Software aus Deutschland zu umständlich/bürokratisch?

carstenj

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Hi,

ich versuche mit einer gewissen Neutralität an Dinge ranzugehen, aber es gibt einfach Momente die mich unfassbar nerven. Wenn ich das mal analysiere, hat das oft mit Software zu tun, und wenn ich da noch weiter forsche, ist es vielfach Software aus Deutschland. Dabei geht es um Bedienung, die Optik, die Ausnahmebehandlung, Ungereimtheiten in der Anleitung vs. tatsächliche Funktionalität.

Mal als Beispiel:
- Elster (sehr kompliziert, aber wenigstens keine Captchas)
- Steuersparcard bzw. Wunschgutschein (Captchas bei jedem Klick, umständliches Handling, Gutscheine oft nur bis zu einem Gewissen Wert einlösbar, nur bei wenigen Unternehmen anerkannt)
- Vemas (ERP und CRM Software)
- Jobrad Leasing (alles sehr kompliziert, falls man während des Vertrages den Job wechselt, die neue Firma aber auch JobRad anbietet, kann man den Vertrag AUF GAR KEINEN FALL übernehmen)
- Eheim: Aquarienhersteller, die Software für die Steuerung ist so dermaßen umständlich, dass man sich schon fragt ob das jemals jemand getestet hat (Wobei sich das in den letzten Monaten sehr stark verbessert hat, aber der Auslieferungszustand war katastrophal))

Natürlich ist das nicht repräsentativ, vor allem weil es erstmal nur wenige Beispiele sind, aber es fällt mir auf weil ich gerade mit dem ein oder anderen zu kämpfen habe.
Ob das ein typisch deutsches Problem ist weiss ich nicht, ist mir im Grunde auch zu einfach darauf zu schimpfen, aber ich nutze viele Dinge und manche nehme ich einfach so hin, von manchen bin ich schlicht begeistert, aber darunter ist selten was gewesen was wirklich aus deutscher Hand stammt.

Daneben wurde oft auf China geschimpft, gerade die "mangelnden" Anleitungen und technische Umsetzung war sehr fragwürdig und wirkte billig, aber mein Roborock funtioniert großartig, die Software ist einfach zu verstehen und intuitiv, und die Anleitung, wie man das Dingen aufbaut und reinigt sind so dermaßen klar und verständlich, dass ich schon fast Tränen in den Augen hatte. :)

Das soll kein Bashing sein, was es jetzt irgendwie doch geworden ist, aber ich frage mich wirklich, wo sind aktuelle Produkte aus Deutschland, von denen man wirklich von begeistert ist? Mir fällt während des Schreibens tatsächlich AVM ein, mit der Fritzbox und dem ganzen Zubehör bin ich eigentlich sehr zufrieden.
 
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Da will ich von der Sache mit dem Update der Grundsteuer garnicht anfangen.
Eigentlich sind die Daten ja vorhanden und wir müssen jetzt die Datenbanken konsolidieren.
Ne ordentliche Schnittstelle zwischen den Systemen hätte das Problem wahrscheinlich "on the fly" gelöst.
Aber das scheitert wahrscheinlich an unserem föderalen Sysem (das ich prinzipiell gut finde). Jedes Bundesland oder vielleicht auch jedes Amt hat da so seine Requirements.

Aber zu Deinem Thema:
Ich habe während meiner (IT)Laufbahn mal zwei SAP Kurse in Walldorf besucht. Damals dachte ich, halbwegs fit zu sein und mein Kollege auch.
Wir haben tatsächlich über weite Strecken nur "Bahnhof" verstanden. Deren Vokabular hatte mit unserem fast nichts zu tun. Und intuitiv war es für uns auch nicht.
Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) ist das System anerkannt.
 
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Ich bin da inzwischen durchaus zynisch geworden und das bezieht sich nicht nur auf Software. In Deutschland werden Probleme gesucht, alles größtmöglichst kompliziert gemacht und dabei geht völlig der Überblick mit dem Sinn für das eigentlich Grundlegende verloren, so dass als Endergebnis häufig nur noch unbrauchbarer Murks heraus kommt. Der Rest der Welt fokussiert sich auf das Wesentliche und die Probleme werden als kleine Abweichungen mit Menschlichkeit kompensiert. Gerade bei letzterem und unserem Unvermögen das auch zu tun, sehe ich für uns mehr Gefahr als in der Produktion von Softwaremüll!
 
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Genau. Als Beispiel könnte man da die Corona App nehmen. Hat in DE bist jetzt 130 Millionen gekostet. (Quelle: https://www.computerbild.de/artikel/cb-News-App-Check-Corona-Warn-App-So-viel-kostete-die-Anwendung-bis-jetzt-31652333.html).

In NL (da habe ich ja früher mal gewohnt) nur 23 Milionen (Quelle: https://www.nu.nl/tech/6154064/23-miljoen-euro-op-prijskaartje-coronamelder-kosten-zijn-het-waard-geweest.html).

Ich arbeite ja in der IT-Abteilung auf einer Kreisverwaltung, also nur intern. Ich sorge dafür, dass Leute arbeiten können. Hier im Kreis und im Home Office. Ich habe nichts mit der Entwicklung von Anwendungen zu tun. Aber teilweise haben wir hier anwendungen da graust es einem. z.B. eine die noch Internet Explorer 10 vorschreibt (also Windows 7), mit viel hängen und würgen haben wir das auf W10 ans laufen bekommen. Teilweise sehen Anwendungen so aus, als kämen die aus den 90ern.
 
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Wo du das Thema Aquarienhersteller anführst, möchte kurz einwerfen, dass es höchst subjektiv ist, was "einfach" oder "benutzerfreundlich" ist.Mittlerweile ist es bei solchen Sachen ja Usus, dass jeder Hersteller ein App mitliefert. Das ganze resultiert dann oft in irgendwelchen dubiose "Account" Geschichten, teilweise mit Accounts in Übersee / China - Der totale Verlust der eigenen Datenherrschaft ist da angesagt!!

Und das ganze setzt dann voraus dass ich auch iOS oder Android nutzen kann oder will.

Juwel hat da eine - nicht hübsche - aber für jeden Techi doch attraktive Lösung gebracht. Dort wird auf der Lampe (ich vermute rasberri pi) ein eigener kleiner webserver intern mitgeliefert und die Administration erfolgt dann über lokales LAN. Als ich das eingerichtet habe, habe ich gedacht "Ob dass >Ottonormal Gerd< auch eingerichtet bekommt? Ich hab so meine Zweifel."
https://www.kkthxbye.wtf/?juwelheliaLuxSpectrum hab da mal gebloggt und ein paar Einrichtungsbeispiele gegeben.

Sicher kann man sagen: das ist kompliziert. Fakt bleibt aber auch, dass sich sowas toll in die eigene infra Struktur eingliedern lässt und meist Betriebssystem unabhängig läuft. Bedenke etwa: Elster und Co sollte unabhängig, ob du Linux Mac Win oder iPad hast, für jeden zugänglich sein.
Da muss man abstriche machen und kriegt am Ende irgendeinen Javamist untergejubelt.

Ich habe gestern von der Grundschule eine "Lern CD" mitbekommen. Ein deutscher Verlag - der irgendwie sein eigens Süppchen kocht.

Problem 1: möglicherweise keine CD Laufwerk
Problem 2: Software war für Mac und Windows auf adobe air. - Meiner Tochter habe ich allerdings ein Debian Rechner installiert.
Problem 3: Das lief nicht auf Win 11
Problem 4: Installation mit Mac OS scheiterte auch
Am Schluss dann nen Windows 10 Rechner aufgetrieben, dort lief der Mist dann auch nicht.
Alter... lernt die Tochter eben nicht lesen.

Jedenfalls nicht mit Eurer scheiß Software.
Hab mich mit anderen Eltern ausgtauscht: die hatten die gleichen Probleme.

Einfach wäre hier gewesen: Einfach ne Webseite und gut.
 
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aber bald haben wir nur noch ein Ladekabel.....:D

Und für dieses »ein Ladekabel« wird jeder Anbieter ein nichtübertragbares, proprietäres Handshake Lade-Busprotokoll ausarbeiten, damit man im Endeffekt doch wieder anbieterspezifische Ladegeräte kaufen muss. :( Ich habs im Urin.
 
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Ich finde die Software von Lemke (z.B. den GraphicConverter) praktisch und intuitiv.
Und zu Atari-Zeiten war Signum! unübertroffen.
Gibt sicher noch mehr

Vielleicht sollte man grundsätzlich unterscheiden zwischen „Software aus Deutschland“ und „Software, bei der deutsche Bürokraten mitgeredet haben“.
 
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Ich finde die Software von Lemke (z.B. den GraphicConverter) praktisch und intuitiv.

:unterschreibe:
Vielleicht sollte man grundsätzlich unterscheiden zwischen „Software aus Deutschland“ und „Software, bei der deutsche Bürokraten mitgeredet haben“.
:unterschreibe:

Übrigens muss ich irgendetwas falsch gemacht haben: Ich habe die "Grundsteuererklärung" für mich und für meine Schwiegermutter in je etwa 10 Minuten über Elster erledigt.
 
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Generell ist das kein Deutsches Problem, sondern hat mehr damit zu tun, dass sich jeder berufen fühlt, zu Wissen wie man gute Software schreibt. So lange man Software-Entwickler auf das Niveau von Über-Fahrern und Paket-Boten stellt, wundert das einen auch nicht ... ;-)
 
Und zu Atari-Zeiten war Signum! unübertroffen.
SoftWare von Becker (Düsseldorf). BeckerCAD z.B.
 
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Elster ... war in der ersten Version eine Access-DB und konnte in einer Minute gehackt werden .... (wenn man das wollte - war aber strafbar, glaube ich ... )
Damals...in den Ardennen...
Alter, das ist 26 Jahre her.
 
Es gibt ein wichtiges Design-Prinzip: YAGNI = You Aint Gonna Need It, das wird gern übersehen und Features begonnen zu planen und sich zu verzetteln die niemand gefordert hat. Das macht Software unbenutzbar.

Ein weiterer Aspekt ist das man sich gern hinter Datenschutz versteckt. Wer eigentlich gar nicht will, das man seine Software nutzt macht sie eben schwer zugänglich. Die Schufa ist so ein Fall. Aber auch Elster und Andere überdrehen das Schutz-Thema mehr als nötig wäre, Auch wird manchmal Faulheit zum Datenschutz umgenünzt. Die Grundsteuer ist da in der Tat ein gutes Beispiel. Den Bürgern werden Datensysteme zur Verfügung gestellt, damit diese die Abfragen und die Resultate bei Elster eingeben um die Grundsteuer zu berechnen. Ein guter Importer wäre hier die zielführende Lösung gewesen. Nur vermutlich war das wieder arbeit und dann delegiert man in Verwaltungen lieber. So geschieht es ja mit anderen Themen auch. Online Kriminalität aufklären? Statt Personal wird da nach Pauschalüberwachung und Kryptoverbot gerufen.

Ist Software aus DE immer schlecht? Nein! Aber es gibt genug Ausreden dafür Software nur halb fertig zu stellen, die Erstellung an Zeitlimits zu binden oder Personal dafür zu kürzen. Seit Microsoft reift Software bei Kunden. Wenn man sich anguckt wie IBM und andere vorher mit Software umgegangen sind muß man zugeben, dass das nicht rentabel war. Nicht jede Software ist für Mondflüge gedacht. Das mit dem reifen beim Kunden nennt man neudeutsch auch gern Agilität. Richtig gelebt ist auch die wieder toll - wie beim Datenschutz und Anderem kann man aber auch eine gute Ausrede daraus machen.

Letztlich hängt die Qualität der Software von Leuten ab die sie schreiben, der Zeit und Mittel den man ihnen gibt. Gute Leute ohne Geld und Zeit können auch nix bewirken. Schlechte Leute und viel Geld oder Zeit eben so wenig.
 
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usability** ist das schlagwort,
egal welcher art: sei es der klassische fahrkartenautomat (wurde lange zeit mit macromedia auch realisiert) oder die vorstellungs-cd usw. usf.
was ausbildungsinhalt des mediengestalters operating ist/war, in der zeit kam erst macromedia flash hinzu was später adobe flash ja wurde/war
**zumindest hat man uns das '99-'01 schon eingeprügelt in unserer ausbildung

jaja ich hab auch noch 1st Word Plus fürn Atari hier und läuft auch noch :jaja:
PS: **KISS gehört auch noch dazu, ich löse mal nicht auf was das bedeutet, nur eines, nein es hat nichts mit musik zu tun :zwinker:
 
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Damals...in den Ardennen...
Alter, das ist 26 Jahre her.
Sieht heute nicht besser aus ... übrigens bei vielen Unternehmen und Behörde in Deutschland. Anstatt Innovationen wird dort Etabliertes der letzten 20 Jahre eingekauft.
 
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Wenn mich nicht alles täuscht, kam die aus Eltville. Ich glaube, ich bin damals in der Mittagspause übern Rhein und habe sie direkt beim Entwickler gekauft
 
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als gegenbeispiel zum „genervt sein“ von deutscher software führe ich mal wiso steuer von buhl an. funktioniert bei uns seit jahren hervorragend, egal, ob über mac, imac oder ipad und den tv via air play.
 
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