Simple Sprache wirkt intelligenter

Pamela

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TEXTWAHRNEHMUNG

Simple Sprache wirkt intelligenter


Wer glaubt, mit gestelzten Formulierungen Eindruck schinden zu können, täuscht sich. Unnötig lange Wörter und eine ausgefallene Schriftart lassen Leser vielmehr an der Intelligenz des Autors zweifeln.

Sprachwächter wie der Journalist Wolf Schneider ("Deutsch für Profis") predigen es immer wieder: Schreibe so einfach wie nur irgend möglich. Denn nur dann können die Leser den Text leicht erfassen und haben überhaupt Lust, noch weiter zu lesen.

Eine einfache Sprache erleichtert jedoch nicht nur das Verständnis, sie erhöht auch die Wertschätzung, die der Leser dem Autor eines Textes entgegenbringt. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Forschergruppe um Daniel Oppenheimer von der Princeton University in New Jersey. Demnach lassen sich Leser durch klare Worte und einen einfachen Zeichensatz stärker beeindrucken als durch ein ausgefeiltes Vokabular und ein überladenes Schriftbild, berichten die Wissenschaftler im "Journal of Applied Cognitive Psychology".

In ihrer Studie legten Oppenheimer und seine Kollegen den Testpersonen verschiedene Textproben vor. Diese stammten aus Schülerbewerbungen, Doktorarbeiten und philosophischen Werken und waren in zwei unterschiedlichen Schriftarten ausgedruckt: der in vielen Büchern verwendeten "Times New Roman" und der künstlerisch wirkenden Schrift "Juice".

Das Urteil der Testpersonen über die Intelligenz des Autors fiel besser aus bei einfacher formulierten Texten mit einem leicht zu lesenden Zeichensatz. Dagegen erzielten überflüssig lange Wörter und ein komplexeres Schriftbild genau das Gegenteil. Die Art der Schrift spielte deshalb eine Rolle, weil sie die Lesegeschwindigkeit beeinflusst, schreiben die Autoren. Ein schwerer lesbares Schriftbild veranlasse die Probanden zu einem negativen Urteil über die Intelligenz des Autors.

Der Lesefluss kann allerdings auch auf andere Weise abgebremst werden. Im letzten Teil der Studie bekamen die Probanden Texte vorgesetzt, die entweder mit ausreichend oder mit sehr wenig Tinte gedruckt waren. Obwohl die blasse Schrift das Lesen behinderte, gaben Testpersonen richtigerweise nicht dem Autor dafür die Schuld und hielten ihn daher auch nicht für wenig intelligent. "Eines scheint jedenfalls sicher zu sein", folgert Oppenheimer: "Schreib so einfach und deutlich wie möglich, dann hält man dich eher für intelligent."

Quelle: Spiegel.de
 
Ähä. Jetzt weiß ich, warum die Handbücher der Windows-Versionen immer so dick sind. Die schreiben wohl extra kompliziert, damit sie dann die "simplified"-Fassung für teuer Geld verscherbeln können. :D
 
Jo. Das ist mal ne Aussage. Gut, dass ich eh nich so eloquent wirke... :D
 
mein lieblingsbeitrag ist und bleibt: "hehehe" - schlicht, nicht anstößlich und irgendwie sympathisch. weiß aber nicht, wer den zum ersten mal verwendet hat...
 
Genau das haben sie mir beim Praktikum in der Lokalredaktion auch immer gepredigt.
Allerdings war auch keiner der Redakteure fähig, mehr als zwei Nebensätze zu konstruieren. :D
 
Das habe ich heute Morgen auch gelesen... :D ;)

Interessante Geschichte!
 
wohl nicht nur im geschriebenen...

gerade im gesprochenen noch um einiges wichtiger. wie bei allem, weniger ist mehr und manchmal ist einfach besser...hehe (das hatte ich zum ersten mal beim minus entdeckt, wo der das allerdings her hatte...)
 
hertzchen schrieb:
wohl nicht nur im geschriebenen...
gerade im gesprochenen noch um einiges wichtiger. wie bei allem, weniger ist mehr und manchmal ist einfach besser...(..)
aber nicht bei einem liebesdialog. da wollen frauen 'plötzlich' viel und durch de blumen hören :)
rob
 
Ich kann dem Artikel nur zustimmen. Wer intelligent ist, muss dies nicht durch überkomplizierte Sätze hervorheben.
Ein Freund von mir ist hochintelligent und schafft es, wirklich jedem Idioten die komplizieresten Sachverhalte zu erklären. Das nenne ich wahre Intelligenz. Er arbeitet übrigens jetzt als Dozent für Informatik an einer großen Uni. :D
 
Ich hasse die Schriftart Times New Roman, aber ansonsten stimme ich dem Artikel zu - auch wenn ich nur bis zum 4. Absatz gelesen habe :D
In Aufsätzen habe ich allerdings genau das Problem, nämlich dass ich aus zwei einfachen Sätzen lieber einen Schachtelsatz mache. Ich versuche also (vielleicht auch unterbewusst), eine möglichst hohe Worteffizienz zu erreichen. So ist die Strukturierung einfacher und ich kann Redundanz leichter vermeiden; muss mir das echt mal abgewöhnen. Verdammt, schon wieder ;)
 
Man, dabei habe ich mir bei der letzten Seminararbeit wieder super tolle Sätze aus den Fingern gezogen. Wie einer meiner Vorredner aber schon bemerkte, passiert das auch unterbewusst. Zudem muss man die Sätze teils ungewohnt konstruieren, weil man ja auf die Ich-Form gänzlich verzichtet.

Im Großen und Ganzen ist das aber auch ein spezielles Problem deutscher Autoren oder vielleicht sogar der deutschen Sprache. Man vergleiche nur in Englisch geschriebene Bücher von Muttersprachlern mit denen, die in Englisch von nicht Muttersprachlern geschrieben worden sind. Die letzteren schreiben ultra kompliziert, die ersteren schön einfach.

Grüße,
basti2701
 
basti2701 schrieb:
Im Großen und Ganzen ist das aber auch ein spezielles Problem deutscher Autoren oder vielleicht sogar der deutschen Sprache. Man vergleiche nur in Englisch geschriebene Bücher von Muttersprachlern mit denen, die in Englisch von nicht Muttersprachlern geschrieben worden sind. Die letzteren schreiben ultra kompliziert, die ersteren schön einfach.

Grüße,
basti2701


Seh ich auch so. Während meines Praxissemester habe ich viel in englischsprachigen Büchern geschmökert. Die Amis haben schlicht das bessere Timing, nicht nur beim Schreiben.
 
ja, klar, wir sollen alle im stile der bildzeitung ab jetzt unsere texte verfassen à la hauptsatz. hauptsatz. usw.. - ohne jeden nebensatz :D
 
@hasso:
Es heisst nicht "Bild Zeitung" sondern "Jux-Blatt" oder "Blind" oder "Hast du schon gesehen, was heute so Blöd in der Zeitung stand?"

:p
 
Oh Gott.. Das sollte mal jemand meinen Professoren sagen. :eek:
 
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