Die Auflösung des Rätsels...
Rächer der Entnervten
David Bradley, Erfinder des PC-Rettungsbefehls, geht in Rente
Ghandi? Martin Luther King? Mandela? Der Papst? Alles kleine Lichter, wenn es um die Wahrung des Weltfriedens geht. Der wahre Rächer der Entnervten dieser Erde ist David Bradley (55), ein IBM-Ingenieur. Denn Bradley, der an diesem Wochenende in Pension geht, verdankt die Menschheit den ultimativen Würgegriff beim Kampf gegen renitente Computerprogramme. Er war es, der (in fünf Minuten!) das Programm strickte, mit dem geschundene PC-Benutzer durch den Griff zu den Tasten "Steuerung + Alt + Entfernen" ihren Peiniger kaltlächelnd aushebeln können.
Danach: Ruhe. Endlich Ruhe. Keine kryptischen Fehlermeldungen mehr. Kein streikender Treiber, der doch nur den Anwender in den Wahnsinn treibt. Stattdessen: Neustart. Ein sanftes, nennen wir es ruhig: devotes Schnurren der Festplatte. Das Leben beginnt. Es gibt doch noch Gerechtigkeit. Die Programm-Macke ist auf dem verdienten Weg ins digitale Nirwana, die graue Kiste unterm Tisch kann wieder so tun, als sei der Schreikrampf ihres bedienten Bedieners nur ein böser Albtraum gewesen. Zumindest bis zum nächsten Programmabsturz. Und der kommt, früher oder später, so sicher wie das nächste Windows-Update.
Bradley ist nicht nur ein Schutzheiliger der Computer-Ära, er ist auch bescheiden: Das sei damals, 1980 oder '81, nichts gewesen, an das er sich groß erinnern könnte, berichtete er später. Er gehörte zum "Dreckigen Dutzend", jenem Team, das den ersten IBM-PC entwickeln sollte. Man hatte nur einen einfachen Weg gesucht, einen Rechner neu zu starten, ohne ihn abzuschalten. Die Tastenkombi sollte sich gut einprägen können, und es sollten Tasten sein, die man nicht versehentlich gleichzeitig drücken würde. "Ich habs vielleicht erfunden, aber Microsoft hat es populär gemacht", sagte er einmal bei einer Podiumsdiskussion zu Bill Gates. Mr. Microsoft, der solche Sätze wohl öfter hört, fand das gar nicht lustig.
Übrigens: Auf Apple-Rechnern gibts den Bradley-Knockout auch, da lautet die Drei-Finger-Zauberformel nur etwas anders: "Apfel + Alt + Esc" nämlich. Aber, und das ist das Schöne, man braucht sie dort so gut wie nie.
(Hamburger Abendblatt, 31.1., S.1)
DANKE FÜR DIE TIPPS!!!
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