marco312
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Von einem Magazin, das den Namen nicht wert ist, den es trägt
Eine Brillant geschriebene Kritik
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Eine Brillant geschriebene Kritik
Das Wochenende stand wieder einmal völlig unerwartet vor der Tür. Nach dem üblichen Gehetze kurz vor Ladenschluß wartete ich darauf, daß die allem Anschein nach scheintote Kassiererin endlich die Tiefkühlpizza des Langzeitstudenten in der Schlange vor mir erfolgreich über den Scanner ziehen würde. Mein Blick fiel auf das Zeitschriftenregal. Neben den üblichen Verdächtigen strahlte mich ein apfelgrünes Cover mit bekannter iPod-Silhouette an. iCreate, ein mir bis dato völlig unbekanntes Magazin, hatte den Weg ins Regal meines Supermarkts geschafft. Zwar schreckte mich der hohe Preis von 7,90 Euro ab. Aber einem neuen Magazin wollte ich eine Chance geben.
Um das Fazit vorwegzunehmen: Das Geld für iCreate kann muß man sparen. Oder man spendet es der Redaktion. Die haben es nämlich wirklich nötig.
Beim Vorwort kam mir das erste Mal die Galle hoch. Denn dachte ich noch, ich hielte mit Ausgabe 3/05 das aktuelle Heft für Mai und Juni in den Händen – schließlich erscheint dieses Druckwerk alle zwei Monate – so wunderte es mich doch sehr, daß im iGreetings genannten Editorial Frank Steinhoff, ehemaliger Geschäftsführer von Apple Deutschland, zu Wort kommt. Sicher soll die eingeklammerte Info (Jan. 2005) andeuten, daß dieser längst woanders sein Geld verdient. Warum aber bringen die Macher diesen sichtlich betagten Gruß? ich vermute, sie mußten die Zeilen des Ex-Chefs verwursten, weil sonst niemand in diesem Heft namentlich genannt werden will. »Wir sehen dem Jahr 2005 mit begründeten Optimismus entgegen«, orakelt in dem in Apfelform gesetzten Text besagter Frank Steinhoff. Kein Wunder, daß der Mann gute Laune hat. Wer mittlerweile bei einem Fahrzeugbewerter arbeitet, freut sich bestimmt über jeden Golf, der für 190.000 Euro den Besitzer wechselt. Schließlich kann man solche Aktionen als Aufschwung für die Branche werten.
Beim Durchsehen der im Index angegebenen Artikel verwirrte mich die Gestaltung. Denn manche Artikel wirken wie Werbung. Bei Produkttests werden die wichtigsten Daten auf der rechten Seite durch eine schwarze senkrechte Linie vom restlichen Bericht abgetrennt. Infos aus der Redaktion erscheinen im gleichen Kleid. Manche Anzeigen aber auch. Das groß angekündigte Interview mit einem Mac-Experten von fraglicher Güte bleibt so oberflächlich, daß es weh tut, die dafür veranschlagte Doppelseite lieblos mit Produktfotos illustriert. Fehlt eigentlich der praktische Hinweis auf den Arbeitgeber des Experten. Aber der füllt später im Heft eine ganze Seite – mit einer Anzeige.
Überhaupt scheint in der iCreate-Redaktion kreative Ohnmacht zu herrschen. Rubriken heißen iCandy, AppleTalk und iWant. Das Abo-Angebot kommt als – wer hätte es gedacht – iSpar daher. Aber das beste Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte, sind die Tutorials. Denn die Gestaltung dieser Bedienungsanleitungen für verschiedene Programme verleidet einem nach den ersten Beispielbildchen die Lust am Weitermachen. Doppelseiten werden mit bis zu 12 Screenshots und weiteren Infokästchen zugekleistert.
iCreate gibt es schon seit einem Jahr. Das ist beachtlich, bedenkt man, daß dieses mies zusammengeschusterte Heftchen »Das Magazin für kreative Mac-User« sein möchte. In der anläßlich des Heft-Geburtstags verschickten Pressemitteilung heißt es »iCreate feiert Einjähriges und beweist gleichzeitig, dass Qualität – auch im Zeitschriften-Markt – nach wie vor gefragt ist«. Das stimmt, Qualität ist gefragt. Aber iCreate liefert keine Antwort.
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