacht, welche einzelnen Arbeitsschritte ich denn ausgeführt habe, die zwar aus meiner Sicht nichtig waren, aber nicht aus Sicht einer Person, die das nicht kann, was ich – mal eben - mache.
Und so kam für die 10 Min. "Arbeit" folgende Kalkulation zustande:
Ausgehend von einem Grafiksatz pro Std. von 85,00 Euro notierte ich frech einen Stundensatz für die reine Bearbeitung bzw. Änderung. Dazu eine Pauschale in Höhe von 75,00 Euro für die erneute Ausgabe der Druckvorlage als PDF/X-3-Datei, wie sie von Druckereien gefordert werden. Doch schon dabei erwischte ich mich in dem Konflikt, vielleicht zu gierig zu sein? Doch dieser Konflikt löste sich schnell auf, da ich ja auch die Daten per Onlineversand der Druckerei zugänglich machte, was ebenfalls ein paar Minuten Zeit in Anspruch nahm, meine Zeit! Also addierte ich zu den Summen noch eine "sonstige Leistung" für 0,1 Stunden, aber ausgehend von einem Satz von 65,00 Euro, dazu und somit gesellten sich weitere 6,50 Euro zu der Summe. Unter dem Strich ergab sich ein Rechnungsbetrag in Höhe von exakt:
166,50 Euro, zzgl. MwSt.
Und ich fragte mich, ob der Kunde bereit wäre, diese Summe dafür zu zahlen, nur weil ich in einer bereits fertiggestellten Druckvorlage, die bereits damals bezahlt wurde, ein Zeichen ergänzte, einmal auf jeder der 4 Seiten? Erst beantwortete ich mir die Frage mit: "Ausgeschlossen, das ist ja unverschämt! Das ist Abzocke!", aber die Besorgnis legte sich bereits nach kurzer Zeit, denn man muss sich einfach vorstellen, man wäre ein Zahnarzt, der im Zahn eines Patienten ein Loch bohrt. Für den Zahnarzt ist das keine Herausforderung sondern sein Handwerk. Er wird die Behandlung mit allen Punkten gegenüber der Krankenkasse abrechnen, auch wenn der bürokratische Teil länger dauert, als der eigentliche Eingriff am Zahn dauerte. Für den Zahnarzt keine Arbeit im Sinne von Anstrengung, aber man muss den Gedanken konsequent zu Ende denken und sich vorstellen, der Zahnarzt überreicht dem Patienten den Borher und verlangt von ihm, bei einem anderen Patienten ein Loch zu bohren. Für den Patienten, der das Handwerk nicht beherrscht, ist das eine große Anstrengung.
Also schrieb ich die Rechnung in Höhe von 166,50 Euro zu Ende und sendete diese ebenfalls als minimierte PDF-Datei mit einem schönen Gruß ins Wochenende an den Kunden, per E-Mail. Gleichzeitig teilte ich ihm mit, dass sein Wunsch, wie aufgetragen, erledigt sei. Ich erwartete natürlich einen bösen Rückruf von ihm und stellte mich darauf ein, ihm gegenüber rechtfertigen zu müssen, wieso die Ergänzung um ein lächerliches Zeichen 166,50 Euro kostet? Aber was soll ich sagen? Alles in Ordnung. Er rief von der Druckerei an und bedankte sich für den schnellen Service und wünschte mir ein schönes Wochenende. Ja, er hat meine Rechnung als PDF erhalten und alles ist in bester Ordnung.
10 Min. Einsatz für 166,50 Euro. Es trifft keine Privatperson sondern ein Unternehmen. Dem Kunden tut es nicht weh und was man in keiner Tabelle oder in irgendwelchen Richtwerten als Kriterium für Kosten finden kann, ist das Reaktionsvermögen in einer Sache, auf Wünsche des Kunden umgehend zu reagieren. Auch das ist ein Service, der sich in Zahlen ausdrücken sollte, denn ich hätte auch sagen können, dass ich die kleine Änderung erst nächste Woche erledige. In diesem Fall habe ich sofort reagiert und ihm war es wichtig, dass die neue Druckvorlage noch am Freitag bei der Druckerei liegt.
So sind alle Beteiligten glücklich und ich erst, denn auch Kleinvieh macht Mist! Auch solche Augenblicke gehören zum Job und exakt diese Momente sind es, die einen manchmal mehr erfreuen, als Aufträge, die exakt kalkuliert sind und wo man keine 166,50 Euro für 10 Minuten Aufmerksamkeit verdient. Ich liebe meinen Job – und solche Kunden, die kurz vor dem Wochende einen Wunsch haben, den man schnell erfüllen kann!
Auch als Designer muss man Verkäufer sein. Und wenn ich an mich glaube und an den Wert meiner Arbeit, dann fällt es mir auch leicht, Kunden von dem Wert meiner Tätigkeit zu überzeugen. Dabei stellt sich nie die Frage nach dem Stundensatz, denn ich gehe immer von 85,00 Euro aus und passe den Satz der jeweiligen Situation an. Ist es ein kurzfristiger Wunsch, der schnell realisiert werden soll, wie in diesem heutigen Beispiel, dann nehme ich den Satz 1:1 und nehme mehr, als wenn ein Kunde sagen würde, die Druckvorlage hat eine Woche Zeit. Ich bringe mit konsequent hohen Kosten den Grad meiner Verantwortung zum Ausdruck und bin trotzdem nie unverschämt, eben weil es dem Kunden viel wichtiger ist, seine Wünsche schnell erfüllt zu bekommen, als auf eine Erledigung zu warten und dann weniger zu bezahlen. Und Kunden, denen am Freitag noch einfällt, sie hätten gern für Montag ein paar Änderungen, gibt es mehr, als man denken sollte. Sicher hätte ich auch exakt die 10 Min. in Rechnung stellen können, aber wenn man Feuerwehr spielt, dann sind günstige Preise unglaubwürdig und wenn man Kunden auch noch Zeit einräumt, darüber nachzudenken, dann muss man selbst die Mindestsätze mindern. Und wem ist damit geholfen? Dem Kunden? Ja sicher, aber er will mit dem Prospekt ebenso ein Geschäft machen, wie der, der das Prospekt gestaltet. In diesem Fall nur eine kleine Änderung, aber eine Änderung, die dem Kunden wichtig war, also war er auch bereit, mehr dafür zu zahlen.
Schönes Wochenende wünscht
- Sterling
Auch Kleinvieh macht bekanntlich Mist.
Heute, kurz vor meinem Trip ins Wochenende:
Ein Stammkunde rief mich heute Vormittag an und bat mich, seine nun von amtlicher Seite registrierte Handelsmarke in einem Prospekt kenntlich zu machen. Also, der berühmte Buchstaben R im Kreis, hinter einem Namen. Mehr nicht. Ansonsten hat sich an den Inhalten der Druckvorlage nichts geändert. Gesagt, getan. Datei geöffnet, das Zeichen hinter dem Namen ergänzt, die Datei gespeichert und als PDF/X-3-Datei nach ISO-Norm 15930-3:2002 ausgegeben. Die PDF per Internet an die übliche Druckerei versendet.
Insgesamt keine 10 Min. Arbeit von meiner Seite und ich fragte mich, was ich nun verrechnen sollte? Eigentlich hätte ich die Sache dem Kunden schenken können, denn es war ja eine Miniergänzung, kaum der Rede wert. Aber dann habe ich aus Sicht eines Zuschauers darüber nachgedacht, welche einzelnen Arbeitsschritte ich denn ausgeführt habe, die zwar aus meiner Sicht nichtig waren, aber nicht aus Sicht einer Person, die das nicht kann, was ich – mal eben - mache.
Und so kam für die 10 Min. "Arbeit" folgende Kalkulation zustande:
Ausgehend von einem Grafiksatz pro Std. von 85,00 Euro notierte ich frech einen Stundensatz für die reine Bearbeitung bzw. Änderung. Dazu eine Pauschale in Höhe von 75,00 Euro für die erneute Ausgabe der Druckvorlage als PDF/X-3-Datei, wie sie von Druckereien gefordert werden. Doch schon dabei erwischte ich mich in dem Konflikt, vielleicht zu gierig zu sein? Doch dieser Konflikt löste sich schnell auf, da ich ja auch die Daten per Onlineversand der Druckerei zugänglich machte, was ebenfalls ein paar Minuten Zeit in Anspruch nahm, meine Zeit! Also addierte ich zu den Summen noch eine "sonstige Leistung" für 0,1 Stunden, aber ausgehend von einem Satz von 65,00 Euro, dazu und somit gesellten sich weitere 6,50 Euro zu der Summe. Unter dem Strich ergab sich ein Rechnungsbetrag in Höhe von exakt:
166,50 Euro, zzgl. MwSt.
Und ich fragte mich, ob der Kunde bereit wäre, diese Summe dafür zu zahlen, nur weil ich in einer bereits fertiggestellten Druckvorlage, die bereits damals bezahlt wurde, ein Zeichen ergänzte, einmal auf jeder der 4 Seiten? Erst beantwortete ich mir die Frage mit: "Ausgeschlossen, das ist ja unverschämt! Das ist Abzocke!", aber die Besorgnis legte sich bereits nach kurzer Zeit, denn man muss sich einfach vorstellen, man wäre ein Zahnarzt, der im Zahn eines Patienten ein Loch bohrt. Für den Zahnarzt ist das keine Herausforderung sondern sein Handwerk. Er wird die Behandlung mit allen Punkten gegenüber der Krankenkasse abrechnen, auch wenn der bürokratische Teil länger dauert, als der eigentliche Eingriff am Zahn dauerte. Für den Zahnarzt keine Arbeit im Sinne von Anstrengung, aber man muss den Gedanken konsequent zu Ende denken und sich vorstellen, der Zahnarzt überreicht dem Patienten den Borher und verlangt von ihm, bei einem anderen Patienten ein Loch zu bohren. Für den Patienten, der das Handwerk nicht beherrscht, ist das eine große Anstrengung.
Also schrieb ich die Rechnung in Höhe von 166,50 Euro zu Ende und sendete diese ebenfalls als minimierte PDF-Datei mit einem schönen Gruß ins Wochenende an den Kunden, per E-Mail. Gleichzeitig teilte ich ihm mit, dass sein Wunsch, wie aufgetragen, erledigt sei. Ich erwartete natürlich einen bösen Rückruf von ihm und stellte mich darauf ein, ihm gegenüber rechtfertigen zu müssen, wieso die Ergänzung um ein lächerliches Zeichen 166,50 Euro kostet? Aber was soll ich sagen? Alles in Ordnung. Er rief von der Druckerei an und bedankte sich für den schnellen Service und wünschte mir ein schönes Wochenende. Ja, er hat meine Rechnung als PDF erhalten und alles ist in bester Ordnung.
10 Min. Einsatz für 166,50 Euro. Es trifft keine Privatperson sondern ein Unternehmen. Dem Kunden tut es nicht weh und was man in keiner Tabelle oder in irgendwelchen Richtwerten als Kriterium für Kosten finden kann, ist das Reaktionsvermögen in einer Sache, auf Wünsche des Kunden umgehend zu reagieren. Auch das ist ein Service, der sich in Zahlen ausdrücken sollte, denn ich hätte auch sagen können, dass ich die kleine Änderung erst nächste Woche erledige. In diesem Fall habe ich sofort reagiert und ihm war es wichtig, dass die neue Druckvorlage noch am Freitag bei der Druckerei liegt.
So sind alle Beteiligten glücklich und ich erst, denn auch Kleinvieh macht Mist! Auch solche Augenblicke gehören zum Job und exakt diese Momente sind es, die einen manchmal mehr erfreuen, als Aufträge, die exakt kalkuliert sind und wo man keine 166,50 Euro für 10 Minuten Aufmerksamkeit verdient. Ich liebe meinen Job – und solche Kunden, die kurz vor dem Wochende einen Wunsch haben, den man schnell erfüllen kann!
Auch als Designer muss man Verkäufer sein. Und wenn ich an mich glaube und an den Wert meiner Arbeit, dann fällt es mir auch leicht, Kunden von dem Wert meiner Tätigkeit zu überzeugen. Dabei stellt sich nie die Frage nach dem Stundensatz, denn ich gehe immer von 85,00 Euro aus und passe den Satz der jeweiligen Situation an. Ist es ein kurzfristiger Wunsch, der schnell realisiert werden soll, wie in diesem heutigen Beispiel, dann nehme ich den Satz 1:1 und nehme mehr, als wenn ein Kunde sagen würde, die Druckvorlage hat eine Woche Zeit. Ich bringe mit konsequent hohen Kosten den Grad meiner Verantwortung zum Ausdruck und bin trotzdem nie unverschämt, eben weil es dem Kunden viel wichtiger ist, seine Wünsche schnell erfüllt zu bekommen, als auf eine Erledigung zu warten und dann weniger zu bezahlen. Und Kunden, denen am Freitag noch einfällt, sie hätten gern für Montag ein paar Änderungen, gibt es mehr, als man denken sollte. Sicher hätte ich auch exakt die 10 Min. in Rechnung stellen können, aber wenn man Feuerwehr spielt, dann sind günstige Preise unglaubwürdig und wenn man Kunden auch noch Zeit einräumt, darüber nachzudenken, dann muss man selbst die Mindestsätze mindern. Und wem ist damit geholfen? Dem Kunden? Ja sicher, aber er will mit dem Prospekt ebenso ein Geschäft machen, wie der, der das Prospekt gestaltet. In diesem Fall nur eine kleine Änderung, aber eine Änderung, die dem Kunden wichtig war, also war er auch bereit, mehr dafür zu zahlen.
Schönes Wochenende wünscht
- Sterling
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